Silvester in Nordrhein-Westfalen: Normales Chaos

In NRW gibt es weniger Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte. Trotz Terrorwarnung bleibt es auch in Köln „eher ruhig“.

Schwer bewaffnete PolizistInnen vor dem Kölner Dom an Silvester

Terror-Alarm zum Jahreswechsel, bewaffnete PolizistInnen vor dem Kölner Dom Foto: Christoph Hardt/imago

Bochum taz | Wie fast überall in Deutschland hat es in Nordrhein-Westfalen mit seinen 18 Millionen Menschen zum Beginn des neuen Jahres weniger Krawalle und Angriffe auf Polizist:innen, Feuerwehr und Rettungskräfte gegeben als befürchtet. „Insgesamt war es eine normale Silvesternacht“, sagte ein Sprecher von Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) der taz am Neujahrsmorgen in einer ersten Einschätzung. Insgesamt seien landesweit rund 6.600 Po­li­tis­t:in­nen auf den Straßen gewesen, von denen 21 verletzt wurden, hieß es – im Vorjahr waren es 43.

Auch in NRWs größter Stadt Köln blieb es „eher ruhig“, so ein Polizeisprecher: „Wir hatten eine Lage ohne besondere Einsätze.“ Allerdings war die Polizei allein dort mit rund 1.000 Be­am­t:in­nen im Einsatz, die teilweise mit Maschinenpistolen und Schutzwesten ausgerüstet waren. Grund dafür waren auch Terrorwarnungen: Schon vor Weihnachten waren Hinweise eingegangen, nach denen zum Jahreswechsel ein islamistischer Anschlag auf den Kölner Dom geplant sei. An Heiligabend war deshalb im niederrheinischen Wesel ein 30-jähriger Mann mit tadschikischer Staatsangehörigkeit festgenommen worden. Die Kölner Kathedrale wurde daraufhin für Touristen geschlossen – alle Gottesdienste fanden aber wie geplant statt. Am späten Silvesternachmittag hatte Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns dann die Ingewahrsamnahme von drei weiteren Verdächtigen bekannt gegeben.

Diese stammten ebenfalls „aus dem zentralasiatischen Raum“, erklärte der Leiter der Verkehrsdirektion der Kölner Polizei, Frank Wißbaum. Als „Tatmittel“ habe nach bisherigen Ermittlungen offenbar ein Pkw eingesetzt werden sollen. Unklar blieb aber, ob das Auto in eine Menschenmenge gesteuert werden oder als Sprengstofffalle dienen sollte. Eine intensive Durchsuchung der Tiefgarage unter dem Dom sei ebenfalls ergebnislos verlaufen. Auch Reul hatte deshalb Entwarnung gegeben: Seine Po­li­zei­be­am­t:in­nen hätten „alle Schritte unternommen, damit alle Bürgerinnen und Bürger in Köln sicher feiern können“.

„Keine schweren Straftaten“ registrierte die Polizei auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Dazu beigetragen haben dürfte auch ein Böllerverbot in der am Rheinufer liegenden Altstadt. In Köln war das Zünden von Feuerwerk in großen Teilen der Innenstadt ebenfalls untersagt. Ein Verbot von Pyrotechnik galt auch etwa auf der Bochumer Partymeile Bermuda­dreieck, in Münster rund um den Dom und den Prinzipalmarkt und in Aachens historischer Altstadt – schließlich waren zum Jahreswechsel 2022/23 in vielen Städten Nordrhein-Westfalens Po­li­zis­t:in­nen und Feuerwehrleute mit Böllern angegriffen worden.

Angriffe mit Pyrotechnik

Duisburg, Essen und Dortmund verzichteten trotzdem auf ein von der Polizeigewerkschaft GdP gefordertes Böllerverbot. In Dortmund verlief die Silvesternacht dennoch „ohne größere Zwischenfälle“, bilanzierten Stadtverwaltung und Polizei. In Duisburg aber wurden Polizist:innen, Straßenbahnen und Busse mit Böllern beworfen und mit Raketen beschossen. Auch in Solingen bei Wuppertal gab es Angriffe mit Pyrotechnik. Unbekannte verschanzten sich hinter einer Barrikade aus brennenden Mülltonnen.

Ruhiger als im Vorjahr lief die Silvesternacht dagegen in Essen ab. Dort war es zum Jahreswechsel 2022/23 in Brennpunkten im Norden und Westen der Stadt zu Ausschreitungen vor allem durch Jugendliche und junge Erwachsene gekommen: Auch damals brannten Müllcontainer, bei Löschversuchen wurden Polizei und Feuerwehr angegriffen. „Durchaus normal“ sei stattdessen die vergangene Silvesternacht gewesen, bilanzierte jetzt die Essener Polizei.

Gelegen haben dürfte das auch an dem deeskalierenden Einsatz von Streetworkern und Sozialarbeitern: „Wir haben schon im Vorfeld viele Eltern und viele An­woh­ne­r:in­nen angesprochen, die dann mög­liche Krawallmacher von Gewalt abgehalten haben“, sagt Thomas Rüth, Abteilungsleiter für Jugendhilfe, Kriminalprävention und Quartiersentwicklung bei der Caritas. „Viele Jugendliche fanden das gut. Die sagen: Wir haben selbst keinen Bock auf Randale bei uns im Viertel.“

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