Siedlungen im Westjordanland: Israel baut tausende Wohnungen
Israel genehmigt neue Wohnungen im Westjordanland. Die USA stoppen Finanzierung von Forschungsprojekten. US-Republikaner rücken Biden in BDS-Nähe.
Israels Regierung setzt sich damit über Bedenken der USA und westlicher Staaten hinweg, die einen Stopp des Siedlungsbaus fordern, um damit den Weg für eine Befriedung des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern zu bereiten. In den vergangenen Tagen hatte sich der Streit weiter zugespitzt, nachdem Siedler als Vergeltung für Anschläge militanter Palästinenser in palästinensische Dörfer eindrangen, Autos und Häuser in Brand steckten und Einwohner bedrohten.
Spitzenvertreter der Siedler begrüßten die Bau-Genehmigungen. Er danke der israelischen Regierung, sagte etwa der Leiter des Regionalrats von Gush Etzion im Westjordanland, Shlomo Neman. „Gerade in diesen schwierigen Tagen ist dies die angemessenste zionistische Antwort auf all jene, die uns zerstören wollen.“ Die Siedler rechtfertigen den Wohnungsbau in den Palästinensergebieten mit historischen Wurzeln und Ansprüchen in der Region.
Seit ihrem Amtsantritt im Januar hat die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Förderung von mehr als 7.000 neuen Wohneinheiten genehmigt. „Die israelische Regierung treibt die vollständige Annexion des Westjordanlandes in einem noch nie dagewesenen Tempo voran“, erklärte die israelische Friedensbewegung Peace Now.
USA stoppen Finanzierung von Forschung
Indes beenden die USA die Finanzierung von wissenschaftlicher Forschung mit israelischen Universitäten im besetzten Westjordanland. Das teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Montag in Washington mit.
Die Regierung von Präsident Joe Biden macht damit eine Maßnahme des Amtsvorgängers Donald Trump wieder rückgängig, die den internationalen Konsens aufgekündigt hatte, wonach Israel das Westjordanland seit dem Sechstagekrieg 1967 illegal besetzt hält.
Den neuen Leitlinien für US-Behörden zufolge steht „die Aufnahme bilateraler wissenschaftlicher und technologischer Zusammenarbeit mit Israel in Gebieten, die nach 1967 unter israelische Verwaltung kamen und die weiterhin Gegenstand von Verhandlungen über den endgültigen Statuts sind, im Widerspruch zur US-Außenpolitik“, sagte Miller.
Die Vereinigten Staaten würden die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit mit Israel „sehr schätzen“, die Einschränkung für das Westjordanland „spiegelt die seit Jahrzehnten bestehende US-Position wider“. Die Entscheidung betrifft vor allem die Universität von Ariel, die 1982 in der neu gegründeten Siedlung eröffnet wurde.
BDS-Vorwurf gegen Biden-Regierung
Vertreter der Republikanischen Partei kritisierten den Schritt umgehend. Senator Ted Cruz warf der Regierung Biden „antisemitische Diskriminierung“ der Juden im Westjordanland vor.
David Friedman, unter Trump US-Botschafter in Israel und starker Fürsprecher der Siedlungsbewegung, warf der Regierung vor, sich der sogenannten BDS-Bewegung anzuschließen, die zu einem wirtschaftlichen, kulturellen und akademischen Boykott Israels aufruft, um die Besetzung und „Kolonisierung“ der palästinensischen Gebiete zu beenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland