Sicherheit von belgischen AKWs: Weitere Risse sind möglich
Ein Gutachten sieht Materialmängel bei belgischen Atommeilern. Die Grünen forderten im EU-Parlament am Donnerstag die Abschaltung.
Ein weiterer Betrieb der Reaktoren sei unverantwortlich, sagte Grünen-Fraktionschefin Rebecca Harms. „Da die Sicherheit der Druckbehälter nicht gewährleistet werden kann, dürfen die Reaktoren nicht weiter betrieben werden. Ein Bersten eines Druckbehälters hätte in der dicht besiedelten Region katastrophale Folgen.“
In den umstrittenen beiden AKWs sind seit 2012 insgesamt 16.000 Risse entdeckt worden. Monatelang standen deshalb die beiden Reaktorblöcke still. Ende 2015 wurden sie wieder in Betrieb genommen. Seitdem lebt auch der Streit über sie wieder auf.
Es bestehe keine Gefahr, behauptet die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC. Man habe die Risse genau untersucht und könne jedes Risiko ausschließen.
Stahl hat schlechte Qualität
Die von den Grünen beauftragte Materialforscherin Ilse Tweer kommt zu einem anderen Ergebnis: Es könne kein Nachweis dafür erbracht werden, wie und wann die Risse im Reaktordruckbehälter entstanden sind. Vieles spreche dafür, dass sie sich während des Betriebs gebildet oder zumindest vergrößert hätten, heißt es in der Studie. Weitere Risse im Stahl seien nicht auszuschließen.
„Der Stahl ist von derart schlechter Qualität, dass die Reaktordruckbehälter schon bei Inbetriebnahme der Reaktoren nicht genehmigungsfähig gewesen wären“, warnt der grüne Europaabgeordnete Claude Turmes aus Luxemburg.
Die Grünen wollen das Gutachten nun der Bundesregierung und den anderen Nachbarn Niederlande, Luxemburg und Frankreich zukommen lassen, um den politischen Druck auf Belgien zu erhöhen.
Dies zeigte sich allerdings wenig beeindruckt. Die Regierung in Brüssel ignoriert seit Jahren die Warnungen von Umweltschützern und Grünen. Ohne AKWs drohe dem Land – so die offizielle Darstellung – gerade an kalten Wintertagen ein Blackout. Und am Donnerstag fiel der erste Schnee.
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