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Sichere Räume verteidigenEs darf kommentiert werden

Nicht nur Køpi und viele weitere alternative Projekte in Berlin sind bedroht. Auch die verkehrssicheren Pop-up-Radwege sind gefährdet. Die Termine.

Flyer der „Køpi“ Foto: Køpi

D ie Køpi und der angrenzende Wagenplatz sind schon lange bedroht. „Køpi bleibt“ lautet die Parole schon viele, viele Jahre und der Kampf geht weiter. Das Haus und der Platz haben nun ganz akut wieder zu befürchten, dass sie geräumt werden.

Doch nicht nur die Køpi ist gefährdet. Unzählige Projekte und autonome (Wagen-)Plätze haben das gleiche Schicksal: Diesel A, Potse, Drugstore, Sabot Garten, Liebig 34, Friedel 54, Rigaer 94 und etliche mehr. „We don’t want your yuppie flats, we are happy with our rats!“

taz plan im exil

Da die Kulturbeilage taz Plan in unserer Printausgabe derzeit pausiert, erscheinen Texte nun vermehrt an dieser Stelle. Mehr Empfehlungen vom taz plan: www.taz.de/tazplan.

An den Projekten hängt zum Teil seltener und wichtiger Schutzraum und in den meisten Fällen das Zuhause und somit die Lebensgrundlage vieler Menschen, die schlichtweg auch nicht einfach etwas Neues bzw. Vergleichbares finden könnten in Berlin.

Die Køpi ruft deshalb am Wochenende zu einer Soli-Demo auf, für und mit anderen bedrohten Projekten in Berlin und gegen Gentrifizierung (Samstag, 12. September, Wassertorplatz, 20 Uhr). Mehr Infos u.a. zu allen genannten Projekten gibt es hier: interkiezionale.noblogs.org. Ein Soli-Frühstück speziell für die Køpi gibt es 2 Tage später (Montag, 14. September, Køpi Wagenplatz 133-137, 10 Uhr).

Bis Sonntag geht noch die feministische Aktionswoche für die anarcho-queer-feministische Liebig 34 mit täglich wechselndem Programm. Kreativ sein und und zeigen, dass Frau* es ernst meint, wenn Frau* sagt: “The eviction will be a disaster“. In der Aktionswoche soll ein Exempel statuiert werden für militante feministische Aktionen. Mehr Infos dazu gibt es hier: defendliebig34.noblogs.org (7.-13. September, Liebigstraße 34).

Existenzen, Menschenleben und andere Interessen

Es ist wirklich zum Verzweifeln, wenn man regelrecht live und in Farbe dabei zusehen kann, wie wirtschaftliche Interessen und der Besitz der Besitzenden vor dem Zuhause von Menschen und deren Existenzen, aber auch der Schutz und die Sicherheit des Einzelnen kommen, und wie rechte Hetzer:innen in und wegen der Pandemie zur Höchstform auflaufen.

Durch die Corona-Krise ist in Berlin der Radverkehr drastisch gestiegen, worauf die Stadt mit Pop-up-Radwegen reagiert hat. Die meisten temporären Radwege wurden in Friedrichshain-Kreuzberg errichtet, um die Sicherheit der Radfahrer:innen zu verbessern. Das Verwaltungsgericht hat nun aber einem Eilantrag eines AfD-Abgeordneten gegen temporäre Radwege stattgegeben. Die rechte AfD hat Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wege.

Zum Erhalt der Radwege gibt es eine Spontan-Demo. Treffpunkt ist der Lützowplatz und die Route geht entlang der Popup-Radwege: Lützowufer – Schöneberger Ufer – Gitschiner Straße – Kottbusser Tor – Kottbusser Damm – Hermannplatz. Die Abschlusskundgebung ist am Hermannplatz. Mund-Nasenschutz und ausreichender Abstand sind obligatorisch (9. September, Lützowplatz, 17 Uhr).

Nicht um die mutwillige Gefährdung, sondern um die Sicherheit für Fahrradfahrer:innen kümmert sich auch das Netzwerktreffen: Fahrradfreundliche Mitte (Dienstag, 15. September, Friedrichstraße in einem der Parklets, 19 Uhr).

Die AfD trifft sich übrigens auch weiterhin jeden Mittwoch zur Merkel-muss-weg-Kundgebung. Das kann man ignorieren oder aber anti von der anderen Seite aus kommentieren – z.B. mit einer Trompete oder einer alten Blechtrommel (jeden Mittwoch, Willy-Brandt-Str. 1, ab 18 Uhr).

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Desiree Fischbach
Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.
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