piwik no script img

Shuttleservice Moia in HamburgWie Flugzeug in öko

Moderne Technik, leichte Bestellung, halbe Preise: VW startet in Hamburg seinen Shuttleservice Moia. Der Dienst hat seine Schwächen.

Kommunikation untereinander schwer: Moia-Auto Foto: dpa

HAMBURG taz | Mit Moia startete VW am Montag in Hamburg einen neuen „Ridesharing-Dienst“. Nach einer monatelangen Testphase mit Leerfahrten stehen nun den Hamburger*innen und ihren Gästen die ersten einhundert Elektrobusse zur Verfügung. Laut VW sollen sie das Leben in den Großstädten „lebenswerter“, „sauberer“ und „sicherer“ machen.

Moderne Technik, unkomplizierte Bestellung, halbe Preise – so in etwa lassen sich die Vorteile von Moia zusammenfassen. Doch der neue Fahrdienst ist nicht frei von Schwächen. Die erste offenbart sich bereits vor Fahrtantritt: Bezahlt werden kann nur per App und ausschließlich mit Visa- oder Mastercard. Für Menschen ohne Smartphone oder Kreditkarte sieht es da schon mal schlecht aus. Die Buchung ist allerdings unkompliziert: Nach Eingabe von Start und Ziel wird – schwuppdiwupp – die Route berechnet: Fahrtdauer und Preis werden in der App angezeigt. Der schwarzgoldene Bus steht dann auch in weniger als zehn Minuten an der nächsten Straßenecke.

Per Knopfdruck öffnet der Fahrer die elektronische Schiebetür. Das Auto, das ein bisschen aussieht wie aus einem Science-Fiction-Film, ist geräumig, die Sitze sind bequemer als in so mancher Business-Class im Flugzeug. Sechs Fahrgäste finden Platz, die Lücken zwischen den Sitzen sind jedoch so groß, dass eine Kommunikation untereinander schwer wird. Der Fahrer sitzt recht weit von seinen Fahrgästen entfernt, das übliche Gespräch zwischen „Kutscher“ und Gast fällt damit weg.

Leise und hell

Auch sonst ist Moia-Fahren anders. Der Elektromotor ist sehr leise, durch die großen Fenster ist es im Fahrzeugraum taghell. Die Atmosphäre ist nicht sonderlich gemütlich und erinnert eher an ein Flugzeug als an einen Bus. Ärgerlich wird es, wenn man an seinem Zielort knapp vorbeifährt, ohne abgesetzt zu werden. Eine „Fahrer-App“ kombiniert die Routen der Fahrgäste und zeigt an, wer als Erstes zum Zielort gebracht werden muss. Am Ende der Fahrt wird sich lediglich verabschiedet, bezahlt wird automatisch per App.

Ganz so neu ist diese Art der Fortbewegung nicht. Fahrdienste wie Clevershuttle in mittlerweile sieben deutschen Großstädten oder der „Berlkönig“ in Berlin haben ein ähnliches Konzept. Grundgedanke ist es, mit möglichst vielen Personen ein Fahrzeug zu nutzen und somit CO2- Emissionen einzusparen.

Ärgerlich wird es, wenn man an seinem Zielort knapp vorbeifährt, ohne abgesetzt zu werden

Doch nicht jeder ist mit der Arbeitsweise der neuen Unternehmen einverstanden. So mussten auch die Berliner Verkehrsbetriebe einiges an Kritik an ihrem „Berlkönig“ einstecken. Die schwarzen Busse sammeln seit Anfang Fahrgäste ein und bringen sie durch Berlin.

Taxifahrer sehen in den neuen Fahrdiensten eine Gefahr für ihre Existenz. Fulminant machten sie das in der vergangenen Woche in Berlin und rund 30 anderen deutschen Städten deutlich: Sie protestierten gegen diese neuen Fahrdienstangebote.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Der größte Nachteil von Moia wurde gar nicht benannt. Das Sammeltaxi holt mich nicht vor meiner Haustür ab, sondern ich muss zu einer Sammelstelle laufen. Wenig attraktiv mit einem Koffer. Apropos Koffer, der Gepäcksbereich soll sehr klein sein. Habe ich aber selbst noch nicht gesehen. Da ist mir doch clever Shuttle lieber, die holen mich vor der Haustür ab und man braucht sich auch nicht registrieren.

  • Eines fehlt in diesem Artikel : Wer sind eigendlich die Fahrgäste dieser Fahrdienste ? Da es in anderen Städten diese Form der Fortbewegung schon einige Monate gibt wäre es schön gewesen zu wissen ob die Fahrgäste tätsächlich auf ihr eigenes Auto verzichtet haben oder sonst mit den Öffis unterwegs sind !? Ich halte die Großraumtaxierscheinung für eine weitere Form der Autoindustrie einen neues Fortbewegungsmonopol aufzubauen ! Die Politik geht sehr leichtfertig mit den wirklichen Bedürfnissen der Bürger um.

  • Die Mobilität muss eingeschränkt und nicht weiter gefördert werden. Nur zu-Fuß-gehen kommt ohne Fremdenergie aus.

    • @Energiefuchs:

      da hat doch schon wieder jemand den fahrradverkehr vergessen

      • @the real günni:

        Fahrradfahren ist nett, es bleibt das Problem das Abstellens am Zielort. Auch 1000 Fahrräder können nerven.

    • @Energiefuchs:

      Nett, aber dafür ist Berlin etwas zu groß.

      Und "muss" ist ein großes Wort in einer Demokratie.



      Hierzulande muss man das schon so verpacken, das die Leute das akzeptieren.

      • @Sonntagssegler:

        Das Versprechen nach "Mobiliät?" Den ganzen Dreck, die Luftverschmutzung muss man "wollen"? Die Umweltzerstörung will man? Warum muss man in Berlin ständig hier und dort sein? Warum müssen Kinder ab der 6. Klasse sonstwohin in die Schule? Mann, das System ist Scheiße!