Sexualisierte Gewalt in der Kirche: Woelki bleibt im Amt
Papst Franziskus sieht Fehler in der Kommunikation, belässt den in der Kritik stehenden Kölner Kardinal aber im Amt. Dieser will nun eine Auszeit nehmen.
Der Papst lehnte außerdem den angebotenen Amtsverzicht der beiden Kölner Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp ab. Puff kehrt unmittelbar in seinen Dienst zurück, Schwaderlapp wird zunächst ein Jahr als Seelsorger in Kenia arbeiten. Nachdem der Papst zuvor schon den Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Stephan Heße für Verfehlungen in seiner Kölner Zeit abgelehnt hatte, bleiben die in einem Gutachten festgestellten Verfehlungen der Kölner Geistlichen im Umgang mit Missbrauchsfällen ohne personelle Konsequenzen.
Im Schreiben des Vatikans heißt es, die Behauptungen, Woelki habe vertuschen wollen, seien widerlegt. Er zeige außerdem Entschlossenheit darin, die Verbrechen des Missbrauchs aufzuarbeiten. „Der Heilige Vater zählt auf Kardinal Woelki, er anerkennt seine Treue zum Heiligen Stuhl und seine Sorge um die Einheit der Kirche“, erklärte der Vatikan weiter.
Gleichzeitig wirft der Papst Woelki aber „große Fehler“ auf der Ebene der Kommunikation vor. Dessen Herangehensweise in der Aufarbeitung insgesamt, aber vor allem auf der Ebene der Kommunikation, habe „wesentlich“ dazu beigetragen, „dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört“.
Woelki hatte Gutachten zurückgehalten
Woelki erklärte, ihm sei bewusst, dass im Erzbistum Köln in den vergangenen Monaten Vertrauen verloren gegangen sei. Dies schmerze ihn sehr. Er habe dem Papst von einem schon länger bestehenden Gedanken einer geistlichen Auszeit für sich erzählt. Ein Innehalten sei notwendig.
Um nachdenken zu können und Raum zu öffnen, dass Vertrauen wieder wächst, habe er den Papst gebeten, sich von Mitte Oktober bis zum 1. März in die Reflexion und vor allem ins Gebet zurückziehen zu können. Franziskus habe ihm dies gewährt. „Ich gehe diesen Weg mit der klaren Botschaft des Heiligen Vaters, dass wir seriös und umfassend aufgeklärt und nichts vertuscht haben“, erklärte Woelki.
Der Papst hatte zwei Visitatoren nach Köln geschickt, als das Vorgehen Woelkis im Umgang mit dem Missbrauchsskandal für anhaltende Empörung in dem Erzbistum sorgte. Auf Grundlage von deren Bericht entschied Franziskus nun. Außerdem traf er den Kardinal in der vergangenen Woche zu einem persönlichen Gespräch.
Woelki hatte ein Gutachten zum Missbrauchsskandal zurückgehalten und dann ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. In diesem wurde er zwar juristisch entlastet, das Vertrauen in Woelki blieb aber erschüttert. Bis zur Rückkehr Woelkis wird der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser die Verwaltung des Erzbistums übernehmen.
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