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Sexismus in Saudi ArabienAutofahrerinnen sind terrorverdächtig

In Saudi Arabien sollen zwei Frauen, die sich gegen das Autofahrverbot engagieren, vor ein Sondergericht. Das urteilt sonst über Terrorverdächtige.

Seit einem Monat in Haft: Aktivistin Ludschain al-Hathlul. Bild: ap

DUBAI ap | Zwei saudi-arabische Frauen sollen nach illegalen Autofahrten in ihrem Heimatland vor ein Terrorgericht gestellt werden. Der Fall der beiden Aktivistinnen, die bereits seit fast einem Monat in Haft sind, sei an das Sonderstrafgericht in Riad übertragen worden, sagten mehrere Freunde der Frauen. Ihr Anwalt habe Berufung eingelegt.

Ludschain al-Hathlul, 25, und Maisa al-Amudi, 33, sind Mitglieder einer Organisation, die sich gegen das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien stellen. Sie waren vor fast vier Wochen von den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo sie einen gültigen Führerschein besitzen, nach Saudi-Arabien gefahren und festgenommen worden.

Aktivisten zufolge ist es das erste Mal, dass saudi-arabische Frauen nach einer Missachtung des Fahrverbots an das Sondergericht überstellt werden. Es wurde eingerichtet, um über Terrorverdächtige zu urteilen, allerdings wurde es auch mit Prozessen gegen mehrere friedliche Dissidenten beauftragt. Ein Berufungsgericht in Dammam soll in den kommenden Tagen über die Berufung des Anwalts gegen die Überstellung entscheiden.

Details zu den konkreten Vorwürfen gegen die Frauen nannten deren Freunde nicht. Die saudi-arabischen Behörden haben sich zu dem Fall bisher gar nicht geäußert. In Saudi-Arabien gibt es kein Gesetz, das Frauen das Autofahren verbietet. Fatwas, religiöse Gutachten, von ultrakonservativen Geistlichen untersagen es aber und die Behörden stellen Frauen keine Führerscheine aus.

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9 Kommentare

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  • Ich versteh gar nicht die Aufregung. Alle anders handelnde und denkende waren doch schon immer leicht terrorverdächtig und außerdem haben die die Macht haben immer recht.

  • Saudi-Arabien und Co.

     

    [Hier nur unvollständige Bemerkungen.]

     

    Muss die Diktatur der Monarchie letztlich doch emanzipatorisch und damit sozial-revolutionär beseitigt werden?

     

    Das patriarchalisch-religiöse Regime, so wie andere parasitäre Monarchien, zu beseitigen, dies wäre die zentrale Aufgabe der Arabischen Welt. Eine grundlegende Voraussetzung für die sozial-emanzipatorische Umverteilung des Rohstoff-Reichtums, -- von oben nach unten --, auch in der Arabischen Welt!

     

    Die importierten billigen Arbeitskräfte (vor allem Asiens), einschließlich die arabischen Werktätigen, sie müssen wohl die verbliebenen feudal-religiösen und parasitären Regime umwälzen und aufheben.

     

    Die traditionell religiös-mittelalterliche Bewusstseinslage, der persönlich leistungslosen saudischen Oberschicht und deren Bevölkerungsmehrheit, erlaubt durchaus Analogien zur Zeit der christlichen Frauen- und Hexenverfolgungen im mittelalterlichen Europa.

     

    An dieser feudal-religiösen Denkweise und Verhaltensweise, gegenüber weiblichen (modifiziert bürgerlich-arabischen) Emanzipationsversuchen, vor allem aus der privilegierten Oberschicht, ändert auch ein (meist westlicher und gekaufter) akademischer Doktor- oder Professorentitel nichts.

     

    Der parasitäre Reichtum von großen Teilen der Bevölkerung Saudi-Arabiens, Katars, Kuwaits und der VAE, beruht vor allem auf fremder Arbeitsleistung, Zwangsdisziplinierung und fremder Innovation, zur Ausbeutung der natürlichen Bodenschätze. Deren industriellen Veredelung findet in den wissenschaftlich-technischen Wirtschaftsmetropolen (Europa, Nordamerika, Asien etc.) statt.

     

    Das saudische Regime, wie die anderen parasitären Monarchien, sind ein Ergebnis der imperialistischen Kolonial- und Wirtschaftspolitik. Der heute modifizierten Kolonial- und Kapitalmächte (auch einschließlich der BRD, der USA, ebenso wie China).

    • @Reinhold Schramm:

      Einfach warten bis das Erdöl alle ist oder der Preis dramatisch fällt, dann korrigiert der Markt das System.

       

      Soll kein Angriff sein.

      • @Azad:

        Saudi-Arabien plant in wissenschaftlich-technischer Zusammenarbeit mit Frankreich, VR China, Südkorea und Japan etc., den Bau von 16 Nukleranlagen (AKWs) bis ins Jahr 2032 für rund 80 Milliarden Dollar (ca. 62 Mrd. Euro).* / Damit wäre die saudische Monarchie, neben Israel, die kommende Atommacht in Nahost. / Ohne Billigung durch die Vereinigten Staaten und deren NATO, wäre dieses saudische Atomprogramm nicht möglich. / * Vgl. Nuklearforum Schweiz.

  • Aber vor allem immer auf dem "bösen" Iran rumgehakt!

     

    Nur so am Rande: Im Iran können sich die Frauen frei bewegen, auch Autos dürfen Sie problemlos selbst fahren.

  • Gott sei Dank, war wenigstens ein Dudelsack als Augenzeuge dabei!

  • Der Aspekt Terrorismus bei autofahrenden Frauen wurde lange Zeit vernachlässigt.

  • Dazu passend brachte arte vor ein paar Tagen

    einen abgrundtief anschleimenden Beitrag

    über das Perlenwunder von Bahrain etc usw

    Die Weltstädte im Sand

    (sieht man mal vom antibeckenbauern ab -

    Moderne Sklaven in Katar)

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Was erwartet Ihr von einer Diktatur?

    Es ist schlimm, aber es braucht doch einen nicht zu wundern...