Serie „Your Honor“ mit Bryan Cranston: Zurück in alte Rollen
Statt wie in „Breaking Bad“ einen Drogenboss zu spielen, mimt Bryan Cranston in „Your Honor“ einen Richter. Das macht er nicht weniger skrupellos.
Kennen Sie das Bobby-Ewing-Problem? Das Problem, dass ein eher unbekannter Schauspieler in einer Serienrolle so erfolgreich wird, dass er irgendwann die Angst entwickelt, für immer in dieser Rolle gefangen zu bleiben; dass er deshalb erklärt, sich im Rahmen seiner Karriere künftig anderen Dingen – sprich: Rollen – widmen zu wollen, nur um die lehrreiche Erfahrung zu machen, dass seine Angst absolut begründet war und also reumütig in die alte Erfolgsrolle zurückzukehren, wie einst der Schauspieler Patrick Duffy in die des Bobby Ewing, mit der legendären Folge, dass deshalb eine ganze „Dallas“-Staffel rückwirkend zum Traumgeschehen erklärt werden musste, denn er, Bobby Ewing, war ja eigentlich bereits verstorben?
„Your Honor“, zehn Episoden ab Mo., 18.1., 20.15 Uhr bei Sky Atlantic und zum Streamen bei Sky Ticket
Das ist Fernsehgeschichte. And now for something completely different. Der Schauspieler Bryan Cranston war schon über 50, als er in der Rolle des Walter White vom skrupulösen Chemielehrer zum zunehmend skrupelloseren Gangsterboss mutierte. Als mit der Serie „Breaking Bad“ der große Erfolg über ihn hereinbrach. Danach musste Cranston schon selbst zum Serienschöpfer werden, um mal etwas anders spielen zu dürfen – wie den von Anfang an skrupellosen Gangsterboss Vince Lonigan in „Sneaky Pete“.
In seiner neuesten Rolle in der Showtime-Serie „Your Honor“ heißt Cranston jetzt Michael Desiato und ist ein skrupulöser Richter in New Orleans. Bis sein eigentlich kreuzbraver Teenager-Sohn einen tödlichen Verkehrsunfall verschuldet, mit anschließender Unfallflucht. Bis er seinem Filius erklären muss, warum zur Polizei zu gehen keine Option ist („Der Junge von deinem Unfall heute Morgen ist Jimmy Baxters Sohn. Den hast du heute getötet. Jimmy Baxter ist der Kopf der bösartigsten Verbrecherfamilie in der Geschichte dieser Stadt. Verstehst du, was das bedeutet?“).
Bis der zunehmend weniger skrupulöse Richter bald improvisieren und manipulieren, immer neue Ausreden erfinden und sogar unschuldige Opfer in Kauf nehmen muss. Um seinen Sohn und sich selbst vor dem skrupellosesten Gangsterboss der Stadt (Michael Stuhlbarg) zu schützen.
Keine Frage, das ist alles gut gemacht, unter anderem vom deutschen Regisseur Edward Berger, und man schaut sich das gerne an. Nur hat man eben zunehmend das Gefühl, das alles schon einmal gesehen zu haben. Bryan Cranston ist offenbar reumütig in seine alte Erfolgsrolle zurückgekehrt. Das Bobby-Ewing-Problem.
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