Seltene Schildkröte in Zoo geschlüpft: Die Rückkehr der Spinnen-Turtle
Der Lebensraum der madagassischen Spinnenschildkröte ist bedroht. In Hannover sorgt ein frisch geschlüpftes Exemplar daher für große Freude.
![](https://taz.de/picture/3980257/14/24790915-1.jpeg)
Sie ist 10 Gramm schwer, so groß wie ein Gummibärchen und am 15. Februar geschlüpft: die jüngste Madagassische Spinnenschildkröte im Zoo von Hannover.
Das ist eine kleine Sensation. Monatelang wurde das drei Zentimeter hohe Schildkrötenei liebevoll von den Tierpfleger*innen betreut. Denn bis eine Madagassische Spinnenschildkröte schlüpft, vergehen mindestens 300 Tage Brutzeit. Zudem legt jedes Weibchen nur ein Ei im Jahr – im Gegensatz zu anderen Schildkrötenarten, die pro Gelege mehrere Eier im Sand vergraben.
Dafür kann sie, wenn sie zur Welt kommt, schon alles, was eine Madagassische Spinnenschildkröte zum Überleben braucht. Zum Beispiel auf ihren vier Füßen laufen und auf Nahrungssuche gehen.
Sie ist eine Feinschmeckerin: Am liebsten mag sie Wildkräuter, junge Früchte und Blüten. Weil es im hannoverschen Terrarium mit Wildkräutern dürftig aussieht, sammeln die Tierpfleger*innen jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit Spitzwegerich und Löwenzahn. Das gefällt ihr.
Bedrohte Überlebenskünstlerin
Wenn sie nicht durch den Zoo von Hannover spaziert, hält sie sich am liebsten im Südwesten von Madagaskar auf. In Hannover ist es ihr eigentlich zu grün. Viel lieber mag sie Dornenbüsche und trockene Wälder. Bei Trockenperioden vergräbt sich die Madagassische Spinnenschildkröte im Sand und wartet dort bis zu sieben Monate auf die nächste Regenzeit – ohne Nahrung und Wasserzufuhr. Das 12 Zentimeter große Tier speichert in seinem Inneren ausreichend Wasser, um über die Runden zu kommen.
Trotzdem ist die Überlebenskünstlerin vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion. Ihr größter Feind: der Mensch. Neben illegalem Tierhandel macht ihr der schrumpfende Lebensraum zu schaffen. Ohnehin liegt ihre Heimat auf einem nur 50 Kilometer schmalen Küstenabschnitt im Südwesten der ostafrikanischen Insel. In den letzten Jahren weicht die Savannenlandschaft jedoch Ölpalmen, Bananen- und Sojaplantagen. Ihr eher behäbiges Fortpflanzungsverhalten tut sein Übriges.
Umso größer ist im Zoo von Hannover die Freude, als Tierpflegerin Sylvia (ihren Nachnamen möchte sie nicht veröffentlicht haben) den Nachwuchs am Morgen des 15. Februar im Brutkasten erblickt. „Wenn man eine so seltene Tierart hat, freut man sich wirklich sehr und der Buschfunk sorgt dafür, dass gleich der ganze Zoo Bescheid weiß“, erzählt Pressesprecherin Yvonne Riedelt entzückt, „das ist schon der Wahnsinn, dass so ein winziges Tier aus dem Ei schlüpft und sofort loskrabbeln kann.“
Ein Plätzchen im Tierpflegerbüro
Bis ihr Panzer voll ausgebildet ist, darf die kleine Schildkröte noch im Büro der Tierpfleger*innen bleiben. Dort wird sie nicht nur gefüttert, sondern auch regelmäßig gebadet.
Einen Namen hat das Jungtier noch nicht. Der wird erst ausgesucht, wenn das Geschlecht der kleinen Schildkröte erkennbar ist. Und das kann bis zu fünf Jahre dauern.
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