Selbstmordattentat in Pakistan: 26 Tote im Bahnhof von Quetta
Weitere 60 Menschen wurden bei der Explosion am Samstag verletzt. Eine Separatistengruppe reklamiert die Tat für sich. Anschlagsziel waren Armeeangehörige.
Die Befreiungsarmee Baluchistan (BLA) teilte mit, ein Selbstmordattentäter habe die am Bahnhof anwesenden Soldaten treffen wollen. Der Sprengsatz detonierte einem Verwaltungsbeamten zufolge, als etwa 100 Fahrgäste auf einen Zug warteten, der von Quetta, der Hauptstadt von Baluchistan, in die Garnisonsstadt Rawalpindi fahren sollte. Fernsehbilder zeigten die zerrissene Stahlkonstruktion des Bahnsteigdachs und einen zerstörten Verkaufsstand, während Gepäckstücke verstreut am Bahnsteig lagen.
Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte den Anschlag und teilte mit, die Verantwortlichen würden einen hohen Preis für ihre Tat bezahlen. Die Sicherheitskräfte seien entschlossen, die Bedrohung durch den Terrorismus zu beseitigen. Erst vor gut einer Woche explodierte eine Bombe auf einem Motorrad in der Nähe eines Polizeifahrzeugs. Die Beamten waren zum Schutz von Impfhelfern in Baluchistan eingesetzt. Neun Menschen, darunter fünf Kinder, kamen ums Leben.
Das öl- und mineralienreiche Baluchistan ist die größte, aber auch am dünnsten besiedelte Provinz Pakistans. Das Gebiet ist Hochburg einer ethnischen Minderheit, die sich nach eigenen Angaben von der Zentralregierung diskriminiert und ausgebeutet fühlt. Seit Jahrzehnten kämpfen separatistische Gruppen für die Abspaltung von Pakistan. Daneben sind in der Provinz auch Islamisten aktiv.
Die BLA nimmt häufig Sicherheitskräfte und Ausländer ins Visier, insbesondere chinesische Staatsangehörige, die sich im Rahmen der milliardenschweren Seidenstraßen-Initiative in Pakistan aufhalten. Die Initiative plant umfassende Infrastrukturprojekte. Allein im August wurden in Baluchistan mindestens 73 Menschen bei Anschlägen auf Polizeistationen, Bahnlinien und Autobahnen getötet.
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