Segelschulschiff der Marine: „Gorch Fock“-Werft vor der Insolvenz
Subunternehmer der Elsflether Werft haben wohl seit Monaten kein Geld mehr erhalten. Es geht um Außenstände in zweistelliger Millionenhöhe.
Die „Gorch Fock“ liegt seit 2016 in der Elsflether Werft im niedersächsischen Landkreis Wesermarsch und wird überholt. Die Kostenexplosion bei der Sanierung hat Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Bedrängnis gebracht. Im Dezember ordnete die Marine einen vorläufigen Zahlungsstopp an. Bis zu diesem Zeitpunkt waren dem Verteidigungsministerium zufolge 69,5 Millionen Euro in die Restaurierung des Ausbildungsschiffs geflossen.
Das Verteidigungsministerium hätte vor der Auftragsvergabe an die Elsflether Werft für die Grunderneuerung des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ gewarnt sein müssen. Das geht nach einem Bericht der Rheinischen Post hervor, der sich auf jetzt wieder aufgetauchte Beanstandungen des Bundesrechnungshofes aus dem Jahr 2003 bezieht. Die Arbeiten, die das Schiff eigentlich für weitere 25 Jahre fit machen sollten, hatten sich im Jahr 2000 von 11,5 auf 21,4 Millionen Euro fast verdoppelt. Auch die 2016 gestartete neuerliche Grundsanierung für ursprünglich 9,8 Millionen verteuerte sich zunächst auf 35 und inzwischen auf 135 Millionen Euro.
Die Bundestagsausschüsse für Haushalt und Verteidigung wollen sich an diesem Mittwoch erneut mit dem Schicksal der „Gorch Fock“ befassen. Um den Auftrag hätten sich fünf deutsche Werften beworben, die alle für die Sanierung des Großseglers geeignet seien, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.
„Posse und Politikversagen zugleich“
Der Linken-Abgeordnete Matthias Höhn sagte dazu: „Die Marine vergibt den Auftrag ausgerechnet an jene Werft, deren Reparaturen an der „Gorch Fock“ schon in den Jahren zuvor 250 Prozent teurer waren als ursprünglich veranschlagt.“ Höhn sieht die Sanierung als „Posse und Politikversagen zugleich“, wie er der Rheinischen Post sagte. Für ihn ist es schlicht „unglaublich“, dass diese Werft immer wieder beauftragt wurde, obwohl ihre Reparaturen immer deutlich teurer geworden seien.
Einer Auflistung der Bundesregierung nach unterhalten auch andere Nato-Länder wie Italien, Rumänien, Polen, die USA, Dänemark und Norwegen Segelschulschiffe – teils im Rahmen der Handelsmarine. Andererseits setzen Seefahrernationen wie Großbritannien oder die Niederlande nicht auf eine Segelausbildung ihrer Marinekadetten.
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