Seenotrettung im Mittelmeer: Mehrere Einsätze vor Malta
Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ nimmt 40 Geflüchtete auf. „Sea-Watch“ filmt einen brutalen Einsatz der sogenannten libyischen Küstenwache.
Die in Berlin ansässige Organisation Sea-Watch verbreitete über ihre Kanäle in den sozialen Medien ein Video, auf dem ein kleines, mit mehreren Menschen besetztes Boot zu sehen ist, das von einem größeren Schiff verfolgt wird. Sea-Watch nahm das Video von dem Vorfall im Mittelmeer nach eigenen Angaben aus ihrem Flugzeug „Seabird“ auf.
Der Organisation zufolge verfolgte die libysche Küstenwache das mit Migranten besetzte Boot in der maltesischen Such- und Rettungszone. Die Küstenwache habe Schüsse in Richtung des Bootes abgefeuert. Zu sehen ist auch ein Beinahe-Zusammenstoß der beiden Boote.
Der Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sagte, man kenne die Aufnahmen und die EU werde den Vorfall untersuchen. Eine Zusammenarbeit zwischen der Union und Libyen wird vor allem von Nichtregierungsorganisationen heftig kritisiert. Im Mandat der EU-Mission „Irini“ ist vorgesehen, dass die EU die libysche Küstenwache bei der Ausbildung unterstützt.
Die libysche Küstenwache verurteilt die Tat laut einem Bericht des Libya Observer und will demnach rechtliche Schritte gegen die Patrouille einleiten.
Immer wieder fangen die libysche und die tunesische Küstenwache Menschen ab, die von den Küsten der Länder in Booten Richtung Europa ablegen. Hilfsorganisationen kritisieren das, weil nach ihren Angaben den Menschen etwa im Krisenland Libyen Gewalt droht. Bei den gefährlichen Überfahrten geraten die Menschen mitunter in Seenot und verlieren ihr Leben. In diesem Jahr starben nach UN-Angaben mehr als 720 Migranten im zentralen Mittelmeer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?