Seenotrettung im Mittelmeer: Müller will retten und zurückführen
Der CSU-Entwicklungsminister fordert Rettungseinsätze im Mittelmeer und auf libyschem Boden. Dennoch gibt es Kritik von Pro Asyl.

Die Menschen in den libyschen „Elendslagern“ hätten „die Perspektive, in den Camps durch Gewalt oder Hunger zu sterben, auf dem Rückweg in der Wüste zu verdursten oder im Mittelmeer zu ertrinken“. Auch müsse die neue EU-Kommission in Sachen Seenotrettung handeln. „Wollen wir zulassen, dass das Mittelmeer endgültig das Meer des Todes wird und wir wegschauen?“ Die Kommission dürfe „nicht länger auf ein Einvernehmen aller EU-Mitglieder warten“.
Die Seenotrettung im Mittelmeer liegt derzeit beinahe ausschließlich in den Händen ziviler NGO-Schiffe – die von Ländern wie Italien massiv in ihrer Arbeit behindert und kriminalisiert werden. Immer wieder irren Schiffe tagelang umher, weil ihnen die Einfahrt in europäische Häfen verweigert wird und die EU-Staaten sich nicht auf einen Verteilmechanismus einigen können.
Die EU unterstützt derweil die libysche Küstenwache, damit diese Schiffbrüchige rettet. In den Flüchtlingslagern in Libyen sind die Menschen jedoch Misshandlung, Folter und Vergewaltigung ausgesetzt. Anfang Juli starben zudem mehr als 50 Menschen bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingslager nahe Tripolis.
„Rückkehr ermöglichen“
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn erklärte im „Deutschlandfunk“, man brauche „ganz schnell wieder europäische Schiffe im Mittelmeer“. Regierungssprecher Steffen Seibert betonte am Montag in der Bundespressekonferenz die Forderung der Bundesregierung nach einer „verlässlichen europäischen Lösung“. Das, was im Mittelmeer passiere, könne „nicht nur drei oder vier europäische Staaten angehen“. Zudem müsse man alles tun, um zur Stabilisierung der Lage in Libyen beizutragen.
Ein Sprecher des Entwicklungsministeriums konkretisierte, Ziel müsse es sein „den Menschen in den Lagern in Libyen die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen“. Pro Asyl unterstützte Müllers Vorstoß, kritisierte aber die Rückführung in die Herkunftsstaaten. Dies könne nicht ungeprüft geschehen, und Libyen sei „die Hölle“. Weil dort die Standards des internationalen Flüchtlingsrechts nicht gewährleistet seien, sei „die Evakuierung nach Europa nötig“, sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt der taz.
Bei der europäischen Seenotrettung ist weiterhin keine Einigung absehbar. Das BMZ kündigte an, Programme zur freiwilligen Rückkehr auszubauen. Schon im Mai hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zugesagt, mehr Menschen aus libyschen Flüchtlingslagern aufzunehmen. Dazu sollen die bereits ausgeschöpften 300 Plätze im Resettlement-Programm um weitere 300 erweitert werden.
Im Rahmen dieses Programms wählt das UNHCR vor Ort besonders schutzbedürftige Menschen aus, die dann auf andere Staaten verteilt werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator