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Seenotrettung im MittelmeerSea-Watch rettet 65 Menschen

Die Hilfsorganisation Sea-Watch hat 65 Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Aus Italien hieß es umgehend, die Häfen blieben für das Schiff geschlossen.

Darf in Italien nicht einlaufen: Die „Sea Watch 3“ Foto: Chris Grodotzki/Sea-Watch.org/reuters

Berlin afp | Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch hat nach eigenen Angaben 65 Migranten von einem Schlauchboot vor der Küste Libyens gerettet. Unter ihnen seien elf Frauen, ein Mensch mit Behinderung, zwei Babys, fünf Kinder und acht unbegleitete Jugendliche, teilte die Organisation am Mittwoch mit. Das in Seenot geratene Boot sei zuvor rund 30 Seemeilen vor der libyschen Küste von einem zivilen Aufklärungsflugzeug entdeckt worden.

Viele der geretteten Menschen hätten unter Erschöpfung, Dehydrierung und Seekrankheit gelitten, erklärte Sea-Watch. Die Behörden in Malta, Italien und Libyen wurden demnach über die Rettung informiert. Auch die Niederlande, unter deren Flagge das Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ fährt, seien informiert worden.

Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechtsradikalen Lega reagierte umgehend. Er warnte das zivile Rettungsschiff davor, sich italienischem Hoheitsgewässer zu nähern. „Unsere Häfen sind und bleiben geschlossen“, bekräftige er. Salvini verbietet seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr privaten Hilfsorganisationen, mit ihren Schiffen in Italien anzulegen.

Im Januar musste die „Sea-Watch 3“ zwölf Tage mit 47 Flüchtlingen an Bord auf dem Mittelmeer bleiben, weil Salvini ihnen die Anlandung verweigerte. Erst nachdem sich andere europäische Länder zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit erklärt hatten, durften sie in Sizilien an Land gehen.

Die EU hat die Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer vorerst eingestellt. Auch die meisten Hilfsorganisationen können ihre Rettungsmissionen wegen politisch gewollter Hürden nicht mehr aufrecht erhalten. Auch die „Sea-Watch 3“ konnte erst am Samstag nach knapp drei Monaten wieder den Hafen von Marseille für ihre Mission verlassen.

Immer wieder ertrinken zahlreiche Migranten im Mittelmeer beim Untergang ihrer oft nicht seetüchtigen Boote, die meisten beim Versuch der Überfahrt von Libyen in die EU. Das UNHCR spricht deshalb von „der tödlichsten Meeresüberquerung der Welt“.

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6 Kommentare

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  • Bitte mitdenken:

    Wer von den LeserInnen/taz Redakteuren würde sich an der Küste Algeriens in ein minderwertiges, überladenes,



    untermotorisiertes Schlauchboot



    setzen um nach Malta



    ------------- rd. 330 Kilometer---------



    oder gar nach Gela (Sizilien)



    ----------- rd. 470 Kilometer------------



    zu gelangen?



    www.luftlinie.org/Gela/Tripolis



    Niemand der die Grundschule geschafft hat.

    Selbst nach Lampedusa sind es weit über 200 Kilometer.

    Diese Menschen fahren aufs Meer weil Sie wissen das sie kurz hinter der 12 Meilen (rd. 22 Kilometer) Zone abgeholt werden.



    Klappt nicht immer.



    Wird den Schleusern egal sein, die haben ihr Geld bekommen.

    Hier wurde sich vermutlich "verpasst".

    ps. Afrika +68.400 / Tag.

    • @Albert Anders:

      Ha..! Welch Kommentar eeh! Eine Luxusfrage !! .. es ist anzunehmen, das niemand von den TAZ RedakteurInnen oder Bürgern in der "EU Blase" sich freiwillig in ein überladenes Schlauchboot oder sonst Schiffchen´setzt um auf risikable weise von Libyen nach EU/ Italia zu schippern!



      Aber? Den bisher ertunkenen Flüchtlingen und die, denen die Flucht in die EU gelang, denen ging es um das nachte Leben! Entweder in libyscher Tortur kaputtgehen, oder es zu `versuchen´...

  • Ja das wäre förderwürdig, wenn nicht nach jeder Rettung nun der Hafen eines EU-Landes nach gutdünken der NGOs als sicher anzusehen wäre.



    Mein Gott, die sind 55 km von einer Küste entfernt-was gibts für Menschen die bei klarem Verstand sind da noch zu überlegen???

  • 30 Seemeilen? Das sind etwa 55 km ! Und von Flugaufklärung entdeckt.. und dann über Funk "seawatch" informiert ! Und dann die erfolgreiche Rettung von 65 etwas verkommenen Menschen, davon etwa die Hälfte Frauen und Kinder, durch das Schiff "SEAWATCH 3" !!!



    Das ist eine- einfach schöne, humane- Meldung von afp !



    Denn: ohne das private Aufklärungsflugzeug hätte "seawatch" kein Wissen über den Seenotfall erhalten und 65 Menschen wären, unbemerkt im Meer abgesoffen. Als unbekannte Tote !



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    Ich meine , das die NGO Seenotrettung im Mittelmeer unbedingt von der EU gefördert werden muss ! ..als menschliches "JA" zur Nächstenliebe, als "JA" zur U.N.O. Menschenrechts- Erklärung ! Hmm? Was mit den 211 Bundestagsabgeordneten, die zufolge einer TAZ Meldung die NGO Seenotrettung gutheissen und die Idee der "SEEBRÜCKE" fördern? Was mit der EU als "Friedensprojekt"?



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    Der Herr Salvini erscheint mehr und mehr als eine art Totengräber des



    Europäischen Humanismus und zerhackt die Axiome des EU Friedensprojekts zur Unkenntlichkeit !