Sci-Fi-Serie „Secret Level“ auf Amazon: Splatter schlägt Story
Die Serie „Secret Level“ basiert auf Computerspielen. Die meisten der animierten Episoden drohen in Blut zu ertrinken, die Digitaleffekte faszinieren.
„Manche Dinge sind zu teuer, um sie zu verkaufen“, sagt die Dreadlocks tragende schwarze Raumschiff-Kommandantin in einem Animations-Kurzfilm der Amazon-Serie „Secret Level“. Sie meint zum einen Freundschaft, zum anderen die gestohlene Karte mit sicheren Flugpassagen durch den Weltraum.
Es war bisher gewinnorientiertes Herrschaftswissen und von der kleinen rebellischen Crew auf ihrer Flucht vor der autoritären Ordnung per Upload der Allgemeinheit zugänglich gemacht worden.
Serienmacher Tim Miller zeichnet bereits für die seit 2019 auf Netflix laufende Anthologie-Serie „Love, Death and Robots“ verantwortlich, die zeigt, welche komplexen und bildgewaltigen Fantasy- und Science-Fiction-Welten die Digitaltechnologie erschaffen kann. Nun hat Miller für Amazon Prime eine 15-teilige Serie mit digitalen Animationsfilmen zusammengestellt, die auf Computerspielen basieren.
Ausgerechnet der eingangs erwähnte Kurzfilm über die diverse rebellische Raumschiff-Crew, der auf dem im Sommer von Sony herausgebrachten und wegen mangelnden Erfolgs nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommenen Spiel „Concord“ basiert, ist definitiv der faszinierendste Beitrag der Anthologie-Serie. Die empowernde Geschichte wird mit Action, Witz und Ironie erzählt.
„Secret Level“, Amazon Prime
Sonst versinkt „Secret Level“ über weite Strecken im blutigen Schleim splattermäßiger Brutalität. Die wird von muskelbepackten Männern, Robotern, Rittern und mehrköpfigen Ungeheuern wie im Wettbewerb um die bildmächtigste Reproduktion männlicher Gewaltfantasien ausgeübt.
Egal ob „Warhammer 40.000“ oder „The New World Aeternum“: viele Games, die seit Jahren in der soundsovielten Version massenhaft gespielt werden, bieten alles andere als eine progressive Geschichte.
Auch in stilisierter Kurzfilmform wird es da nicht besser, wenn eine Mischung aus Kreuzrittern und Robotern im Schlund einer finsteren Höhle gegen eine dämonisch wirkende Kreatur kämpft und Blut in alle Richtungen spritzt.
Keanu Reeves zersägt böse Roboter
Computerspiele im Filmbereich werden immer öfter zur Vorlage für Geschichten aus den Bereichen Fantasy und Science-Fiction. Das reicht von der vielfach prämierten HBO-Serie „The Last of Us“ über die „Resident Evil“-Filmreihe bis hin zum erfolgreichen Serien-Hit „Fallout“ auf Amazon.
„Secret Level“ dürfte viel mediale Aufmerksamkeit erhalten. Auch weil etliche Stars den Figuren ihre Stimme leihen, darunter Arnold Schwarzenegger und Keanu Reeves. Letzterer zersägt sogar als animierte Figur in der Kurzfilmadaption des Ego-Shooter-Spiels „Armored Core“ böse Roboter.
„Secret Level“ zeichnet sich nicht gerade durch komplexes Story-Telling aus. „Love Death and Robots“ ist da vielschichtiger und verspielter in den Formen. Interessanterweise gehört bei „Secret Level“ das erst 2026 für eine Veröffentlichung vorgesehene Weltraum-Spiel „Exodus“ ebenfalls zu den besseren Episoden.
Es geht um Reisen mit Lichtgeschwindigkeit und die Frage, wie Zeit gemäß der Relativitätstheorie an verschiedenen Orten im Universum unterschiedlich vergeht. Aber auch die düstere und mit Horrorelementen durchsetzte „Dungeon und Dragons“-Episode kann sich sehen lassen.
Beeindruckend sind die Bildwelten in diesen digitalen Kompositionen auf jeden Fall, wenn hundert Meter große Statuen als Brücken über Schluchten führen oder magische Bücher durch die Luft fliegen, während spitzohrige Elfen Feuerbälle schleudern und beruhigend auf riesige Drachen einreden.
Da die digitale Tricktechnik auch im Echtfilm eine immer größere Rolle spielt, bietet „Secret Level“ zumindest einen spannenden Einblick in die darin schlummernden Möglichkeiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Die Wahrheit
Glückliches Jahr