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Schutzbedürftige Af­gha­n*in­nenEU will 40.000 Menschen aufnehmen

15 EU-Staaten wollen 40.000 Menschen aus Afghanistan aufnehmen. Deutschland allein soll bereit sein, davon 25.000 Schutzbedürftige zu empfangen.

Passkontrolle und raus: Afghanen an einem Grenzübergang nach Iran Ende November Foto: ap

Brüssel dpa | Angesichts der dramatischen Lage nach der Machtübernahme der Taliban wollen Deutschland und 14 weitere EU-Staaten rund 40.000 besonders schutzbedürftige Menschen aus Afghanistan aufnehmen. Diese Zahl gab EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am Donnerstag nach einer Sitzung der EU-Innenminister bekannt. Einem Schreiben von Johansson an die beteiligten Innenministerinnen und –minister zufolge ist allein Deutschland bereit, 25.000 Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen.

In den vergangenen Monaten haben die EU-Staaten nach Angaben der Kommission bereits rund 28.000 Menschen aus dem Land evakuiert. Die nun genannten 40.000 kommen demnach hinzu. Dem Johansson-Brief zufolge gibt es ganz konkret 38.146 Zusagen.

In dem Schreiben ist insgesamt von 60.000 zugesagten Aufnahme-Plätzen der EU-Länder für 2021 und 2022 die Rede. Allerdings gilt diese Zahl nicht nur für Afghanistan. Rund zwei Drittel davon seien für den Schutz von Afghanen, schreibt Johansson. Die Aufnahme der Menschen wird aus EU-Mitteln kofinanziert.

Die EU-Staaten hatten nach der Machtübernahme der Taliban Ende August beschlossen, vorerst keine konkreten Zusagen zur Aufnahme von Menschen aus Afghanistan zu machen. So sollten Anreize zur illegalen Migration vermieden werden. Stattdessen solle sichergestellt werden, dass notleidende Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft Afghanistans angemessen Schutz erhalten, hieß es damals.

Die Lage in Afghanistan ist nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August dramatisch. Das Land leidet unter einer der schwersten Dürren der vergangenen zwei Jahrzehnte. Die Wirtschaft war bereits angeschlagen, bevor die Taliban an die Macht kamen und befindet sich nun im freien Fall.

Den UN zufolge hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht ausreichend zu essen. Weibliche Opfer von Gewalt bekommen Amnesty International zufolge kaum noch Hilfe. Viele Menschen fürchten Vergeltungsmaßnahmen der Taliban und versuchen zu fliehen.

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15 Kommentare

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  • @RUDOLF FISSNER

    Ich habe den Eindruck, dass Ihre Posts mehr über Ihren eigenenen Tunnelblick verraten als darüber, ob "Profit" nu gut oder böse ist.

  • @RUDOLF FISSNER

    Dass Sie "Profit" ausschliesslich monetär lesen sagt mehr über Sie aus als... ;-P

    Aber jetzt mehr im Ernst: klar, das Problem ist komplex. Auch die eiskalten Neoliberalen und die Marktradikalen sind für möglichst ungehinderte Migration, damit das Angebot auf dem Arbeits"markt" [1] möglichst hoch, die Preise also niedrig sind.

    Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Zäune sind m.E. die genau falsche Lösung.

    [1] Die Idee, Arbeitskraft, also Menschen, als vermarktbare Ware zu behandeln halte ich bereits für eine Perversion.

    • @tomás zerolo:

      Sie bekommen die Sache mit ihrem "profitieren" auch dadurch nicht rund indem Sie den dadurch implizierten einseitigen Nützlichkeitsaspekt noch umfassender jenseits des Monetären definieren.

      Und posten Sie doch bitte keine Links mit Überschriften a'la "Profitabler als Drogen" zum Thema Einwanderung nur um sich dann davon zu distanzieren.

  • Deutschland hat bereits in den ersten drei Quartalen dieses Jahres über 150.000 Menschen allein aus Drittländern aufgenommen. Nun, es dürften dann also etwa 200.000 bis 250.000 in diesem Jahr werden.

    Die Städte und Gemeinden sollten sich mit dem Wohnungsbau etwas beeilen.

    Die Mindestschätzungen für fehlende Wohnungen belaufen sich grade auf über 1,5 Millionen.

    Man hält sich zu lange mit den Genehmigungen auf weitere Wiesen und Wälder platt zu machen.

    www.noz.de/deutsch...zahlbare-wohnungen

  • Wie hoch ist die Zahl der (ehemaligen) Ortskräfte mit ihren Familienmitgliedern? Sind das mehr oder weniger als die zugesagten 25000? Oder laufen die extra?

  • @OBSCURITAS

    Ich schlage ja schon lange vor, dass die EU die Sache direkt mit aufnahmewilligen Kommunen klarmachen soll. An den Nationalstaaten vorbei.

    Pro aufgenommenen Flüchtling gibt es eine Integrationspauschale gegen Mindestgarantien (Nahrung, Wohnung, Kleidung, Zugang zu Sprache, Arbeit, Kultur).

    Die Kommunen sind nämlich die, die die Integrationsleistung aufbringen, und die, die im Erfolgsfall auch davon profitieren [1].

    Die Nationalregierungen missbrauchen die Angst vor dem Fremden für ihren Machterhalt, das sind keine konstruktiven Akteure (es ist auffällig das idR genau dort die grösste Fremdenfeindlichkeit herrscht, wo es am wenigsten "Fremde" gibt).

    [1] taz.de/Der-Fall-Riace/!5614095/

    • @tomás zerolo:

      "Die Kommunen sind nämlich die, die die Integrationsleistung aufbringen, und die, die im Erfolgsfall auch davon profitieren [1]."

      Diese monetäre Logik ist genau das Problem. Sie reduziert Menschen auf deren Bezug zum Aufnahmeland.

  • Allen, die den Verbündeten im Kampf gegen die Taliban geholfen haben, sollten eine Möglichkeit bekommen, in Europa bzw. Amerika Schutz zu erhalten.



    Afghanen, die schon früher mit den Taliban kooperiert hatten und nunmehr eine Chance sehen, nach Europa zu kommen, um hier ein besseres Leben zu führen, sollte der Zutritt verwehrt bleiben.



    Die Taliban sind nicht in der Lage, das Volk ausreichend zu ernähren und Bildung sicherzustellen. Das müssen die Menschen in Afghanistan endlich merken und selbst gegen die Taliban aufbegehren.

  • @FELIS

    Chapeau ♥

    • @tomás zerolo:

      Danke :-)

  • Nach welchen Kriterien werden die Menschen denn ausgewählt? Schutzbedürftig dürften Millionen von Afghanen sein angesichts der Verhältnisse in Afghanistan.

    • @Bussard:

      Ich fürchte das kommt nicht ohne "Ene, mene, mu" aus.

      Wie bei den Ortskräften, wird jede Menge Glück im Spiel sein, wer es aus dem Land schafft und wer nicht

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Deutschland allein soll bereit sein, davon 25.000 Schutzbedürftige zu empfangen."



    Bin ich nicht Deutschland?



    Was ist mit Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Portual, Spanien.....

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Bin ich nicht Deutschland?



      Nein sind Sie nicht!- bestenfalls ein Bürger Deutschlands.



      Eine Entscheidungfähigkeit wieviel



      aufgenommen werden haben Sie ebenfalls nicht. Oder sind Sie Nationalist?

    • @17900 (Profil gelöscht):

      "Es gibt nichts gutes, außer man tut es." Warum sollen wir unsere Hilfsbereitschaft (die selbstverständlich sein sollte) immer daran festmachen, was andere tun? So wird das nix.