Schulen und Corona: Zermürbende Dauerschleife

Die Ferien sind bald vorbei, aber die Schulen nicht auf Unterricht unter Corona-Bedingungen vorbereitet. Für Eltern gibt es weiter keine Normalität.

Stühle in einem Klassenzimmer einer Grundschule in Prenzlauer Berg noch auf den Tischen.

Noch sind Ferien: eine leere Grundschule in Berlin Foto: Annette Riedl/dpa

Knapp eine Woche, dann geht’s wieder los. Eigentlich beginnt ja in Berlin, Brandenburg und Hamburg nur das neue Schuljahr. Aber neben der üblichen Aufregung schleicht sich dieses ungute Gefühl ein. Wie groß ist die Gefahr für die Kinder, sich mit Corona zu infizieren? Wie lange halten Leh­re­r:in­nen und Hort­er­zie­he­r:in­nen durch? Und überhaupt: Bleiben die Schulen offen?

In die Ungewissheit mischt sich Wut. Über die Planlosigkeit, das Versagen der Politik, die Ahnung, dass für politische Ent­schei­de­r:in­nen Familien und Kinder keine Priorität haben. Nicht mal knapp zwei Monate vor der Bundestagswahl. Trotz vollmundiger Ankündigungen wurden an vielen Schulen keine Luftfilteranlagen eingebaut, geschweige denn Personal aufgestockt, um die Klassen zu verkleinern, damit die Abstände zwischen den Plätzen besser eingehalten werden. Auch das digitale Lernen wurde nur mit spitzen Fingern angefasst. Aber lassen wir das. Es sind ja auch nur knapp eineinhalb Jahre vergangen seit dem ersten Lockdown, bei dem die Schulen von einem Tag auf den anderen geschlossen wurden.

Diese eineinhalb Jahre waren hart. Auf den Komplett-Lockdown folgte ein kurioser Wechselunterricht an den Schulen und Lernen auf Onlineplattformen, die entweder nicht erreichbar waren oder nicht befüllt wurden. Dazwischen oder währenddessen Homeoffice, sich wenigstens aus der Ferne um Angehörige und Freun­d:in­nen kümmern, die Kids bespaßen, die schließlich nicht in Dauerschleife Videos gucken können, wenn die Eltern ihrer Lohnarbeit nachgehen müssen. Für viele sorgte die Angst vor einem Jobverlust für noch mehr Stress.

Eine zermürbende Zeit. Nach fast sechs Wochen Sommerferien dominiert nun hierzulande die Debatte, ob Ur­laubs­rück­keh­re­r:in­nen sich testen lassen müssen und Impf­ver­wei­ge­r:in­nen von Veranstaltungen ausgeschlossen werden können. Dank Deltavariante steigen die Inzidenzwerte, Impfungen müssen wohl aufgefrischt werden. Dass auch die Schulen für den (erneuten) Ernstfall gewappnet sein müssen – kein Thema für die vorderen Plätze auf der politischen Agenda. Es fühlt sich nach einer ermüdenden Dauerschleife an.

Klar, die Situation ist heute eine andere als im Frühjahr 2020. Damals gab es weder viele Testzentren noch ausreichend Impfstoffe oder Studien, die die langfristigen Folgen von Corona einschätzen ließen. Heute werden Kinder mehrfach in der Woche vor dem Unterricht getestet, wir wissen, dass Impfstoffe uns vor schweren Erkrankungen schützen. Dennoch bleibt es, dieses dumpfe Gefühl – und die Angst, alles noch mal durchmachen zu müssen.

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Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort.

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