: Schule reagiert auf Gewalttat
Nach dem Angriff von sieben Jugendlichen auf einen Polizisten bei einem Schulfest will die Polizei stärker mit den Schulen zusammenarbeiten. Die Schulleitung plant ein neues Sicherheitskonzept. Opfer ist weiter im Krankenhaus
Der Schock war Günter Koschmieder noch anzusehen. „Wir lassen uns diese Schule von niemandem kaputt machen, der versucht hat, jemanden totzuschlagen“, sagt der stellvertretende Schulleiter des Georg-Büchner-Gymnasiums in Lichtenrade. Vier seiner Schüler nicken.
Grund zur Aufregung an der Schule und zu der Pressekonferenz von Koschmieder gestern sind die Ereignisse des vergangenen Freitags. Wie häufig zuvor feierte die Schule ein Fest in ihrem Haus; eingeladen waren nur die eigenen Schüler. Gegen 21.30 Uhr wollte eine Gruppe von sieben auswärtigen Jugendlichen daran teilnehmen. Nachdem sie von mehreren Schülern, die als Ordner eingesetzt waren, abgewiesen wurden, kam es zu einem Handgemenge am Schuleingang. Die Situation eskalierte, als der in Zivil und privat anwesende Polizist Michael M. eingriff und seinen Dienstausweis zog. Daraufhin, so Augenzeugen, stürzten sich die sieben Jugendlichen auf ihn und verletzten den 41-Jährigen mit Fausthieben, Schlagwaffen und Tritten schwer am Kopf.
Die Schülerordner schleiften den Verletzten ins Schulgebäude. Als die Jugendlichen flohen, liefen sie zwei von der Schule alarmierten Polizisten in die Arme und wurden festgenommen. Das Opfer kam ins Krankenhaus, wo er noch immer behandelt wird. Gegen vier der Tatverdächtigen, alle im Alter von 14 bis 16 Jahre, wurde mittlerweile Anklage erhoben.
Auf der Pressekonferenz gestern korrigierte Günter Koschmieder die Annahmen, der Tat läge ein Konflikt zwischen seiner und zwei benachbarten Schulen zugrunde. Die Täter entstammten von keiner der in Frage kommenden Schulen, so Koschmieder. Sie seien der Schulleitung zuvor auch nicht aufgefallen. Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen wies er zurück. Zusätzlich zu dem anwesenden Lehrpersonal seien Oberstufenschüler als Ordner eingesetzt gewesen. Auch zwei Zivilpolizisten seien auf dem Fest gewesen.
„Gegen den plötzlichen Ausbruch von Gewalt können auch mehr Männer nichts ausrichten“, erklärte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. In Zukunft wolle man verstärkt mit den Schulen zusammenarbeiten, um mögliche Konflikte vorher ausfindig zu machen. Auch der Kontakt der Schulen untereinander solle verbessert werden. Koschmieder bekräftigte dies. Zusammen mit der Polizei wolle man ein neues Sicherheitskonzept ausarbeiten. Einzelheiten wollte er noch nicht nennen.
Ein Schülervertreter berichtete von dem Umgang der Schule mit dem Vorfall: „Im Unterricht haben die Lehrer mit uns über den Vorfall gesprochen. Auch die Unterstützung der Schulpsychologen ist wertvoll gewesen.“
An den Eingangstoren drückt eine Schülerin ihre Sorge aus. Mehr Sicherheit ist gut, meint sie, aber mehr Polizei will sie eigentlich nicht sehen.
Tim Westerholt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen