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Schufa will Zugriff auf KontoauszügeDie Allesfresserin

Kommentar von Svenja Bergt

Die Schufa will künftig auswerten können, was Kund:innen wofür ausgeben. Auf freiwilliger Basis, betont sie. Dreist ist die Idee trotzdem.

Die Schufa wünscht sich totale Transparenz, dazu gehört jetzt auch der Einblick in die Kontoauszüge Foto: Gremlin/getty images

D ie Schufa war mal angetreten, um ein Problem zu lösen. Anhand von halbwegs validen Daten sollte sie vorhersagen, ob es sich für einen Anbieter lohnt, für eine Kundin, ein:e Kreditnehmer:in oder einen Vertragspartner ein finanzielles Risiko einzugehen. Doch die Auskunftei wird zunehmend selbst zum Problem.

Sie scheint sich mittlerweile vor allem darauf zu konzentrieren, in All-you-can-eat-Manier Daten aufzufuttern, diese dann mit einem intransparenten Algorithmus zu verdauen und recht willkürliche Ergebnisse wieder auszuspucken. Wer sich schon mal mit der eigenen Schufa-Auskunft beschäftigt hat, dürfte bestätigen, dass diese oft mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt.

Nun möchte die Schufa – auf freiwilliger Basis, wie sie es gar nicht genug betonen kann – obendrein Einblicke in die Kontoauszüge von Verbraucher:innen bekommen. Bislang musste sie sich meist mit Daten aus zweiter Hand begnügen. Daten, die zum Beispiel Mobilfunkprovider, Banken oder Onlinehändler an die Schufa melden, wenn sie mit einem:r Kund:in einen Vertrag abgeschlossen oder beendet haben.

Dagegen Kontoauszüge: welch Paradies! Tiefste Einblicke in die wirtschaftliche Welt eines Menschen. Was eine künstliche Intelligenz wohl da­raus lernen könnte? Haben Menschen, die Mitglied eines Fitnessstudios sind, eine geringere Ausfallquote bei Kreditzahlungen? Sind Gewerkschaftsmitglieder geneigt, beim Onlineeinkauf das Zahlen der Rechnung zu vergessen? Machen Lottospieler:innen gerne Vertrags-Hopping bei Stromanbietern, um Startprämien abzugreifen? Eine solche Auswertung ist natürlich reine Spekulation. Aber ein selbstlernender Algorithmus hätte Freude an derlei Datensätzen.

Die Schufa will Verbraucher:innen diesen Blick in die Kontoauszüge schmackhaft machen. Ein Spiel unter ungleichen Machtverhältnissen: Du zeigst mir deinen Kontoauszug – und wenn er mir gefällt, bekommst du den gewünschten Mobilfunkvertrag/Kredit/Ratendeal. Und wenn nicht, dann nicht. Aber deine Daten, die hab ich trotzdem.

Äh, wie bitte? Eine Lösung für die oft willkürlich anmutende Einstufung wäre das nicht. Transparenz – das wäre eine. Die Schufa müsste verpflichtet werden, ihren Algorithmus offenzulegen. Bislang verhindert sie das mit dem Verweis auf das Geschäftsgeheimnis und Manipulationsgefahr. Aber ganz ehrlich: Wenn der so einfach zu manipulieren ist, dann ist es wohl eh ein schlechter Algorithmus. Es ist die Aufgabe der Schufa, das Gegenteil zu beweisen.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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20 Kommentare

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  • bei einer internen präsentation ...

    soll sich das unternehmen selbst entlarvt haben ... quelle: ard.de/nachrichten.

    das allumfassende datensammeln ist in den agb's so versteckt, daß ein zustimmungsklick ohne wahre kenntnisnahme erwartet wurde.

    für wohl einen datenschützer insgesamt eine beängstigende vorstellung, wenn dem sammeltopf schufa alle tore und türen geöffnet werden sollten.

    einerseits datenschutzrichtlinie 95/46/eg andererseits vollster zugriff über den persönlichsten finanztransfer.

    kaum zu verstehen ...

  • „Haben Menschen, die Mitglied eines Fitnessstudios sind, eine geringere Ausfallquote bei Kreditzahlungen?“



    Was für eine alberne Frage zu einem solch ernsten Thema. Oder läuft der Artikel demnächst unter dem Satiresiegel?



    Menschen, die tegelmäßig in Fitnessstudios gehen, leben länger, ernähren sich gesünder, sind weniger krank geschrieben.



    Das interessiert die SCHUFA, und z.B. Arbeitgeber, die dann vlt. demnächst u.U. eine entsprechende Auskunft zur Bewerbung anfordern. Und darüber sollte eine Zeitung wie die taz berichten, zumindest erwarte ich das.

  • Kontoauszug gegen Algorhytmus? Ne, erst den Algorhytmus veröffentlichen. Vielleicht taugt der ja nicht. Schufa zerschlagen wäre für alle besser.....

    • @pesetenpaule:

      Die Schufa würde durch die nächste baugleiche Organisation ersetzt werden. Dem Schufa Urteil wird nun einmal vertraut, da könnte der Algorithmus auch sein das Affen Dartpfeile werfen.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - scherzt ein

    ” Das BaFin-Debakel mit Wirecard hätte verhindert werden können. taz.de/Schufa-will...auszuege/!5729501/



    Und die Schufa nutzt dann Google Analytics. Wi EY EY... und "Walalawei" ("Rheingold" - Wellgunde Flosshilde und Woglinde) Würde Alberich heute bargeldlos zahlen?“

    kurz - Gar nich mal so alberich!



    Heute ein König - Morgen ein 🍄 -



    Nur Dumme räumen ne Bank mitm Colt!



    Na & erst das Geld der Rheinen Steuern!



    Tanderadei 🧙‍♀️ - ÖPP & Co. Alle dabei!



    Nur der tumbe Michel denkt VERBOTEN



    Mal wieder Zeit fürn eulichen - Gelle!



    HESSISCHEN LANDBOTEN -



    & BÜCHNER GEORG - ENTRE NOUS - 🤫 -



    BISTE GRAD DABEI - NIMM DIE GANZE



    EU & LA TUFFA VONDER LIE-ING MIT DABEI - 🤑 -



    & GEWISS GEWISS - 🥳 -



    AUF 61 SEITEN IST DEE GANZE DRISS -



    DOCH DIR WIEDER GUT ZU BESTREITEN



    & - 😈 - ook -



    kurz - Dank im Voraus & Aus die 🐭 !!

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Diesen Kerlen muss man kräftig auf die Finger klopfen!



    Welche Politiker stützen so ein Verhalten?



    Die FDP wahrscheinlich, eine 5% Partei, die immer nur eines im Sinn hat, den Unternehmen Vorteile zu verschaffen.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Es kenn der eigenen Glaubwürdigkeit nie schaden, Behauptungen über Dritten auch Fakten beizulegen. Haben Sie welche zur FDP?

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Altmeier ist in der FDP?

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        Das war ja auch eine Frage.



        Altmaier passt da gut ins Bild.

  • Zu Ostzeiten hätt's sowas nicht gegeben...

    • @Linksman:

      Nee, da ham'se Dir auch einfach weggefangen, wenn Du denen schon rein optisch nicht gepasst hast, egal, ob Dein Gehaltskonto gedeckt war oder nicht. Herzlich Glückwunsch!

    • @Linksman:

      Die Behörde die im Osten alles wusste ging auch mit S an, und gegen die ist sogar die Schufa ein Weisenknabe.

      • @Günter Witte:

        Die Herren und Damen des ehemaligen real existierenden Sozialismus hätten vor Freude gejauchzt wenn sie geahnt hätten, was heute in der freien Markwirtschaft so alles möglich ist.

      • @Günter Witte:

        Nö,die Stasi wußte längst nicht alles. Der Aufwand an Informationen zu kommen war,gemessen am Personaleinsatz,um einiges höher als heute.Heute trägt doch bspw. fast jeder einen Bewegungsmelder freiwillig mit sich rum.Und über die Vernetzung der verschiedenen digitalen Dienste sind die Einblicke in das persönliche Leben eines jeden der sie ausgiebig nutzt leichter und detaillierter denn je.

  • 0G
    05653 (Profil gelöscht)

    Soweit mir bekant ist, benutzen die meisten Kreditinstitute eine Software von BlackRock, die durch Scheinumsätze auf dem Konto in der Tat ziemlich leicht zu manipulieren ist. Um das Programm benutzen zu können, braucht das Institut natürlich die laufenden Umsätze auf dem Konto. Vermutlich will die Schufa ihre Software nur auf den allgemeinen Stand der Technik bringen.

  • Die chinesischen Verhältnisse überrollen uns. Das mit den Masken habe ich schon vor drei-vier Jahren prophezeit. Ich wollte eine Feinstaubmaske für den Straßenverkehr, aber die Idee dann doch nicht umgesetzt.



    Jetzt kommt das social-scoring gleich hinterher. In Verbindung mit Online-Metadaten ließen sich womöglich Profile erstellen, die über die Selbsterkenntnis der meisten Nutzer weit hinausgehen könnte.

    • 0G
      02881 (Profil gelöscht)
      @KnorkeM:

      Amazon weiß mehr über Sie als die Schufa, nehme ich an.

      Beim Social Scoring kann man übrigens auch seinen Chef "bewerten" wenn der sich wie ein A.... verhält. Oder die Typen die ständig bei Rot über den Zebrastreifen vor der Kita brettern...

  • Moment mal! Die Schufa hat eine übermächtige Monopolstellung und nutzt diese schamlos aus, um unsere Privatsphäre endgültig und nachhaltig zu zerstören!! Wenn erstmal der "Premium-Status" der Kunden mit Kontooffenlegung eingeführt ist, dann ist es nur ein kleiner Schritt zur Diskriminierung aller anderen. Es ist im Grunde wie zukünftig beim Infektionsschutzgesetz: wer sich nicht impfen/ins Girokonto kucken lässt bekommt nichts...

    • @Bogenhaar:

      Ich bin kein Freund des Infektionsschutzgesetzes, aber es hat keinerlei Ähnlichkeit mit den Ideen der Schufa.

  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    die sind einfach nicht google .... vermutlich wird im Kontext zu den Wirecarduntersuchungen eine andere Krake genehmigt die gleich hinüber in das Börsenhandeln greift