Schülerin über Kopftuch-Emoji: Hidschab gehört aufs Handy
Die Berliner Schülerin Rayouf Alhumedhi kämpft für ein Novum auf der Smartphonetastatur: Sie fordert ein Emoji mit Kopftuch.
Rayouf Alhumedhi fordert ein Emoji mit Kopftuch, in weiblicher wie männlicher Version. Eine Illustratorin hat die Symbole bereits entworfen. Alhumedhi erarbeitete einen Antrag für das Unicode-Konsortium, das Vorschläge für Emojis annimmt. Nun hat sich sogar der Mitgründer der Online-Plattform Reddit eingeschaltet.
taz: Warum brauchen wir ein Hidschab-Emoji?
Rayouf Alhumedhi: Mir geht es bei meiner Forderung um Repräsentation. Es gibt so viele MuslimInnen auf der Welt, man sieht sie überall, ob in den Straßen, Schulen oder im Fernsehen. Den Weg zu mehr Sichtbarkeit und Anerkennung, den die Gesellschaft in vielen Lebensbereichen schon eingeschlagen hat, sollte man auch in der Alltagskommunikation verfolgen.
In welchen Momenten würden Sie das Kopftuch-Emoji benutzen?
In allen möglichen Situationen, etwa, wenn ich mit meinen FreundInnen zum Ausgehen verabrede. Vielleicht würde ich es auch auf Instagram in die Selbstbeschreibung neben meinem Profilbild einfügen – als eine Art Kurzbiografie, um meine Mitmenschen wissen zu lassen, wer ich bin.
Ist der Hidschab Teil Ihrer Identität?
Rayouf Alhumedhi ist 15 Jahre alt und kommt aus Saudi-Arabien. Seit vier Jahren lebt sie in Deutschland und besucht eine Schule in Berlin.
Ich trage mein Kopftuch, seit ich 13 bin, weil ich das Gefühl mag, kontrollieren zu können, was ich anderen zeige und was nicht. Für mich ist der Hidschab ein Symbol von Freiheit, meine Mutter meinte immer zu mir: Sag mir, ob du es wirklich tragen willst. Und ich wollte. Ich bin stolz darauf, Kopftuch zu tragen.
Wie wollen Sie die Idee umsetzen?
Ich hoffe, mir hilft die Aufmerksamkeit aus den sozialen Medien. Bisher habe ich eine Menge positives Feedback bekommen, viele Instagram-Accounts unterstützen meine Idee. Und nun hat mich sogar Alexis Ohanian kontaktiert, der Mitbegründer von Reddit. Wir haben uns über Skype unterhalten, und er ist begeistert von der Idee.
Glauben Sie, dass Sie mit Ihrem Wunsch Gehör bei den Zuständigen finden?
Mittlerweile denke ich, dass meine Chancen ganz gut stehen, mit dem Vorschlag durchzukommen. So viele Medien berichten über das Emoji, es ist einfach Zeit dafür. Selbst, wenn ich am Ende scheitere, bin ich glücklich, weil ich weiß, dass viele Menschen das Emoji genauso sehr wollten wie ich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut