SchülerInnen-Proteste in Frankreich: Repressionen wie in einer Diktatur
Polizeikräfte gehen äußerst brutal gegen SchülerInnen in einem Pariser Vorort vor. Das belegt ein Video. Die Menschen sind schockert.
Das ist Frankreich im Dezember 2018 im Vorort Mantes-la-Jolie im Westen von Paris. Dort wurden nach Zusammenstößen bei einer Kundgebung gegen eine Reform 148 MittelschülerInnnen wegen „Zusammenrottens“, Widerstand gegen Anweisungen oder angeblicher Beteiligung an Gewalt oder Sachbeschädigungen festgenommen.
„Das ist aber mal eine brave Schulklasse“, höhnt die Stimme eines unsichtbaren Polizeibeamten. Ein anderer befiehlt den eingeschüchterten Jugendlichen barsch, still zu sein und geradeaus zu blicken. Das kurze Video wurde ohne Zweifel von einem Mitglied der Polizei aufgenommen und dann via Twitter verbreitet, bevor es wieder gelöscht wurde.
Doch zu spät, der kurze Film wird tausendfach von Leuten verbreitet, die schockiert über solche Methoden der Repression sind. Die Zeitung Le Monde schreibt , dass das Video authentisch und tatsächlich am Donnerstag in Mantes-la-Jolie entstanden sei.
Empfohlener externer Inhalt
Von Hartgummigeschossen verletzt
Eine solche skandalöse Polizeigewalt gegen Jugendliche dürfte das gegenwärtige Klima in Frankreich zusätzlich anheizen und insbesondere viele SchülerInnen motivieren, die bisher gezögert hatten, sich der Mobilisierung aktiv anzuschließen. Seit Wochenbeginn werden bereits 200 Mittelschulen bestreikt oder blockiert. Mitte der Woche begann sich die Bewegung auszuweiten und wegen der zum Teil brutalen Reaktionen der Ordnungskräfte auch zu radikalisieren.
Am Mittwoch wurden in Saint-Jean-de-Braye bei Orléans und im Pariser Vorort Garges-lès-Gonesse zwei Schüler durch Hartgummigeschosse der Polizei schwer verletzt. Bei Demonstrationen wurden in ganz Frankreich am Donnerstag 700 Jugendliche festgenommen und anschließend in Polizeigewahrsam festgehalten. Jetzt wollen die SchülerInnen am Samstag in Paris demonstrieren und sich mit ihren eigenen Forderungen der unerlaubten Kundgebung der „Gilets jaunes“ anschließen.
Angesichts der drohenden Krawalle vor allem in der Hauptstadt wird die Regierung fast doppelt so viele Angehörige der Polizei und Gendarmerie einsetzen wie vor einer Woche: 80.000 in ganz Frankreich – davon 8.000 in der Hauptstadt, die durch Wasserwerfer und zwölf Panzerfahrzeuge unterstützt werden. Ob auch Einheiten der Armee zum Einsatz kommen, wollen die Behörden nicht sagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen