Scholz will kein Held sein: Held oder Heizung?
Pinya, Scholz, Selenskyj: Parallelen zwischen literarischen Helden und heutigen Staatschefs.
D ie Geschichte spielt ein paar Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Schauplatz ist ein zaristisches Gefängnis für politische Häftlinge. Auf der untersten Stufe der Gefangenenhierarchie steht der Sozialist Pinya. Er hat vor seiner Verhaftung eine Lehre als Blechschmied absolviert und ist von seinem Meister regelmäßig geschlagen worden.
Pinya ist jüdisch, klein und schüchtern. Sein Gegenspieler im Knast ist der wuchtige Zaletaiev, ein großmäuliger Anarchist. Zaletaiev zerreißt Bücher, wenn er wieder mal Papier fürs Rollen seiner Zigarette braucht. Er macht sich mit Vorliebe über den kleinen Pinya lustig und schleift ihn gelegentlich über den Zellenboden. Die anderen Häftlinge halten Pinya für einen Feigling, weil er alle Erniedrigungen einfach nur weglächelt.
Eines Tages müssen die Gefangenen einen neuen Sprecher wählen. Um ihre Verachtung für das System zu demonstrieren, nominieren die Anarchisten Pinya. Pinya ist entsetzt über die Wahl, aber wie immer akzeptiert er sein Schicksal mit einem schüchternen Grinsen.
Und dann, fast über Nacht, erlebt er eine Verwandlung. Er nimmt die neue Rolle an. Pinya wird ein Organisationstalent, verteilt die Rationen gerecht und setzt durch, dass die Gefangenen einmal im Monat baden dürfen. Er schlichtet Streitereien und verschafft sich bei allen Häftlingen Respekt.
Nur sein Gegenspieler Zaletaiev rebelliert gegen dieses neue Idyll. Er verlangt von Pinya die sofortige Ausführung eines waghalsigen Fluchtplans. Ein Wachmann muss getötet werden, um allen Gefangenen den Ausbruch durch einen Tunnel zu ermöglichen. In der entscheidenden Nacht versagen alle Beteiligten, nur Pinya nicht. Er ermöglicht den Häftlingen die Flucht und bezahlt dafür mit seinem Leben.
Schriftsteller und Politiker
„Talisman“ lautet der Titel dieser Kurzgeschichte von Wolodymyr Wynnytschenko (1880–1951). Der Ukrainer Wynnytschenko war der Sohn armer Landarbeiter und versuchte sich als Politiker, Unabhängigkeitskämpfer und Schriftsteller. Seine Familie war nicht jüdisch, und trotzdem schuf er mit der Pinya-Figur einen jüdischen Helden, der sogar den Ersten Sekretär der KPDSU, Nikita Chruschtschow beeindruckte.
In der Sowjetunion waren zwar die Werke von Wynnytschenko verboten, aber Chruschtschow kannte sie aus seiner Jugend. Er verglich sich mehrfach mit der mutigen Underdogfigur Pinya. Und tatsächlich hatte Chruschtschow 1956 einen kurzen Pinya-Moment, als er es wagte, in einer Rede gegen den Stalinkult seiner Partei zu rebellieren.
Nur wenige würden heute Chruschtschow als eine Heldenfigur sehen, aber eindeutig sind die Parallelen zwischen Pinya und Präsident Selenskyj. Das liegt nicht nur an ihrer beiden jüdischen Herkunft. Beide Männer wurden als Clowns unterschätzt und wuchsen erst im entscheidenden Moment über sich hinaus. Was man nicht unbedingt von anderen Politikern behaupten kann. Theoretisch sind der fiktive Pinya und der reale Olaf Scholz beide Sozialdemokraten.
Damit hören ihre Gemeinsamkeiten jedoch schon auf. Scholz will kein Held sein, er interessiert sich für funktionierende Heizungen. Jedes Zugeständnis an die Ukraine muss aus ihm herausgepresst werden. Flankiert wird er jetzt von den neuen deutschen Appeasern wie etwa Alice Schwarzer und Emma, die in einem offenen Brief den dritten Weltkrieg prophezeien.
Keine Appeasementpolitik mehr
Die Briten hingegen lieben ihren Premierminister schon lange nicht mehr und offene Briefe dieser Art sind nicht zu erwarten. Obwohl Putin angekündigt hat, er könne Großbritannien mit seiner atomfähigen Superrakete Satan 2 ab Herbst angreifen, hat man in Großbritannien beschlossen, nicht wieder zur Beschwichtigungspolitik von 1938 zurückzukehren.
Stattdessen schlägt das Satiremagazin Private Eye den russischen PR-Beratern jetzt vor, Satan 2 einen positiveren Namen zu geben, vielleicht „Liberator 2“ oder „The Big Peace Bomb“?
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