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Schlechte Ernte nach DürresommerBauern auch selbst verantwortlich

Die Landwirtschaft lässt Moore trockenlegen, um dort zum Beispiel Mais anzubauen. Das rächt sich in Dürresommern wie diesem.

Mais mag den Boden zwar lieber trocken – aber auch nicht zu trocken Foto: dpa

Viele Landwirte haben Ernteverluste infolge der Dürre teils selbst verschuldet, indem sie Moorflächen zu stark entwässert haben. „Ich habe in den letzten Jahren wieder häufiger gesehen, dass Bauern nasse Stellen in Äckern und anderen Agrarflächen tiefer entwässert haben, um trockener arbeiten zu können. Diese Landwirte schaffen die Wasservorräte weg und tragen so selbst zu trockenen Böden im Sommer bei“, sagte Hans Joosten, Moorökologe an der Universität Greifswald, der taz.

„Wir haben die Wasserspeichermöglichkeit der Moore verspielt. Das fällt uns jetzt auf die Füße“, ergänzte Vegetationskundlerin Vera Luthardt von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Rund 8 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland sind Moore. Ihnen wird beispielsweise über Gräben und Rohre Wasser entzogen, damit darauf etwa Gras oder Mais wachsen kann und man sie mit herkömmlichen Landmaschinen befahren kann.

Doch wenn das Wasser abläuft, wird der Torf der Moore zersetzt. In ihm gespeicherte Treibhausgase werden frei. Landwirtschaftlich genutzte Moore verursachen 4,5 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland. Sie sind damit die größte Einzelquelle für Treibhausgase außerhalb des Energiesektors.

Besonders viel Wasser hätten die Bauern in diesem Frühjahr entzogen, berichtet Professorin Luthardt. „2017 hatten wir ein sehr feuchtes Jahr. Da wurden viele Stausysteme so weit wie möglich geöffnet, damit sich im Frühjahr die Böden wieder erwärmen. Wenn man dann im Mai gemerkt hat, oh, jetzt wird es trocken, und dann den Stau geschlossen hat, war es zu spät.“

Moorbauern hatten Vorteil

Zwar hätten Moorbauern wegen ihrer immer noch vergleichsweise feuchten Böden einen Vorteil gehabt. Aber sie hätten noch mehr Dürreschäden verhindern können. Besser abgeschnitten haben laut Professor Joosten mehrere Bauern in Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Moore wiedervernässt haben: „Die können ernten wie Sau. Die haben überhaupt keinen Mangel an Wasser in diesem Sommer.“

Die Wissenschaftler raten deshalb, den Wasserstand in Mooren zu erhöhen. „Das A und O ist jetzt erst mal, die Stausysteme zu sanieren“, sagte Luthardt. Manche Wehre müssten repariert werden, damit der Wasserabfluss reduziert werden kann. In Gräben, die noch keine Stauanlagen hätten, sollten diese gebaut werden.

Die können ernten wie Sau

Hans Joosten, Biologe, über Landwirte, die ihre Moorflächen wiedervernässt haben

Da auf sehr nassen Flächen zum Beispiel kein Mais wächst, sollten die Bauern dort auf Pflanzen wie Schilf oder Rohrkolben umstellen, rät Joosten. Die Erträge seien nicht niedriger.

„Ein Schilfacker produziert genauso viel wie ein Maisacker.“ Aus Schilf lasse sich in Biogasanlagen ähnlich viel Energie wie aus Mais erzeugen. Rohrkolben könne man auch an Kühe verfüttern. Würde man diese Pflanzen züchten, könnten sie noch produktiver werden.

Subventionen nur für Mais

Bisher würden die Bauern aber EU-Agrarsubventionen verlieren, wenn sie Schilf anbauen, so Joosten. „Wenn man auf einem vernässten Acker Schilf erzeugt, sollte man die gleichen Subventionen wie für ein Maisfeld bekommen“, forderte der Forscher.

Luthardt verlangte von Moorbauern aber auch, später als bislang üblich Heu zu ernten. Das würde es ermöglichen, Wasser zu speichern – allerdings seien die Böden dann eben erst später so trocken, dass sie mit Traktoren befahren werden können.

Der Bauernverband wie­derum will von einer Mitschuld der Moorbauern an zu trockenen Böden nichts wissen. „Diese Argumentation halten wir im Zusammenhang mit dem Dürresommer 2018 für völlig abwegig“, ließ Generalsekretär Bernhard Krüsken der taz mitteilen. Begründen wollte er seine Position auch auf Nachfrage nicht. Der Verband hat kürzlich 340 Millionen Euro Zuschüsse von Bund und Ländern für dürregeschädigte Betriebe durchgesetzt.

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22 Kommentare

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  • Sie können den Kartoffelroder gerne durch Mähdrescher, Ladewagen oder Rübenroder ersetzen. Meinetwegen auch durch den Häcksler, der das Grünschilf von der Fläche holt. Die werden alle auf wiedervernässten Böden spätestens in nassen Jahren versagen, es sei denn bis dahin hat jemand eine praxistaugliche Hovertechnik erfunden.



    Den betroffenen Bauern, deren Ernte dann auf den Feldern vergammelt, helfen schlaue Sprüche wenig.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Ja nun, im Sumpf wächst nicht nur Mais nicht, sondern auch Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel - auch nicht mit Demeter-Anbau.

  • Als Meister Ihres Fachs wissen Sie sicher auch, dass die "Allmachtsphantasien" ihren Höhepunkt in der "guten alten Zeit" des ausschließlichen Ökolandbaus hatten.



    de.wikipedia.org/w...%C3%BCgde/Pyrmont)

    • @Harald Müller:

      Was hat das Mit Ökolandbau zu tun .



      Sie verrennen sich da ein wenig.

      Wir treffen uns mal an der Fläche im ehemaligen Moor. wo der 40 Tonnen schwere Roder versackt ist umd evaluieren mal die Örtlichkeit die Fruchtfolge die Düngung und die anderen Begleitumstände,insbesondere die fachliche Sinnhaftigkeit des Kartoffelanbaues an dieser Stelle.



      Die Flächen dort wurden übrigens erst in der neuen Zeit zu Ackerland kultiviert.

    • @Harald Müller:

      Ups, der Kommentar war als Antwort an @JANDEBUUR gedacht.

  • Weiterhin wird dabei grossräumig auch der Wasser-Weitertransport unterbrochen: es können sich in einem trockenen Land einfach keine Regenwolken mehr bilden.

  • Langsam nervt Maurins Stil wirklich. Schilf statt Mais?? Ernsthaft? Kommt der Professor Moorökologe dann persönlich vorbei, um beim passenden Reifegrad ein paar tausend Tonnen Schilf ökologisch korrekt mit dem Schlauchboot zu ernten? Wie wäre es, wenn der investigative Journalist zu solch steilen Thesen mal nachdenken und womöglich eine zweite Meinung einholen würde?

    Übrigens sehen Moorböden in nassen Jahren auch mal so aus:



    www.agrarheute.com...nkt-schlamm-540382



    Die Bauern haben schon ihre Gründe, warum sie so wirtschaften, wie sie das tun. Schließlich sind sie seit Generationen an ihre Scholle gebunden und können nicht mal eben nach Osteuropa abwandern - so wie dies manch andere Branche gerne tun, wenn es ihr in Deutschland zu blöd wird.

    (Und: Ja, die Klimagase aus Moorböden sind ein Problem. Allerdings keines, dessen Komplexität sich in ein paar Zeilen erklären lässt.)

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Harald Müller:

      Ja. Einen Spaten hat der doch noch nie länger als ne halbe Stunde in der Hand gehabt.

    • @Harald Müller:

      Aus Bodenbiologischer Sicht ist eine Erntemaschine mit diesem Ausmaßen, eh eine Katastrophe.



      Bauern sollten dringend nachdenken mit welchen natürlichen Ressourcen sie arbeiten und wie man sie behandelt.

      • @Manni:

        Ich bin ja auch nicht begeistert von Maschinen solchen Ausmaßes.

        Solange aber deutsche Kartoffelbauern im direkten Wettbewerb mit Kartoffelimporteuren stehen, ist ein Arbeiten mit kleineren Einheiten nicht rentabel. Die Mehrheit der Konsumenten kauft ihre Kartoffeln nun mal bei Aldi & Co, egal woher die kommen.

        Wobei man die Frage, was denn aus bodenbiologischer Sicht besser sei, ohnehin kontrovers diskutieren könnte... (Stichwort: CTF-Farming)

        • @Harald Müller:

          "Solange aber deutsche Kartoffelbauern im direkten Wettbewerb mit Kartoffelimporteuren stehen, ist ein Arbeiten mit kleineren Einheiten nicht rentabel."

          Das ist genau das grosse Problem, gemacht vom Bauernverband "wir müssen international konkurrenzfähig sein" - ganz grosser Mist, denn dabei können eben lokale Besonderheiten nicht berücksichtigt werden.



          Das ist Planwirtschaft vom Feinsten, und das ist schon mal schief gegangen und geht immer noch schief.



          Nicht zuletzt verdanken wir einen Teil der Flüchtlingsströme dieser Strategie!

        • @Harald Müller:

          Jetzt auch noch der böse Wettbewerb aus dem Ausland.



          Sie lassen auch nichts aus.



          Tumbe Landvolkargumentation!

          • @Jandebuur:

            Oh, langsam wird's peinlich.



            Von einem Landwirtschaftsmeister hätte ich etwas mehr Ahnung darüber erwartet, wie die globalen Handelsströme von Agrarprodukten funktionieren, und welchen Einfluss sie auf die Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe haben.

            • @Harald Müller:

              Bevor wir über Handelströme reden ,wie wärs mit dem Thema Kartoffeln auf Moorstandorten.



              Passt doch eher zum Thema des Artikels und da sind Sie doch anscheinend Fachmann.

    • @Harald Müller:

      Die unnötige Entwässerung der Moore und anderer Retensionsflächen für die Landwirtschaft ist ein Verbrechen an der wichtigsten Ressource, dem Wasser.



      Aus landwirtschaftlicher Sicht wäre ein Zurückhalten von Wasser kein Problem.



      Im Artland hatten wir z. B. ein ausgeklügeltes Be- und Entwässerungssystem bis die Bauern anfingen ihre Allmachtfantasien auszuleben und alles unter den Plug nahmen.



      Gerne diskutiere ich mit Ihnen ,Herr Müller die Komplexität des bäuerlichen Handels vor Ort.



      Schöne Grüß von einen bodenständigen.Landwirtschaftmeister

    • @Harald Müller:

      Also wenn Sie den Artikel richtig gelesen hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass Her Maurins hier auf Meinungen von Personen zurückgreift, die sich mit dem Thema auskennen.

      Zumal ich kaum glaube, dass jedes Moor voller kleiner Seen ist. Seltsamerweise widerlegen Sie den Vorschlag nicht sachlich, sondern versuchen ihn lautstark in die Ecke zu drängen. Wenn die Bauern meinen die Moore trockenlegen zu müssen, tja dann sollen sie aber später nicht nach Hilfsgeldern schreien, wenn die Ernte schlecht ausfällt.

      • @Jan Berger:

        Ich lese von einem Experten für Moore und einer Expertin für Vegetations, aber wo sind denn die von Ihnen genannten Personen, die sich mit dem Thema (dem Titel nach geht es ja vorrangig um Landwirtschaft) auskennen?

        Dass sich der Vertreter des Bauernverbands laut Maurin nicht weiter dazu äußern will, ist zwar enttäuschend, aber bei dem von Herrn Maurin praktizierten journalistischen Stil habe ich einen Verdacht, woran das liegen könnte...

        Aber da Sie sich offenbar auskennen, können sicherlich Sie die Frage beantworten: Wie bringt man ein paar tausend Tonnen Schilf ökologisch korrekt vom Moor, so dass sie sich noch als Futter für Rinder oder Biogasanlagen eignen?

        • @Harald Müller:

          Gibts praxistaugliche Forschung zu:



          twitter.com/succow...026770089021001728

          • @zenk0815:

            Nun ja. Um ein paar Heuballen im Sommer von einer Feuchtwiese zu holen, mag Breitreifentechnik in vielen Jahren geeeignet sein. Wobei die Bilder schon etwas Zweifel an de Praxistauglichkeit aufkeimen lasen: Warum ist das Gras schon wieder so weit ausgetrieben? Warum liegt noch die Hälfte der Mahden auf der Fläche?

            Im TAZ-Artikel wird aber suggeriert, Maisanbau für Viehhaltung und Biogas lasse sich mal eben durch Schilf ersetzen. Und da wäre schon die Ernte eine ganz andere Nummer: Andere Jahreszeit, andere Mengen, anderer Zeitdruck. Mit ein paar Breitreifen ist das nicht getan.

        • @Harald Müller:

          Wer braucht denn diese unangemessenen Biogasanlagen. Das ist doch reiner Selbstzweck diese überall und in diesen Größenordnungen betreiben zu wollen.



          Sonderfahrzeuge für Moore gibt es bereits.



          Kein Rind oder gar die Menschheit muß hungern, wenn man Wasserrückhaltesysteme praktiziert.



          Das wurde Jahrhunderte bei uns gemacht.



          Landwirte machen sich so lächerlich ,wenn sie immer und immer ihr krankes Wachstumsmodell rechtfertigen und allen anderen Unwissenheit bescheinigen.



          Emanzipieren Sie sich mal von einigen Feindbildern ,die Ihnen vorgespielt werden.

          • @Jandebuur:

            (1) Ob man die Biogasanlagen in der heutigen Form braucht, kann man gerne diskutieren. Man sollte dann aber auch klären, woher denn der damit erzeugte (grundlastfähige!) Strom kommen soll.



            Außerdem sollte man Biogasbauern eine alternative Perspektive bieten, wenn man sie davon abbringen will. Immerhin haben sie im Vertrauen auf Aussagen wie "Bauern sind die Ölscheichs von morgen" (wer hat's gesagt?) Millionen investiert, an denen sie heute noch abzubezahlen haben.

            (2) Welche existierenden Sonderfahrzeuge für Moore können tausende Tonnen Grünschilf im Herbst ernten?

            (3) Natürlich muss niemand in Deutschland hungern, wenn wir Ackerland renaturieren. Wir importieren dann einfach mehr. Gerade in Jahren wie 2018, in denen ohne Importe in Deutschland wieder Hunger herrschen würde.

            (4) Solange die deutsche Landwirtschaft im direkten Wettbewerb mit anderen Ländern steht, und andererseits der Handel immer mehr oligopolisiert wird, wird das "kranke Wachstumsmodell" weitergehen. Sie können natürlich auch gerne den Bewohnern der Berliner Plattenbauten sagen, sie mögen ihre Kartoffeln zum vielfachen Preis direkt beim Bauern nebenan kaufen, oder auf Urban Farming umsteigen...

            • @Harald Müller:

              Ihr Problem ist ,den Schuldigen immer woanders zu verorten ,als auf ihrem Hof.



              Es ist zutiefst beschämend,das aus dem Bauernstand fast nur Blockade kommt und Forderung nach Subventionen.



              Lieber emsländischer Kartoffelbauer,gerade dieser Betiebszweig führt doch eine angepasste Landbewirtschaft im Emsland ad adsurdum.



              Es tut schon weh ,wenn man beobachtet ,wie eine Vielzahl von guten Landwirten immer noch in der öffentlichen Diskussion von den Hetzern in Landvolk ,Kammer und Industrie verheizt werden., nur um den Status Quo noch zu halten bis das Agrobusiness die neuen Subventionen und Fördergelder in ihre Reihen lenkt.



              Machen Sie eine Diskussionsverantstaltung auf Ihrem Hof ,ich komme gern.



              Ansosten diskutiere ich hier noch gern über das Paradebeispiel Kartoffeln, bevor das hier ausufert.