Schlaf- und Liegewagen in Deutschland: Nachtzüge werden weniger und teurer
Die Österreichischen Bundesbahnen übernehmen nur sechs Nachtzugstrecken von der Deutschen Bahn. 300 DB-Mitarbeiter verlieren ihre Stelle.
Die DB kündigte zwar an, zum Fahrplanwechsel auf vier zusätzlichen Strecken Intercity-Züge (IC) fahren zu lassen – unter anderem Basel–Köln–Hamburg. Zudem sollen am späten Abend oder frühen Morgen drei neue ICE- beziehungsweise IC-Verbindungen, etwa zwischen Frankfurt und Amsterdam sowie Ulm und München, angeboten werden. Aber diese Züge haben nur Sitzplätze.
Klassische Nachtzüge werden die ÖBB unter der Marke „Nightjet“ in Zukunft von Düsseldorf, Hamburg und München nach Wien, Zürich, Innsbruck, Venedig, Rom oder Mailand schicken. Auf vier dieser Strecken werden auch Autos und Motorräder befördert, etwa zwischen Hamburg und Wien. Wegfallen werden die bislang von der Deutschen Bahn angebotenen Schlafwagenzüge zum Beispiel zwischen Köln und Prag, Köln und Warschau oder von Amsterdam nach München.
Auf den verbleibenden Verbindungen gilt der ÖBB-Tarif, was auch bedeutet: Die deutsche Bahncard bringt keinen Rabatt. Ein Liegewagenplatz im 6-Bett-Abteil kostet nun nach dem „Sparschiene“-Angebot der ÖBB mindestens 59 Euro statt wie bislang bei der DB 39 Euro. Wer vor oder nach einem Nachtzug die DB nutzen will, braucht einen Anschlussfahrausweis, den es aber nur in Kombination mit dem österreichischen Normalpreis gibt. Von den Mehrkosten könnte man gleich für mehrere Personen das Frühstück bezahlen, das ab Dezember im Fahrpreis inklusive ist. DB-Tarife sollen nur noch während einer einjährigen Übergangszeit angeboten werden.
Darüber hinaus wird es weniger Fahrradstellplätze in den Nachtzügen geben: Lediglich noch 6 statt wie je nach Zug bisher 8 bis 30.
„Wir werden unsere Arbeitsplätze verlieren“, sagte Joachim Holstein, Sprecher des Wirtschaftsausschusses beim Gesamtbetriebsrat der Firma DB European Railservice, die das Personal auf den Nachtzügen der Deutschen Bahn stellt. Nach Verhandlungen von Unternehmensführung und Betriebsräten liege ein unterschriftsreifer Sozialplan vor. Wer den Konzern verlässt, werde niedrige Abfindungen erhalten. Für die anderen Mitarbeiter würden neue Stellen bei der Bahn gesucht. „Aber die Vermittlungschancen sind schlecht“, so Holstein zur taz. Wer nicht vermittelt werde, bekomme deutlich weniger Geld als in seinem alten Job. Eine DB-Sprecherin erklärte, dass man mit den Mitarbeitern über Lösungen rede.

Kornfelder und ein Kaff: In der Einöde Minnesotas wünschen sich viele Jugendliche Trump als Präsidenten. Unsere Autorin hat ein Jahr dort gelebt und ihre Eindrücke aufgeschrieben. Die Geschichte lesen Sie in der taz.am wochenende vom 08./09. Oktober. Außerdem: Christine Nöstlinger spricht über Feminismus, Ehe und wie die Figur der feuerroten Friederike geboren wurde. Und unser Hauspsychologe Christian Schneider hat AfD-Chefin Frauke Petry besucht. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Die DB gibt die Nachtzüge auf, nachdem sie trotz guter Auslastung etwa 2015 rund 31 Millionen Verlust eingefahren hatten. Die ÖBB dagegen rechnen damit, dass sie mit ihrem erweiterten Nachtzugangebot nun sogar ihren Betriebsgewinn erhöhen werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens