Sanktionen gegen Russland: Verdächtiges Holz
Eine WWF-Analyse zeigt, dass in hierzulande verkauften Produkten russisches Holz steckt. Der Verdacht: Das Handelsembargo werde umgangen.

„Dafür brauchte es keine aufwendige Recherche“, sagt Zahnen. „Das lässt sich relativ einfach im Labor nachweisen.“ McDonald’s, Burger King, Backwerk, Kamps, Starbucks, dm, Rewe oder Subway – sie alle verwenden laut der Untersuchung Besteck aus russischem Holz.
Zwar sei unklar, ob in jedem dieser Fälle das Embargo umgangen wurde, sagt Zahnen, denn es könnten auch noch Altbestände im Umlauf sein. „Aber das erklärt sicher nicht diese ausgesprochen hohe Anzahl an Fällen, die wir vorgefunden haben.“ Die Unternehmen bestreiten auf Anfrage den Vorwurf und verweisen auf ihre zertifizierten Lieferanten.
Der Verdacht, dass in der Holzindustrie das Importverbot umgangen wird, ist nicht neu. Die britische Umweltorganisation Earthsight berichtete bereits im vergangenen Januar, dass russisches Holz im großen Stil über Drittländer in die EU gelange. Demnach wurden auf diesem Weg seit 2022 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet, heißt es in dem Bericht der Organisation.
Deutschland lag dabei hinter Polen auf Platz zwei der Importeure. Die Einnahmen aus Holz fließen in Russland direkt an Militär und Staat, der die Wälder kontrolliert, berichtet Earthsight.
Die neuen Holzlieferanten
„Die Recherche von Earthsight und unsere passen wie zwei Puzzlestücke zusammen“, sagt Zahnen. Der WWF sieht seinen Verdacht auch in Handelszahlen bestätigt. So haben sich zeitgleich mit dem Importstopp gegenüber Russland, die Importe aus anderen Ländern vervielfacht. Besonders deutlich dabei: EU-Holzimporte aus Kasachstan waren nach dem Embargo 178-fach so hoch wie davor. „Aber auch die Türkei exportiert plötzlich Birke, dabei wächst dort überhaupt keine Birke“, so Zahnen.
Der Zoll weist auf Anfrage darauf hin, dass es im Embargo Ausnahmen gebe für Verträge, die vor 2022 geschlossen wurden. Weiter möchte man sich „aus kontrolltaktischen Gründen“ nicht äußern.
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