Sanktionen gegen Russland: Probleme mit den Nummernschildern
Autos mit russischen Nummernschildern dürfen nicht mehr in die baltischen Staaten. Aber das trifft auch die Falschen, befürchten Kritiker*innen.
Das Ziel der Sanktionen gegen Russland sei es, das Aggressor-Land vor den eigenen Grenzen zurückzudrängen, sagte der estnische Innenminister Lauri Läänemets laut der Webseite des estnischen Rundfunks EER. Da die Europäische Kommission gerade Klarheit hinsichtlich der geltenden Sanktionen geschaffen hat, halte es Estland für notwendig, alle Möglichkeiten zu nutzen, die die Kosten der russischen Aggression erhöhen.
In der vergangenen Woche hatte die Europäische Kommission klargestellt, wie ein Einfuhrverbot für sanktionierte Waren aus Russland von den einzelnen EU-Ländern vor allem in Bezug auf Autos, aber auch bei Kleidung und Hygieneartikeln umzusetzen sei.
Nach entsprechend kritischen Reaktionen stellte Brüssel nun klar, dass sich die jeweiligen Zollbehörden vor allem auf Autos konzentrieren sollten. Bei anderen persönlichen Gegenständen, wie Kleidung, solle das Verbot „verhältnismäßig und angemessen“ angewendet werden.
Ausnahmen für Reisebusse
Das Verbot, das auch Estland jetzt in Kraft gesetzt hat, gilt für Fahrzeuge mit Platz für bis zu neun Mitreisende. Reisebusse sowie Motorräder sind von der Regelung ausgenommen. EU-Bürger*innen, die Autos mit russischen Nummernschildern besitzen, sind genau so betroffen, wie ukrainische Flüchtlinge, wenn sie mit russischen Autos an der Grenze ankommen. Das ist der Website des estnischen Zolldienstes zu entnehmen, aus der der russischsprachige Dienst der BBC zitiert.
Empfohlener externer Inhalt
Zu russischen Autos, die sich bereits in Estland befinden, heißt es: „Bis eine andere Entscheidung getroffen wird, kann das Auto im Rahmen der in Estland geltenden Regeln vorübergehend weiter genutzt werden.“
Der Grüne EU-Abgeordnete Sergey Lagodinsky lehnt die neuen Regelungen kategorisch ab. An einem Brief an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, bezeichnete er sie als „juristischen und politischen Fehler“. Dem russischsprachigen Webportal Nastojaschee Vremja sagte Lagodinsky: „Das ist einfach lächerlich, unprofessionell und diskreditiert die Sanktionen, die zu Recht eingeführt und aus meiner Sicht recht sorgfältig formuliert wurden.“
Auch die russische Stiftung für Korruptionsbekämpfung (FBK), die der inhaftierte Oppositionelle Alexei Nawalny gegründet hat, wandte sich an Lettland, Litauen und Estland mit der Bitte, die Entscheidung über ein Einreiseverbot für Fahrzeuge mit russischen Nummernschildern zu überprüfen.
Die eingeführten Beschränkungen schadeten Gegner*innen des Putin-Regimes, die gezwungen seien, die Russische Föderation zu verlassen. Zudem reduzierten sie die Wirksamkeit von Sanktionen, heißt es in einem Schreiben, das die Vorsitzende des FBK-Direktorenrates, Maria Pevchikh, veröffentlichte. Die Idee von Sanktionen an sich würden diskreditiert und der russischen Propaganda neue Argumente geliefert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen