SPD streitet weiter um die Groko: Nahles wirft Juso-Chef Falsch-Infos vor
In drei Tagen muss die SPD entscheiden, ob sie erneut mit der Union über eine GroKo verhandelt. Parteigrößen sind dafür, die Basis ist noch unentschlossen.
Am Sonntag stimmen auf einem Parteitag in Bonn 600 Delegierte und der SPD-Vorstand darüber ab, ob es Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU geben soll. Kritiker aus den Reihen der SPD beurteilen die Sondierungsergebnisse von Union und SPD als unzureichend und wünschen sich „Nachbesserungen“, etwa bei der Steuerpolitik oder beim Gesundheitssystem. Viele haben aber auch prinzipielle Bedenken gegen eine erneute große Koalition.
Nahles rief ihre Partei dazu auf, nicht mit falschen Hoffnungen in mögliche Koalitionsverhandlungen mit der Union zu gehen. Sie warne „vor Illusionen“, sagte Nahles den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Trotzdem werde es harte Koalitionsverhandlungen geben. Die Fraktionsvorsitzende gab die Einschätzung ab, ein Drittel der Delegierten sei noch unentschlossen.
Am Mittwochabend empfahl die Spitze der saarländischen SPD die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union im Bund. Mit 18 zu 1 Stimmen fiel das Votum im Landesvorstand deutlich aus, wie der Landesvorsitzende, der geschäftsführende Bundesjustizminister Heiko Maas, via Twitter mitteilte. Die saarländische SPD stellt 24 der 600 Delegierten auf dem SPD-Parteitag in Bonn. Aus den Landesverbänden hatte es zuletzt unterschiedliche Voten dafür und dagegen gegeben.
Aus dem SPD-Wirtschaftsforum kamen scharfe Warnungen vor einem Scheitern der GroKo-Pläne. Harald Christ, Präsidiumsmitglied des Forums auf Bundesebene, sagte der Mainzer Allgemeinen Zeitung: „Es wäre verheerend, wenn der SPD-Parteitag am Sonntag Verhandlungen über eine GroKo ablehnen würde.“ Unerlässlich sei jetzt die Bildung einer stabilen Regierung. Die aktuellen Sondierungsergebnisse seien für die SPD sehr zufriedenstellend.
Auch ehemalige Parteigrößen empfahlen den Delegierten, für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union zu stimmen. „Es spricht mehr dafür, in Koalitionsverhandlungen einzutreten als Nein zu sagen“, sagte der frühere SPD-Vorsitzende Kurt Beck der Saarbrücker Zeitung. Ähnlich äußerte sich Erhard Eppler, über Jahrzehnte Vertreter des linken Flügels der SPD. „Wenn ich, immerhin seit 62 Jahren Mitglied der Partei, gefragt werde, ist die Antwort: Ich bin für das Ja“, schreibt der 91-Jährige in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung.
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