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Nach den LandtagswahlenDie SPD und „Bündnis Zarenknecht“

Zu jeder Wagenknecht-Rede gehören gepfefferte Sprüche Richtung Kanzler. Geht seine SPD in Sachsen und Thüringen trotzdem Koalitionen mit dem BSW ein?

Bald in einem Bündnis? Abbau der Wahlplakate von SPD und BSW in Dresden Foto: Jan Woitas/dpa

Leipzig taz | Es klingt, als wähle der sächsische SPD-Chef Henning Homann seine Worte vorsichtig: „In der SPD gibt es eine große Skepsis gegenüber dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), weil in der Öffentlichkeit ungeklärt wirkt, wer in der Partei entscheidet“, sagt er. Er schätze die BSW-Landesvorsitzende Sabine Zimmermann. Aber einer möglichen Koalition sehe er nicht bedenkenlos entgegen.

Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen lautet die Frage: Wie könnte eine Regierung ohne die AfD aussehen? Weil die CDU in Thüringen ausgeschlossen hat, mit der Linken zusammenzuarbeiten, herrscht dort eine komplizierte Pattsituation. In Sachsen wäre derweil möglich, dass CDU, SPD und das BSW koalieren. Gemeinsam hätten die drei Parteien eine solide Mehrheit: 66 von 120 Sitzen.

In der CDU sorgt der Gedanke an eine Zusammenarbeit mit dem BSW seit Tagen für Aufregung. Während die Landeschefs in Sachsen und Thüringen nicht abgeneigt scheinen, haben sich Dutzende CDU-Mitglieder – vor allem aus dem Westen – einer Initiative angeschlossen, um beim nächsten Parteitag einen Unvereinbarkeitsbeschluss einzubringen. Die CDU stehe in zentralen Punkten für das Gegenteil der Wagenknecht-Partei: Westbindung und Nato-Mitgliedschaft.

Aber kritische Töne zum BSW gibt es auch in der SPD – und umgekehrt. In fast jeder Rede kritisiert Sahra Wagenknecht SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz. Wegen der Stationierung von US-Raketen in Deutschland bezeichnete sie ihn letzte Woche als „Vasallenkanzler“ und „Lügner“. Für Koalitionen stellte Wagenknecht klar: „Das Friedensthema ist für uns unverhandelbar“. Wer mit dem BSW regieren wolle, müsse sich positionieren: mehr Diplomatie mit Russland, weniger Waffen für die Ukraine.

Nicht um jeden Preis

SPD-Landeschef Homann sagt aber: „Wir wollen einen Koalitionsvertrag zu Themen aus Sachsen.“ Dass die BSW-Bundesspitze versuche, „über die Koalitionsverhandlungen Einfluss auf die deutsche Außenpolitik zu nehmen, obwohl Bundesländer dafür nicht zuständig sind, macht die Sache eher schwerer als leichter“. Eine stabile Mehrheit sei seiner Partei zwar wichtig, aber die SPD werde nicht alles mitmachen. „Die Verhandlungen stehen noch bevor und wir sind selbstbewusst genug, um ein kräftiges Wort mitzureden und unsere Punkte durchzusetzen“, sagt Homann.

Bei der Landtagswahl stimmten in Sachsen 7,3 Prozent für die SPD. Das schlechteste Ergebnis seit der Wende. Aber Henning Homann meint: „Wir müssen damit zufrieden sein.“ Immerhin hieß es in einer Umfrage im Januar noch, die SPD fliege mit 3 Prozent aus dem Landtag. Nun stellt sie genauso viele Abgeordnete wie vor der Wahl: nämlich zehn.

Noch komplizierter ist die Situation in Thüringen. Dort hat die SPD mit 6,1 Prozent das schlechteste Ergebnis der Parteigeschichte geholt. Eine Koalition aus CDU, BSW und SPD hätte im Thüringer Landtag keine Mehrheit. Trotzdem wollen CDU und BSW noch diese Woche erste Gespräche führen.

Zur Zusammenarbeit mit dem BSW gefragt, sagte Thüringens SPD-Chef Georg Maier schon am Dienstag, die SPD werde sich nur beteiligen, wenn ihre Inhalte vorkommen. Ansonsten könne sie auch in die Opposition gehen, wofür sich Mitglieder des Landesvorstands auch aussprächen. Maier stört zudem, dass das BSW seine Partei als Kriegstreiberin darstelle. Auch die Nähe Wagenknechts zu Russland sehe er kritisch. Kurz vor der Wahl hatte die SPD Thüringen auf Instagram noch ein Bild mit weißer Schrift auf rotem Grund veröffentlicht: „Bündnis Sahra Zarenknecht“, stand dort.

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12 Kommentare

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    Die Moderation

  • Die Linke bot ihren Abgeordneten keine Chance auf Regierungsämter. Wenn einige, viele, ins BSW gewechselt sind mit der Aussicht oder gar dem Versprechen daß sich das ändert, SW jetzt aber Regierungsbeteiligung aus strategischen Gründen torpediert, dann gibt's im BSW einen Aufstand der Ministeramtskandidatinnen...

  • Die SPD in Sachsen und Thüringen könnte ja immerhin eines tun: sie könnte ihre Zustimmung zu einer Koalition mit dem BSW verweigern. Das würde ihren Bedeutungsverlust möglicherweise zwar nicht aufhalten, aber die Genossen könnten sich anschließend wenigstens noch in den Spiegel schauen.



    Nebenbei liesse sie die CDU dabei ziemlich alt aussehen, denn aus der Bredouille, wie die es nun mit AfD, BSW und Linken (Thüringen) halten, sollte man die Konservativen nicht auch noch heraushauen. Die SPD hat mit ihrem eigenen Überleben genug zu kämpfen.



    Für die SPD im Osten geht es dabei schon lange nicht mehr um das Prinzip Verantwortungsethik resp. Regierungsverantwortung, so irrelevant, wie sie dort geworden ist. Ein bisschen Gesinnungsethik wäre da wohl ganz gut fürs „Gefühl“.

  • BSW, die Büchse der Pandora?



    Was weiß man denn eigentlich schon über das BSW und ihre Mitglieder? Sie wollen der Ukraine keine Waffen mehr liefern, was den Sieg Putins zur Folge hätte. Sie wollen wieder Putins Gas kaufen. Und ihre Flüchtlingspolitik klingt fast schon AfD-like. Und jetzt, wie geht es weiter? Wie steht die BSW zum Sozialwesen, der Mittelschicht, der Energiewende, der Asylpolitik?



    Wer weiß eigentlich mit man da in Wirklichkeit ein Bündnis eingeht?

  • Wagenkecht nimmt die Bedürftigen in Geiselhaft!

    Befindet sich die Frau im Sold Putins? Frieden und höhere Renten faire soziale Unterstützung sind nicht das Eine und die Außenpolitik das Andere. Bei Wagenknecht gehört das alles scheinbar zusammen.



    Wer das Eine will muss scheinbar das andere schlucken? Was für eine Logik?



    Da überfällt ein Diktator ein anderes Land, masakriert die Bevölkerung und flups wars die Wehrmacht mit 20 Millionen Toten die sie zu verantworten hat. Hat die etwa jemand vergessen?



    Alles hat scheinbar seinen Preis. Will der Wähler soziale Verbesserungen, dann muss er eben auch für seltsame Friedensthesen sein: halte auch die andere Wange hin auch wenn der Kopf wegfliegt.



    Da will jemand keine Verantwortung übernehmen, in Linie mit der AfD.



    Schon klar, der Wähler als Wahlidiot für politische Spielchen.



    Leben wir eigentlich im 21ten Jahrhundert? Wer das glaubt, der irrt!



    Schaut auf Eure Politiker! Was da geäußert wird das ist so um den Beginn des zwanzigtsten Jahrhundert. Aber da sind Wagenknecht und die AfD nicht allein. Lindner ,Merz und Co reihen sich erfolgreich ein. Und die sich nicht einreihen, die werden halt nicht gewählt.



    Schöne neue alte Welt -.

  • Es ist wohl eher keine Frage wer im BSW das Sagen hat: Die Zarin. Absolute Monarchie mit ausgewähltem politischen Adel und unhaltbaren Heilsversprechen fürs brotlose Kuchenvolk.

  • Naja, abgesehen von den Problemen der einzelnen Parteien, miteinander zu koalieren, ist das Hauptproblem die Stärke der Faschisten.

    Um eine Regierung gegen sie bilden zu können, müssen sehr unterschiedliche Parteien zusammenarbeiten.

    Die verbiegen sich, machen Kompromisse oder streiten - was wiederum die Faschisten stärkt.

    Keine Ahnung, wie wir aus dieser Sache rauskommen werden.

  • Anstatt schlechter Koalitionen wäre "alternativ", wenn die AFD eine Minderheitsregierung nach dem Vorbild der Linke auflegt, und die anderen 70% Opposition garantieren, das Thüringen und Sachsen nicht völlig untergehen.



    Dann hat der Wähler den unverbauten Blick auf "seine AFD", und die Demokratie für die Zukunft eine Chance.



    Weiter so, unglaubwürdige Koalitionen basteln, um die 30% der AFD "draußen" zu halten, kann auf Dauer gar nicht funktionieren. Und eine Koalition MIT der AFD möchte ich mir in der Tat gar nicht vorstellen. Denn es wäre eben eine Koalition, mit allem pro und contra!

  • BÜNDNIS Sarah ZARENKNECHT! Das ist die Beste Kurz-Beschreibung und das offizielle Partei -



    Programm der BSW.

  • "die SPD werde sich nur beteiligen, wenn ihre Inhalte vorkommen" Der war gut.

    Welche Inhalte? Die ganze Härte des Gesetzes bei der Cum-Ex-Aufarbeitung wirksam werden zu lassen und die Milliarden zurückzuholen, die jetzt hinten und vorne fehlen? Die Abkommen mit nordafrikanischen Staaten, Asylbewerber schon weit vor dem Mittelmeer in der Wüste zu entsorgen? Die Enteignung von Deutsche Wohnen, damit deutsche Arbeiterinnen nicht mehr auf ihre Villen im Tessin ausweichen müssen?

    Ja klar, da wird jetzt rumgewieselt mit Formalien wie dass Landespolitik damit ja gar nichts zu tun hat. Aber der Verein, der sinnvollerweise kaum noch gewählt wird, ist doch der selbe, oder?

  • Dass es der sächsischen und thüringischen SPD schwer fällt, als kleinster Partner in ein solches Bündnis zu gehen, ist sehr verständlich. Wäre ich in einer solchen Lage, so täte ich es auch dreimal überlegen.

    Gleichwohl sollte man nicht solch dümmliche Ad-Hominem-Hetze gegen die politische Konkurrenz betreiben. Wenn man "WagenKNECHT" zu "ZarenKNECHT" macht, dann erinnert das an die Hetze, vor über hundert Jahren gegen Karl LiebKNECHT betrieben wurde, dem als Kriegsgegner auch eine Nähe zum russischen Zarismus unterstellt wurde.

    Ich vermute, die Wähler im Osten haben diese gedankliche Assoziation auch hergestellt ...

  • Die SPD ist sich also nicht sicher, wer beim BSW das Sagen hat... Das ist fast putzig, es so auszudrücken, wo es nicht einmal mehr ein offenes Geheimnis ist, das es der FSB-Führungsoffizier ist. Sollen doch die ehemaligen Volksparteien Wladimir Wladimirowitsch einen Schlüssel und Mitsprache in der deutschen Politik aushändigen. Wir sind teilweise so naiv und gutgläubig, dass man in Moskau vermutlich glaubt, wir würden drum betteln unterwandert zu werden.