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SPD-Basis stimmt über Groko-Vertrag abDas Prinzip Hoffnung

Für die SPD-Spitze geht es beim Basisvotum um viel. Eine Reise in eine Partei, in der die da oben die da unten nicht verstehen.

Seit an Seit: NRW-SPD-Chef Michael Groschek, Andrea Nahles und Norbert Römer Foto: dpa

Berlin/Witten/Schwerte taz | Im kleinen Theatersaal des Kulturzentrums Werkstadt leuchten Scheinwerfer die Bühne hell aus, davor sitzen rund 100 GenossInnen im Dunklen. Oben wirbt der Bundestagsabgeordnete Michael Groß, Brille, Mehr-Tage-Bart, am vergangenen Samstag für die Große Koalition. Ein zweiter, öffentlich geförderter Arbeitsmarkt sei jetzt beschlossene Sache, um Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen, sagt er. 8.000 neue Stellen in der Pflege seien nicht ausreichend, aber ein „erster Schritt“. Außerdem sei geplant, die Städte bei den „Kosten für die Ganztagsbetreuung“ von Kindern zu entlasten. Das sei gerade für die armen, überschuldeten Revierstädte viel wert.

Die Szene sagt viel über die SPD. Vorne führen, wie früher, die Abgeordneten das Wort. Die Basis soll zuhören. Eigentlich ist hier in Witten, im Süden des Ruhrgebiets, die SPD-Welt noch in Ordnung. Seit 1949 ist die Stadt fest in sozialdemokratischer Hand. Eigentlich.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Auf den Plätzen im Dunkeln kommt die Pro-Groko-Werbung nicht so gut an. „Die verarschen uns“, brüllt ein Genosse. Ein anderer ruft: „Die Basis sind die, die ihr nicht sehen könnt.“ Groß wirkt angefressen. So harsche Kritik scheint er nicht gewohnt zu sein. Der lokale SPD-Chef versucht zu beschwichtigen. Wer unbedingt etwas sagen wolle, der könne schnell auf die Bühne kommen. Es klingt generös.Etwas hilflos wirkt auch der Auftritt des örtlichen Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack. Er führt das Königsargument der Unterstützer der Groko ins Feld – nämlich, dass bei einem Nein zum Koalitionsvertrag ein Desaster drohe. Bei Neuwahlen bekomme die SPD womöglich noch nicht mal mehr 15 Prozent. Und überhaupt: „In der Opposition werden wir nur streiten“, warnt Kapschack. „Müssen wir doch auch“, ruft einer aus dem Dunkel. Kapschack flüchtet sich in Sarkasmus. Der ganze Widerstand gegen die Große Koalition sei nichts als „Karneval“. Als ein Juso von Groß fordert, die Fraktion solle für bessere Löhne sorgen, statt bloß die Entlastung der Städte bei der Kinderbetreuung zu loben, schießt der genervt zurück. Das sei „Populismus“.

Die einen verstehen die anderen nicht mehr, die Nerven liegen blank, die SPD steht vor einem Abgrund. In Umfragen ist sie auf 16 Prozent abgestürzt, gefährlich nahe bei der AfD. Über das Schicksal der Partei entscheiden in diesen Tagen 463.723 Parteimitglieder. Sie stimmen darüber ab, ob die SPD in eine Große Koalition mit der Union eintritt. Das Ergebnis wird am Sonntagmorgen in einer Woche vorliegen. Es wird knapp, fürchten viele Spitzenleute in Berlin, viel knapper als 2013, als 76 Prozent der Mitglieder mit Ja votierten. Und wenn die Basis die Groko platzen ließe, glauben sie, stürzt die SPD vollends ins Chaos.

Aber hat die SPD-Spitze nicht längst die Kontrolle verloren?

Schäfer-Gümbel im Dauereinsatz in der Republik

Thorsten Schäfer-Gümbel hängt das Wochenende noch in den Knochen. Der SPD-Vizevorsitzende hetzt derzeit durch die Republik, um für die Große Koalition zu werben. Freitag: Berlin, Recklinghausen, Wegberg. Samstag: Pfungstadt, Aßlar, Lich. Sonntag: Heidenheim, Oberursel, Darmstadt. 2.000 Kilometer, wenig Schlaf, viel Kaffee. Bei mehreren Veranstaltungen hat sich Schäfer-Gümbel mit Juso-Chef Kevin Kühnert gestritten, dem Anführer der No-Groko-Revolte. Beide finden sich sympathisch, aber politisch sind sie gerade erbitterte Gegner.

Jetzt, am Montagvormittag, sitzt Schäfer-Gümbel mit müden Augen im Café Einstein an der Berliner Kurfürstenstraße. Parkett, gestärkte Tisch­decken, Schwarzweißfotos, die Gediegenheit des alten Westberlin. Schäfer-Gümbel, 48, Spitzname: TSG, praktischer Kurzhaarschnitt, schwarze Brille mit dicken Gläsern, ist ein SPD-Linker, aber einer von der pragmatischen Sorte. Sie schätzen ihn in der SPD wegen seiner Besonnenheit. Wie der Rest der Spitze wirbt er für den Koalitionsvertrag, er hat selbst das Kapitel zu Verkehr und Infrastruktur mit verhandelt.

Die Leute bekommen Arbeit, nicht irgendeine Maßnahme. Arbeit, Arbeit, Arbeit – das ist Würde

Andrea Nahles

Normalerweise vermeidet Schäfer-Gümbel harsche Zuspitzungen. Doch wenn es um die Chaostage in der SPD geht, wird er deutlich. Unmittelbar nach den Koalitionsverhandlungen tat die SPD ja alles, um die eigenen Erfolge vergessen zu machen: Schulz kündigte an, den Parteivorsitz an Nahles abzugeben – und ins Auswärtige Amt zu wechseln. Noch-Außenminister Gabriel schickte seine Tochter vor, um den „Mann mit den Haaren im Gesicht“ zu beleidigen. Auf Schulz’ Ankündigung folgte ein innerparteiliche Aufstand. Das Willy-Brandt-Haus wurde mit wütenden E-Mails bombardiert, fassungslose Genossen stritten in Sitzungen in Landes- und Bezirksverbänden. Wenig später schmiss Schulz hin.

Dass der SPD-Vorstand dachte, Schulz könne neben einer Parteichefin Nahles Außenminister werden, sei eine „kollektive Fehleinschätzung“ gewesen, sagt Schäfer-Gümbel. Das stimmt, aber wie konnte es dazu kommen? Versteht die Parteielite nicht mehr, was die unten denken?

Schäfer-Gümbel antwortet schnell, den Vorwurf hat er schon oft gehört: „Die Probleme der SPD lassen sich nicht auf ‚oben und unten‘ reduzieren.“ Unterschiedliche Ansichten gebe es nämlich auch im Vorstand, aber Ergebnisse würden gemeinsam nach außen getragen. Das stimmt, einerseits. Einige in der SPD-Spitze hatten eindringlich gewarnt, dass Schulz’ Ticket ins Außenamt schlecht ankommen würde.

Andererseits häufen sich Belege, dass die SPD-Spitze nicht mehr weiß, wie die Basis tickt. Nach der Schulz-Causa scheiterte Andrea Nahles mit ihrem Plan, den Parteivorsitz sofort kommissarisch zu übernehmen. Wieder regte sich Widerstand in der Partei. Und die SPD hat kein Oben-unten-Problem?

Wie stimmen die Karteileichen ab?

Wenn Spitzengenossen wie Schäfer-Gümbel begründen, warum die SPD Ja zur Groko sagen wird, erzählen sie gern über ihre Gespräche mit der Basis. Dass ihre Argumente ziehen. Auch die Skeptiker würden anerkennen, dass die SPD im Koali­tions­vertrag viel erreicht hat. Doch es bleibt Unsicherheit. Denn entscheiden wird die schweigende Mehrheit, die sich nie im Ortsverein blicken lässt, deren Mailadresse das Willy-Brandt-Haus nicht hat, deren tägliches Leben wenig mit dem Parteibuch zu tun hat, das irgendwo in einer Schublade liegt. Auch die desaströsen 16 Prozent in den Umfragen können ja beides sein. Frust über die neue Große Koalition – oder Frust über ihren holperigen Start. Wahrscheinlich, das ist das Schlimme, stimmt beides.

Thorsten Schäfer-Gümbel und Juso-Chef Kevin Kühnert werben für und gegen die GroKo Foto: dpa

Ulrike Andreas aus Waltrop im nördlichen Ruhrgebiet ist entsetzt über die Nachrichten aus Berlin. „Chaotisch und unwürdig“ findet die 61-Jährige den Personalpoker. Ihr Mann Jürgen, der unter seiner Funktionsjacke ein rotes SPD-Shirt trägt, hält das Ganze für „eine Katastrophe“. Das Paar ist am Aschermittwoch nach Schwerte gekommen, um den neuen Star der SPD zu sehen: Andrea Nahles, die SPD-Fraktionsvorsitzende, die auch Parteivorsitzende werden will. Nahles soll in der Gaststätte Freischütz in einem hohen Saal, der von Kronleuchtern mit Leuchtkugeln aus Milchglas in ein warmes Licht getaucht wird, die Depression vertreiben. Hier, in der viel beschworenen Herzkammer der Sozialdemokratie, in Nordrhein-Westfalen, wo knapp ein Viertel aller GenossInnen zu Hause sind.

Immerhin 400 Sozialdemokraten sind gekommen. Der Applaus für Nahles, die erste Frau an der Fraktionsspitze, ist verhalten. Viele ältere Herren tragen weiße Hemden zum dunklen Jackett, viele Damen Blazer. Schwarz, Dunkelgrau, Dunkelblau sind die vorherrschenden Farben – dazwischen manche mit dem SPD-Rot. Auf den Tischen stehen Halbliter-Bierkrüge oder Weinschorlen. Die Atmosphäre changiert zwischen Bierzelt und Bankett.

Betretenes Schweigen bei Groschek in Schwerte

Michael Groschek, 61, der Chef der SPD in Nordrhein-Westfalen, den hier alle „Mike“ nennen, versucht die gedämpfte Stimmung aufzuhellen. Die SPD könne bei Kommunal-, Europa-, Bundes- und Landtagswahlen siegen, wenn die Partei nur zusammenstehe und sich nicht im Streit um die Groko zerlege. Einheit, Geschlossenheit, das Übliche. Als Groschek sich dann ausmalt, wie er im Jahr 2022 vor der Düsseldorfer Staatskanzlei stehe und „Ihr könnt nach Hause gehen“ in ­Richtung CDU singe, schauen viele betreten zu Boden. Denn Groschek singt wirklich.

Auch Nahles hat keinen guten Tag. Sie ist schwer erkältet, krächzt, will aber nicht leise reden. Die 47-jährige, von der das Schicksal der SPD abhängt wie von niemand sonst, schaltet in ihren gewohnten Angriffssound. „Die Göttinnen-Dämmerung hat bei der CDU doch längst begonnen“, ruft Nahles heiser. Fast pflichtschuldig wirbt sie für den Koalitionsvertrag mit der Union. Die Einschränkung der prekären Jobs, die zusätzlichen Pflegekräfte, der soziale Arbeitsmarkt: all das seien doch sozialdemokratische Erfolge.

Nahles versucht, den Glauben an Glück durch Arbeit, den viele der über sechzigjährigen GenossInnen verinnerlicht haben, zu bedienen: „Die Leute bekommen Arbeit, nicht irgendeine Maßnahme“, ruft sie. „Arbeit, Arbeit, Arbeit – das ist Würde.“ Der Applaus ist dünn. Viele gehen danach eilig zum Ausgang. Andere starren auf die Bierkrüge vor sich. Nichts ist leicht in der SPD derzeit.

Viele Genossen hassen die Große Koalition, finden aber die Alternative, Neuwahlen, noch fürchterlicher. Regieren aus Verzweiflung, schlimmer geht es kaum. Am Samstag in einer Woche werden 120 Freiwillige, ausgerüstet mit zwei Hochleistungsschlitzmaschinen im Willy-Brandt-Haus rund 400.000 Briefe auszählen. Ein teures Unterfangen, eineinhalb Millionen Euro.

Nancy Böhning organisiert die Abstimmung

Nancy Böhning, 38, die seit ein paar Wochen Bundesgeschäftsführerin der Partei ist, organisiert die Wahl und die Auszählung, verschickt Mails an die Basis. Schwarzer Rolli, hochgesteckte blonde Haare, energische Stimme. „Ich glaube, dass die Mehrheit Ja zum Koalitionsvertrag sagen wird“, sagt sie. Was, wenn nicht – daran will in der SPD-Spitze derzeit niemand auch nur denken. Das Problem: Das Willy-Brandt-Haus hat nur von gut der Hälfte der Parteimitglieder Mail-Adressen. Rund 240.000 GenossInnen haben von der SPD-Parteizentrale eine Mail mit einem Text des SPD-Verhandungsteams bekommen. „Wir empfehlen Dir aus Überzeugung, mit JA zu stimmen“, steht darin. Unterzeichnet hat noch Martin Schulz.

Der Rest ist auch für die Kampagnenmacher, die die SPD von der Groko überzeugen wollen, nicht leicht erreichbar. „Die Unterstützung für die Groko durch das Willy-Brandt-Haus wurde 2013 als zu offensiv empfunden“, sagt Nancy Böhning in ihrem Büro hoch über Berlin-Kreuzberg. 2013 schaltete die SPD-Führung sogar in der Bild-Zeitung eine Anzeige für die Groko. Jetzt hat sich in der SPD die Erkenntnis durchgesetzt, dass man von einer Debatte nicht reden kann, wenn es nur Pro-Stimmen gibt.

So kommt im Parteiblatt Vorwärts auch Juso-Chef Kevin Kühnert zu Wort – in einem Streitgespräch mit SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. Daneben wird allerdings wie gehabt mit Nahles-Interview und Anzeigen der SPD-Bundestagsfraktion ordentlich die Trommel für die Linie des Parteivorstands gerührt. Und: Es wäre ja auch befremdlich, wenn Kühnert, der in allen Fernsehkanälen und den Zeitungen präsent ist, nur im SPD-Parteiblatt persona non grata wäre.

In der SPD herrscht eine seltsame Mixtur aus Alternativbewegungs-Moral und kernigen Top-down-Ansagen. Zur Parteikultur gehört das Basta, und ein eiserner Paternalismus, der noch aus der Ära der Auseinandersetzung mit Nazis und Stalinisten stammt. Die Mischung aus autoritärem Arbeiterbewegungszentralismus und Basisdemokratie wirkt oft schwergängig. Und widersprüchlich. Die Basis darf über die Regierungsbeteiligung abstimmen. Aber die Führung versendet mit den Wahlzetteln sicherheitshalber eine Handreichung, wie man abstimmen soll.

„Keine einseitige Kampagne gefahren“

„Mit der SPD in der Regierungsverantwortung können wir in den nächsten Jahren viel bewegen“, heißt es in einem Schreiben der Verhandlungskommission, der mit dem Wahlzettel an die Parteimitglieder versandt wurde. Die Jusos finden das unfair, bevormundend, zumindest überflüssig.

„Der Parteivorstand wirbt für die Inhalte des Koalitionsvertrages, aber wir fahren keine einseitige Kampagne“, sagt Böhning. Ihr Zauberwort lautet Kulturwandel. Der soll die Kluft zwischen dem Anspruch, dass die Basis das Sagen haben darf, und jenem, dass die Führung am Ende bestimmt, irgendwie überbrücken. Kulturwandel, so wie Böhning es sich vorstellt, bedeutet, dass die Groko-Gegner bei Regionalkonferenzen präsent sein dürfen und die Juso-Landesvorsitzenden auf dem Podium sitzen. Ein bisschen mehr Demokratie wagen.

Dann ist die SPD, dann ist das ganze Land in einer schwierigen Situation

Thorsten Schäfer-Gümbel

Dass es mit dem Kulturwandel nicht so ganz einfach ist, zeigte indes die Informationspolitik des Willy-Brandt-Hauses nach den Sondierungen. Kaum hatte Martin Schulz das Sondierungspapier als „hervorragend“ gelobt, mailte die Parteizentrale 60 Punkte an die GenossInnen, bei denen sich die SPD durchgesetzt hatte. „Diesen Duktus“, sagt Böhning selbstkritisch, „haben manche für zu euphorisch gehalten.“ Infos, die auch zeigten, wo die SPD schwierige „Kompromisse hat machen müssen“, kämen bei der Basis sowieso besser an.

Böhning kommt aus Ostdeutschland und hat eine typische Parteikarriere gemacht. Studium, Referentin bei Abgeordneten, dann Büroleiterin bei Manuela Schwesig und Katarina Barley. Dass sie den Job der Bundesgeschäftsführerin bekam, verdankt sie dem Ungeschick von Martin Schulz. Der wollte die Ex-Jusochefin Johanna Uekermann für den Posten. Als die amtierende Bundesgeschäftsführerin Juliane Seifert das mitbekam, kündigte sie, Uekermann wollte sowieso nicht. Es ist viel schiefgegangen bei der SPD.

Böhning hat sich für Gleichstellung engagiert. Vielleicht sind Frauen wie sie die Zukunft der SPD, wenn die noch eine hat. Denn nicht nur die holprigen Lockerungsübungen der Parteizentrale in Sachen innerparteilicher Demokratie sind anders als 2013. Vor fünf Jahren hatte die SPD bei der Wahl ein paar Prozent gewonnen und die Hoffnung, sie würde in der Regierung Punkte machen. Damals waren sogar die Jusos gespalten, ob Regieren richtig sei. Jetzt ist die Müdigkeit, noch mal vier Jahre mit der Union regieren zu müssen, viel größer als 2013.

Wie die Basis tickt, ist, anders als vor gut vier Jahren, wirklich offen. Entscheiden werden nicht die Aktiven, die zu den Regionalkonferenzen ­gehen, sondern die rund 400.000 SPD-Kartei­leichen. Eigentlich gelten die Inaktiven als konservativer und staatstragender als die oft linksliberal denkenden Delegierten auf Parteitagen. Doch diesmal ist deren Stimmung, vor allem seit dem Abgang von Martin Schulz, allen Beteiligten ein Rätsel. Wie das Hin und Her um die Groko, wie das komplette Versagen der SPD-Spitze, die Schulz gewähren ließ, bei den Parteileichen ankommt, weiß auch in der Parteispitze niemand so genau. An der Basis, so ein Mitarbeiter des Willy-Brandt-Hauses, „herrscht Kopfschütteln“.

Am Sonntagmorgen, den 4. März, wird feststehen, ob die Republik eine solide Regierung bekommt hat – oder ob erst einmal eine Merkel-Minderheitsregierung und dann Neuwahlen anstehen. Die SPD-Spitze glaubt fest an ihren Erfolg. Wegen Europa, wegen des guten Koalitionsvertrages. Aber auch beim Brexit, bei Trump, bei den Jamaika-Verhandlungen waren sich viele sicher, wie es ausgeht. Als Jamaika vor zwei Monaten implodierte, war die SPD-Spitze ratlos, überrascht, überfordert. Sie hatte keinen Plan B und wirkte tagelang orientierungslos.

Was passiert, wenn die Basis gegen die Groko stimmt? „Dann ist die SPD, dann ist das ganze Land in einer schwierigen Situation“, sagt Schäfer-Gümbel knapp. Mehr nicht. Die SPD-Spitze hat keinen Plan B. Schon wieder nicht.

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19 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • „Arbeit, Arbeit, Arbeit – das ist Würde.“ (Zitat: Nahles)

    Was Frau Nahles hier groß tönt, ist meines Wissens gemünzt auf die geplanten zusätzlichen 8000 Jobs im Pflegebereich - und eine große Dummheit.

    Wie wenig Sach-und Fachkenntnis bei Frau Nahles hier zum Tragen kommt zeigt eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., Stand: Oktober 2012: "Bis 2030 fehlen (...) 506.000 Pflegekräfte. Bereits bis 2020 steigt der Bedarf um knapp 280.000 Personen." https://www.prognos.com/fileadmin/pdf/publikationsdatenbank/121000_Prognos_vbw_Pflegelandschaft_2030.pdf

    Und die neue GroKo bietet uns 8000 Stellen an! ...

    Wenn also hier mal wieder eine Sozialdemokratin das Hohelied der Arbeit anstimmt, dann sei ihr mal ins Stammbuch geschrieben, dass Arbeit alleine noch keinen ethischen Wert darstellt, sondern vielmehr in erster Linie dem Broterwerb dient. Aus Jux und Tollerei geht man nicht in die Arbeit. So etwas weiß man, wenn man sich sein Brot täglich ehrlich in Lohnarbeit verdienen muß.

    Dass Arbeit auch dazu beitragen kann das Selbstwertgefühl (Würde) zu stabilisieren ist sicherlich ein nicht unwichtiger Nebeneffekt, aber eben nicht primär Grund und Ziel von Lohnarbeit. Sonst wäre ja auch Sklaverei dazu in der Lage - und das ist nicht der Fall.

    Wenn also Arbeit der Würde des Menschen dienen soll, dann fehlt dabei der wichtigste Aspekt in dieser Rechnung: die Arbeitsbedingungen, also die Gestaltung der täglichen Arbeit, die Mitbestimmungsrechte der Arbeitenden und - nicht zuletzt - eine angemessene, wertschätzende Entlohnung der Arbeitenden. Fehlt das, dann landen wir in den entwürdigenden Ausbeutungsverhältnissen erzwungener Arbeit.

    Zur Wiederherstellung der Würde von Arbeit und Arbeitenden ist also zu allererst nötig die Hartz IV-Gesetze abzuschaffen, damit Arbeitslose sich auch wieder mit Erfolg gegen moderne Formen der Versklavung wehren können.

    Arbeit macht NICHT frei - auch wenn in Ausschwitz das Gegenteil behauptet wurde.

  • Ja, Nahles kann Kanzlerin.

  • Die SPD ist der Sozialarbeiter und Sozialpartner der Bourgeois für die wertschöpfende Basis der kapitalistischen Gesellschaftsordnung.

     

    Die AfD ist die Reserve für schlechte Zeiten.

  • Erste Schritte sind für eine Regierungspartei zu wenig. Da fragen die Leute einfach danach, ob man das noch erleben wird, dass die erwachsen werden und mit großen Schritten die Soziale Gerechtigkeit endlich wiederbeleben.

     

    Das Thema Wohnen wieder! Bundesbank sagt also, dass die Immobilien in Deutschland deutlich überbewertet sind, vor allem in den Großstädten und Metropolen. Der Trend - steigend… Wir müssen uns also erst gar nicht wundern, warum wir ein Land mit den meisten Obdachlosen Menschen in der EU sind und die Schere zwischen reich und arm schon im Spagat ist! Sozialstaatsprinzip und verfassungsrechtliche Verpflichtungen der Eigentümer müssen von der Politik besserüberwacht und kontrolliert werden!

     

    SPD muss neue Wege wagen! Ja, es wurden Vereinbarungen im Rahmen der Koalition getroffen. Das ist aber kein Hindernis, etwas einseitig verfassungsrechtlich (wie einige Sachverhalte der Agenda 2010 oder auch die vermieterfreundliche Mietenpolitik im Bund) zu kippen.

  • "Die Herrschaften baden gerne lau", hat mal ein Abgeordneter im alten Wasserwerk der Bonner Republik gesagt.

     

    Aus reiner politischer Angst vor den nächsten Wahlen und eventuell die Macht zu verlieren, sich in das von den christlichen Demokraten eingelassenes lauwarmes Badewasser zu setzen, anstatt sich den wirklichen drängenden sozialen Aufgaben in unserer Gesellschaft zu stellen und endlich ein Bekenntnis für ein auf das Gemeinwohl bezogenes altruistisches Denken und Handeln abzulegen hat aus meiner Sicht der Dinge wenig mit inhaltlicher Erneuerung zu tun.

     

    Allein der Blick auf den Namen soziale Demokraten scheint den Spitzen der Partei nicht mehr so wirklich viel zu sagen und zu bedeuten.

     

    Dabei gäbe es doch wirklich genug zu tun, für die sozialen Demokratinnen und Demokraten, zum Beispiel für die Armen, die Schwachen, die Alten, die Kranken, die 50 000 Bürgerinnen und Bürger die auch bei diesen eisigen Temperaturen heute Nacht kein Dach über dem Kopf haben, die Kinder die zu Tafeln gehen müssen und deren Schicksal, geschweige ihre individuellen, kreativen und Schöpferischen Fähigkeiten Generation um Generation vergeudet werden.

     

    Es gibt also Nichts was die sozialen Demokraten nicht längst hätten tun können was sie heute versprechen tun zu wollen.

     

    Offensichtlich scheint den politischen Eliten der sozialen und christlichen Demokraten nicht klar zu sein in welche gefährliche Situation sie unser Land durch ihre Uneinsichtigkeit und Unbelehrbarkeit gebracht haben.

     

    Anstatt selber den Bürgerinnen und Bürgern mit ihren unzähligen gemeinnützigen Initiativen, Sitz, Stimme und Gehör zu verleihen und ihnen zu zuhören und endlich eine eigene glaubhafte Alternative zu ihrer bisherigen GROKO Politik anzubieten, haben sie sich die "Großen Volksparteien", "eine Alternative für Deutschland" vor die Nase setzen lassen, was offensichtlich die Quittung ihrer eigenen sozialen und politischen Eitelkeit ist und für den sozialen Frieden in unserem Land brandgefährlich werden kann.

  • Nach 13 Jahren ALG II wird nun die große Koalition etwas gegen Langzeitarbeitslose unternehmen? Oder meint die Frau Nahles, es sei ihr gelungen nun mit der neuen Koalition die Langzeitarbeitslosen final zu bekämpfen? Letzteres scheint zutreffender zu sein.

     

    Der Mindestlohn wird weiterhin umgangen, es sind fast 2 Millionen, die darunter leiden. Werksverträge gelten weiterhin statt für das Material auch für Menschenmaterial, die Leiharbeit, Deutschlands zweiter Sklavenmarkt, darf weiter expandieren. 40% der neu vermittelten Jobs stammen daher.

     

    Da hat sie ganze Arbeit geleistet - aber nicht für Arbeitenden oder Suchenden, sondern für die hauchdünne Oberschicht.

     

    Frau Nahles ist nur die SpitzIn des Eisberges, der den Rumpf eines leidlich gerechten Schiffes namens BRD aufschlitzt.

     

    Aber um gerecht zu sein, alle Volksparteien verbreiten das geistige Niveau der Waschmittelreklame. Da ist es kein Wunder, dass manche sich als Bundeskanzlerin Clementine und als Außenminister den netten Herren von Persil wieder wünschen.

     

    Staatsführung auf Micky Maus-Niveau und einem in die Länge gezogenen Gabriel als Goofy.

  • GroKo - so geht Waffendeal im großen Stil.

  • Wer nicht weiß wohin er will, wird nie erfahren, wenn/wann er angekommen ist!

    Es bleibt "Das Prinzip Hoffnung"!

    Eine alte Daoistische Weisheit:

    WU WEI QI DAO

    Lass dich einfach nur nieder im Nichthandeln, und die Dinge werden sich ganz von selbst entwickeln.

    Man kann mit dem Frosch auf dem Grund seines Brunnens nicht über den Ozean sprechen, denn er sitzt fest in seinem kleinen Reich.

    ZHUANGZI (369-286 v.Chr.)

    Das klassische Buch daoistischer Weisheit könnte den "Sozialen" wie den "Christen" bekannt sein, denn es ist älter.

    • @Peter Meisel:

      "Lass dich einfach nur nieder im Nichthandeln, und die Dinge werden sich ganz von selbst entwickeln."

      Tja - fragt sich nur wohin, gell.

      Das einzig wirklich erstaunliche an taoistischen Schriften ist die Tatsache dass es immer wieder Leute gibt die annehmen in einer genügend großen Menge Hohlraum wäre zwangsläufig auch Inhalt zu finden. Pustekuchen!

      Plattitüden werden auch nicht gehaltvoller wenn man sie im Lotussitz andächtig endlos wiederholt. Glückskeks bleibt Glückskeks und schmeckt noch nicht mal halb so gut wie ein Überraschungsei.

      Fragen Sie mal Kinder, die erkennen derartigen Betrug in der Regel ziemlich treffsicher.

      • @LittleRedRooster:

        Junge Junge -

         

        Ist denn schon wieder Jahr des Hahnes?

        Um mal die Ratte zu geben - die dem eitlen

        Fatzke mal die Federn a weng zauselt! Gellewelle!;)

        kurz - Daß Sie mit Ihrem Keks kein Glück haben -

        Was Wunder. Newahr.

        • @Lowandorder:

          Ist das Alles ? Das hat ja noch weniger Gehalt als so ein fader alter Glückskeks. Naja, Mitternacht, gelle - und das Kölsch ist alle... Das wird wohl nix mehr.

  • Naja eines sollte man der SPD zugute halten, die Entkopplung von Parteispitze und Basis sieht man in beinahe allen Parteien. Sie wird aber oft erst sichtbar, wenn es nicht mehr so gut läuft.

    Wer nicht gestalten muss der kann leicht auf Prinzipien bestehen und seinen Stellvertretern posthum ihre Fehler vorhalten. Das ist eine einfache Übung.

     

    Für die SPD wäre Schwarz Gelb vermutlich am besten gewesen. Ein sichtbarer Kontrast zwischen diesen beiden Koalitionen hätte zeigen können welcher Teil der Regierungsarbeit von der SPD geprägt war, denn sonst wird ja alles erstmal "Mutti" zugerechnet, ob nun positiv oder negativ.

     

    Aber die Situation in welche sich die SPD gebracht hat ist Ausweglos. Man wird zwischen dem einen und dem anderen Übel entscheiden müssen. Langfristig wäre eine große Koalition sicher nicht von Vorteil für die SPD.

  • "Das Prinzip Hoffnung" der SPD-Führung

     

    ● Die soziale Basis und Zusammensetzung der SPD-Parteimitgliedschaft:

     

    Ende 2016 waren 32 Prozent der SPD-Mitglieder Frauen.

     

    Etwa 22 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren gehören der Gruppe der 14-30-Jährigen an, bei den Mitgliedern der SPD sind es nur 7,5 Prozent (Linkspartei 14 Prozent).

     

    Über die Hälfte der Mitglieder der SPD gehören der Gruppe von Personen über 60 Jahren an.

     

    In der SPD gehören 28 Prozent zur Gruppe mit niedriger und 37 Prozent zur Gruppe mit hoher Bildung.

     

    Wie bei allen Parteien, so sind die Arbeiter auch bei der SPD unterrepräsentiert. Die SPD hat einen Arbeiteranteil von 16 Prozent (die Linkspartei hat mit 19 Prozent den höchsten Arbeiteranteil).

     

    Beamte bzw. Angestellte im öffentlichen Dienst machen in der SPD 42 Prozent der Mitglieder aus (Linkspartei 34 Prozent).

     

    Der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder in der SPD ist mit 42 Prozent dreimal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (die Linke hat 32 Prozent Gewerkschaftsmitglieder).

     

    Nach Konfessionszugehörigkeit sind bei der SPD die Protestanten über- und die Katholiken unterrepräsentiert (fast vier Fünftel: knapp 80 Prozent der Linken-Mitglieder sind Konfessionslose).

     

    ● In allen bürgerlichen Parteien sind Frauen, Jüngeren, Personen mit niedriger Bildung und die Arbeiter unterrepräsentiert. So auch in der SPD-Mitgliedschaft.

  • Keine GroKo !

    Das Trio des Grauens !

  • Phrase des Tages: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende

  • Da gibt es gleich drei Hoffnungen, die allesamt nicht miteinander kompatibel sind:

     

    Hoffnung 1: Einige lukrative Posten bleiben für 3 1/2 Jahre weiterhin erhalten, auch wenn es das Ende der SPD bedeutet.

     

    Hoffnung 2: Die SPD geht in die Opposition, auch wenn es diversen Postenjägern die Einnahmequelle kostet.

     

    Hoffnung 3: Es kommen auch mal ein paar Politiker mit ins Spiel, die zumindest zu 1 Prozent fachlich so hoch qualifiziert sind, wie es die Spitzenpolitiker bezüglich der Postenerhaltungsstrategien bislang waren.

  • Ja wat issen nu wieder ditte?

    Ihr Allerwerte!

     

    BERLIN/WITTEN/SCHWERTE - also B 7

    &

    "Seit an Seit: NRW-SPD-Chef Michael Groschek,

    Andrea Nahles und Norbert Römer"

    &

    Die eine eine Frage zum Sonntag!

    Is dat Fotto von vor - oder dich doch eher von

    Nach Cannabis-Freigabe - Wollnichwoll!

     

    (ps wie ich nämlich von meinem erfahrenn

    Ältesten erfahren mußte - Suerland - vulho

    Westfälisches Sibirien - als Hauptlieferant -

    In dero Sachen ist bekannt!

    Noch jeder in sei Gewächshaus Opa!

    Beliefert locker halb Europa!

    Selber lieber Pilsken & die harten Sachen!

    Aber fürs Veltins locker Kohle machen!

    Wäre ja gelacht & musse nich erst in

    Doortmund innen Schacht!

    Jaja - auch de olle Paster - de schmökt

    Liggers seinen gewohnt feinen Knaster!

     

    Ob aber dess allein dat Nahles schafft

    &

    Ausreichend Rotz für GroßKotz + -

    Ist noch alllang nicht ausgemacht!

    &

    Jau. & Auch klar. Meinet'wegen

    Können's sich doch eh - "Gehackt legen!"

    Jau - in DO WI UN - & auch anne B 7

    Egal - wird's ena schonn - Reingerieben!

    • @Lowandorder:

      Nee, der Groschek sieht immer so aus, der braucht dafür kein thc. Der kommt afair aus Oberhausen,. Die Ruhrchemie bringt da wahrscheinlich genug psychotrope Substanzen in die Luft.

      • @Age Krüger:

        Da schau her.

         

        Der Paster & sei fei Knaster!

        "Habe nun Ach & Theologie!"

        Jau & "Owie lacht!"

        &

        Nu. Dess hetter wi'er fei praat jemaat!

         

        (ps Soso - Obberhausen & d' Dubbel!;)

        (mein letzter Schlagmann - kam & klar - Sprach aus OB!;)) DM - Monnem 4er.m.!

        1965 - booey - verdamm lang her!;)