SPD-Abgeordneter über Nahles' Rücktritt: „Eine Doppelspitze ist das Beste“
Den SPD-Politiker Axel Schäfer überraschte Nahles' Ankündigung nicht. Er sieht Manuela Schwesig und Stefan Weil als NachfolgerInnen an der SPD-Spitze.
taz: Herr Schäfer, hat Sie der Rücktritt von Andrea Nahles überrascht?
Axel Schäfer: Nein. Die große Mehrheit der SPD-Abgeordneten hat am Mittwoch deutlich gemacht, dass sie mit Nahles' Entscheidung, die Wahl vorzuziehen, nicht einverstanden waren. Das war offen und deutlich. Nahles hat daraus und aus freien Stücken die Konsequenz gezogen. Damit müssen wir jetzt respektvoll umgehen.
Karl Lauterbach fand die anonyme Kritik an Nahles feige, auch das niemand gegen sie kandidieren wollte.
Die Mehrheit der SPD-Abgeordneten hat Andrea Nahles, von einer Ausnahme abgesehen, fair und nicht persönlich kritisiert. Feige war das nicht.
Axel Schäfer, 67, ist einflussreicher SPD-Bundestagsabgeordneter aus Bochum und gehört zum linken Parteiflügel.
Am Samstag haben die Vizes von Andreas Nahles noch eine Unterstützungserklärung für sie verfasst. Olaf Scholz erklärte am Sonntag in einem Zeitungsinterview seine Solidarität mit Nahles. Alles Schnee von gestern. Das wirkt chaotisch…
Ja, das ist schwer fassbar. Da haben einige Wunsch und Wirklichkeit verwechselt. Denn der Tenor der Fraktionssitzung war doch klar. Die Mehrheit hat zum Ausdruck gebracht: „Liebe Andrea, tu Dir die vorgezogene Wahl zur Fraktionsspitze nicht an. Wir wollen Dich nicht abwählen, aber wir wollen Dich auch nicht wählen.“
Und wie geht es nun weiter?
Wir brauchen eine Lösung, die viele integriert. Für die Fraktion brauchen wir eine Doppelspitze. Es gibt viele unverbrauchte frische Gesichter, die trotzdem Erfahrung haben. Ich mache mir da keine Sorgen. Für die Partei ist auch eine Doppelspitze das Beste. Man kann sich an fünf Fingern abzählen, wer das wird…
Manuela Schwesig und Stephan Weil…
Ja, genau. Gerade in dieser Krise sind zwei an der Spitze nötig, die harmonieren. Und nicht eine Person mit sechs Stellvertretern.
Ist das Ende von Andrea Nahles auch das Aus für die Große Koalition?
Darüber reden wir jetzt nicht. Andrea Nahles hat die Konsequenz gezogen. Das Wort Große Koalition hat bei der Fraktionssitzung keine Rolle gespielt.
Die Große Koalition ist nicht in Gefahr?
Wir sollten uns an unseren Fahrplan halten und die Halbzeitbilanz der Regierung Ende des Jahres ziehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja