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Russland und die westlichen SanktionenWenn die Preise explodieren

In Sankt Petersburg wie auch in anderen russischen Städten sind westliche Produkte kaum noch erhältlich. Die Menschen beginnen mit Hamsterkäufen.

Beliebtestes Hamster-Produkt in russischen Läden: Buchweizen Foto: Vladimir Gerdo/imago

S chon seit einer Woche kann ich keinen Buchweizen mehr kaufen, ich schaffe es einfach nicht. Wenn ich abends von der Arbeit komme, ist er überall ausverkauft. Am leeren Regal hängt ein Preisschild, daneben der kleine Hinweis: „nicht mehr als 5 Stück pro Person“. Witzig, dass man in jeder schwierigen Situation in Russland sofort Buchweizen kauft.

Война и мир – дневник

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Für Reis und Hirse interessieren sich die Leute weniger. Hier macht man schon Witze darüber, Buchweizen sei unser graues Gold. Die Menschen legen ihr Geld darin an. Zucker ist übrigens mittlerweile auch schwer zu bekommen. Und Salz. Von allen anderen Lebensmitteln gibt es noch genug in den Regalen. Auf die Preise schaut man allerdings lieber nicht. Es scheint, als ob die sich jeden Tag ändern.

Der Arbeitstag beginnt mit Gesprächen über Nachrichten, die neuesten Sanktionen und die aktuellen Preise. Und wir reden hier natürlich nicht von Buchweizen, sondern zum Beispiel über Medikamente. Meine Mutter nimmt regelmäßig Schilddrüsenhormontabletten. Die werden in Deutschland hergestellt. Ich rufe sie an und bitte sie, sich einen Vorrat anzulegen. Aber die deutschen Tabletten gibt es schon nicht mehr in den Apotheken zu kaufen, auch nicht mehr auf Lager.

Es gibt nur noch das russische Pendant, und ich frage mich: Ist das genauso wirksam? Wird das in einem Monat noch in der Apotheke verkauft? Und wie viel wird es dann kosten? Ein Besuch beim Zahnarzt hat mich gerade mein halbes Monatsgehalt gekostet. Die andere Hälfte gebe ich ihm dann nächste Woche. Der Zahnarzt hat erzählt, dass die Preise für Material und Implantate um 200 bis 250 Prozent gestiegen sind. Und die Vorräte, die die Zahnklinik noch hatte kaufen können, reichen etwa einen Monat.

Olga Lizunkova

ist Journalistin und Videoproduzentin. Sie lebt und arbeitet in St. Petersburg.

Wo leben die, die behaupten, dass es in unserem Land alles gibt? Ich weiß es nicht. Vermutlich in irgendeinem anderen Russland. „Macht nichts“, sagte mir eine Taxifahrerin an dem Tag, an dem Ikea zugemacht wurde. „Dann kaufen wir eben unsere eigenen Sachen!“ Ich habe mich auf keinen Streit eingelassen, aber daran gedacht, dass meine Freunde schon Schuhe auf Bestellung nähen. Klebstoff, Leder und Zubehör kaufen sie in China. Und das kostet jetzt alles dreimal mehr als früher. Wir kaufen halt unsere eigenen Sachen. Aber nur, wer es eben kann.

Meine Eltern haben die Zeiten des Mangels, den Zerfall der Sowjetunion, die Finanzkrise und die Geldentwertung von 1998 miterlebt. Und jetzt sehe ich die Preisschilder in den Geschäften und denke: „Warum muss ihnen jetzt schon wieder so etwas passieren?“ Bald schmilzt der Schnee und sie werden Kartoffeln im Garten setzen. So, wie sie es in jedem Frühjahr gemacht haben, ihr ganzes Leben lang. Ich sollte am Wochenende mit ihnen rausfahren, um das auch zu lernen.

Aus dem Russischen Gaby Coldewey

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13 Kommentare

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  • "Und auch was den Ton, der Verunglimpfung etc. der russischen Regierung angeht, sollte man sich immer bewusst sein, dass wir nicht bestimmen sollten, wer von wem und wie regiert wird. "

    Nein, das haben wir nicht zu bestimmen. Das muss das russische Volk bestimmen. Ihnen ist hoffentlich klar, dass weder das russische Parlament noch Wladimir Putin demokratisch (= durch freie, gleiche und geheime Wahlen) legitimiert sind.

    • @Barbara Falk:

      Antwort an @Ernie

  • Völker hört die Signale !

  • Die Schilder mit der Bitte nur 5 Pakete Mehl oder 3 Flaschen Öl mitzunehmen finden wir auch in nahezu jedem deutschen Supermarkt! Und meistens meistens sind die Regale sowieso leer. Es wird gehamstert, dass die Schwarte kracht. Und zwar ohne Not, im Gegensatz zu Russland! Wir sollten uns schämen!

    • @Andy Krisst:

      Man kann es hamstern nennen, man kann aber auch an den Aufruf der Regierung vom letzten Jahr erinnern, Vorrate für vierzehn Tage einzulagern. Ein Problem ist, daß keiner von uns das mehr gelernt hat. Öl für ein Jahr und sonst nichts ist im Mittel auch irgendwie ein Vorrat für 14 Tage -- so wie Photovoltaik vom Juli als Jahressaldo den Strom für die Wärmepumpe im Januar liefert.



      Wenn hier der Strom ausfällt, funktioniert kein Supermarkt und kein Lager mehr und der LKW-Verkehr auch nicht. Die Güterzüge standen gerade schon einen ganzen Tag lang komplett still.



      Daß übrigens das Gas für die Wohnungsheizung als letztes ausfällt hat nichts mit Fürsorge zu tun sondern den Folgen, wenn großflächig alle städtischen Leitungen drucklos werden und vielleicht sogar Luft eindringt. Die Heizungen fallen ohne Strom trotzdem aus.

      • @Axel Berger:

        Das sagen Sie mal RentnerInnen oder Gehbehinderten, die auf Gehhilfe oder Rollator angewiesen sind. Für die der Gang in den Supermarkt schon deshalb eine Tortur ist...und die dann vor leeren Regalen stehen!

    • @Andy Krisst:

      es wird nicht gehamstert, das ist eine Legende. Es werden entweder die betreffenden Waren zurückgehalten um sie später wesentlich teurer zu verkaufen oder sie sind tatsächlich knapp. Vom Öl kann ich jedenfalls sagen, egal ob Raps oder Sonnenblume, dass seit Wochen in meinen 3 Supermärkten die ich fußläufig frequentiere, keine Ölflasche aufgetaucht ist (außer Olivenöl) egal zu welcher Tageszeit ich auftauche, auch wenn ich die Verkäufer frage haben die schlicht nichts bekommen. Mehl habe ich gesehen bei Lidl, bei REWE sind die entsprechenden Regale meistens leer, es kommt weniger an.