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Russisch-ukrainischer GaskonfliktWenige Tage, viel Geld

Russland hat die Frist verlängert: Die Ukraine hat nun bis Montag Zeit, ihre Schulden zu begleichen. Tut sie das nicht, will Moskau den Gashahn zudrehen.

Macht Russland seine Drohung wahr, könnte es wie 2009 im Westen zu Engpässen kommen. Bild: reuters

KIEW/BRÜSSEL dpa/rtr | Im Streit um offene Gasrechnungen hat Russland der verschuldeten Ukraine noch einmal die Zahlungsfrist verlängert. Kiew hat jetzt bis Montagmorgen Zeit, um einen Teil seiner Schulden in Milliardenhöhe zu begleichen. Das teilte der Chef des russischen Staatskonzerns Gazprom, Alexej Miller, am Mittwoch in Brüssel mit.

Bleiben die Zahlungen aus, will Russland am Montag den Gashahn zudrehen und nur noch gegen Vorkasse liefern. Ein Lieferstopp durch die Ukraine, das wichtigste Transitland für die EU, könnte wie bei einem Gaskrieg 2009 zu Engpässen im Westen führen.

Russland wolle den zuletzt intensiven Verhandlungen um einen neuen Gaspreis für die Ukraine noch mehr Zeit geben, sagte Miller nach einem Treffen mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger, der in dem Streit vermittelt. Kiew will bisher deutlich weniger bezahlen als Moskau für die Lieferungen verlangt. Die Gas-Verhandlungen sollen am Mittwoch in Brüssel fortgesetzt werden.

Unterdessen tragen die Bemühungen um eine Entschärfung des Ukraine-Konflikts erste Früchte: Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko ordnete am Dienstag die Einrichtung eines Fluchtkorridors für Bewohner der umkämpften Regionen im Osten des Landes an.

Die EU bereitet derweil eine weitere Finanzhilfe für die Ukraine vor. Kommenden Dienstag soll eine Kredittranche von 500 Millionen Euro überwiesen werden. Die EU sammele das Geld auf den Kapitalmärkten ein, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Eine erste Tranche von 100 Millionen Euro hatte Kiew bereits am 20. Mai erhalten. Insgesamt soll die Ukraine bis zu 1,61 Milliarden Euro von der EU bekommen – als Gegenleistung für Reformen und die Bekämpfung der Korruption.

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13 Kommentare

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  • Nach all den Spielchen der "Ukrainer", koordiniert mit dem Boykott von Southstream sollte wenn kurzfristig keine Lösungen gefunden werden die Umstellung auf Vorkasse umgesetzt werden -die Verkäufe an den Westen sollten auf die Vertraglich festgelegten Mengen begrenzt werden. Nach den zu erwartenden Reaktionen der Kiewer Clique – wird sich Teilen von Europa die Notwendigkeit alternativer Gasversorgung erschließen...

    • @NETS_ROT:

      Alternative Gasversorgung - genau das ist es, was die USA wollen, nämlich Fracking auch in Europa.

  • Richtig so!

     

    Da hetzen die USA und die EU als neue Verbündete der Ukraine massiv mit Lügen gegen Russland, aber auf anderer Seite werden fleissig Güter von dort bezogen ohne diese zu bezahlen - SO geht es nun mal nicht in dieser kapitalistischen Welt!

     

    Und ansonsten gilt: "Ohne einen Zahn im Maul ist schlecht La Paloma pfeifen!"

     

    Aber es naht ja Rettung: die US-hilfsmillionen sind unterwegs, wie man liest bis zu 1,6 Milliarden ... als Dank für die Bekämpfung der Korruption ... HAHAHA

  • "Unterdessen tragen die Bemühungen um eine Entschärfung des Ukraine-Konflikts erste Früchte: Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko ordnete am Dienstag die Einrichtung eines Fluchtkorridors für Bewohner der umkämpften Regionen im Osten des Landes an."

    Liest sich hier etwas anders.

    http://www.heise.de/tp/artikel/41/41978/1.html

    • @Sid:

      War zu befürchten das es sich um eine strategische Finte handelt neben der Lüge P. der mit eigener Medienmacht "demokratische" Wahlen gewonnen hat -als Präsident seine Konzerne zu verkaufen -"um sich ganz der Ukraine widmen zu können" bei Heise auch gut zu sehen die von der Bundesrepublik gelieferten Uniformen und Schutzkleidung bei "privat finanzierten" faschistischen Todesschwadronen

  • Also, ich finde die Forderungen Kiews ziemlich dreist. Während die EU-Kommission, die in den Gasstreit mit einbezogen ist, 350 bis 380 US-Dollar für 1000 Kubikmeter als Gaspreis für die Ukraine empfiehlt, fordert Jazenjuk von Russland, den damaligen Freundschafts-Preis von 268,5 Dollar beizubehalten. Kiew will sich auch nicht auf das gerade in der Energiewirtschaft weit verbreitete Take-or-Pay-Prizip einlassen und - jetzt kommt der Knaller - will russisches Erdgas in andere Länder weiter verkaufen dürfen. Das erinnert mich doch gleich an die Lady mit dem Zopf, die so einen Teil ihres Vermögens gemacht haben soll, indem sie preiswertes russisches Gas teuer weiterverkaufte.

    Kein Wunder also, daß sich Gazprom querstellt...

    • @Der_Peter:

      Die Russen leben vom Gasverkauf. Während der russiche Arbeiter 400 Euro im Monat verdient, wird das Geld aus dem Gasverbrauch von jungen Oligarchengattinnen in Saint Tropez verschwendet. Was für ein verrottetes System.

      • @Gabriel Renoir:

        Ach herrje. Haben Sie noch nicht bemerkt, daß aus Rußland ein kapitalistisches Land geworden ist? Auch ich kann mir kein Luxusleben in Saint Tropez leisten, die Gattinen der deutschen Oberschicht schon. Für den Fall, daß Sie nach Revolution rufen, sollten wir vielleicht damit in Deutschland anfangen?

        Im übrigen war ich schon mal für einen Tag in St. Tropez, soooo dolle fand ich es dort nicht... ;-)

        • @Der_Peter:

          Auf jeden Fall ist die Einkommensverteilung in Deutschland nicht so krass unterschiedlich wie in Russland, siehe Werte des Gini-Index. Einkommensverteilung wird über den Arbeitsmarkt gesteuert, über Sozialpolitik und Steuern.

          • @Gabriel Renoir:

            Ja ja ja. Kommen Sie doch mal ZUM THEMA, anstatt in nahezu jedem Posting auf Nebenschauplätze auszuweichen.

            • @Der_Peter:

              Russland bestimmt seinen Gaspreis nach politischem Wohlverhalten. Wer die russische Vorherrschaft anerkennt wie Armenien (die so pleite sind, dass sie das müssen), der bekommt einen Sonderpreis. Wer einen prorussichen extrem korrupten Premierminister wie Wiktor Janukowytsch aus dem Amt jagt, wird von Russland über den Gaspreis bestraft. Und kommen Sie nicht mit dem polnischen Gaspreis. Die Polen haben von den Russen sowieso die Nase voll, nachdem Stalin mit Hitler Polen aufgeteilt hat, und da auch nie eine km2 zurückgegeben hat.

              • @Gabriel Renoir:

                Nun, seit dem Ende der Sowjetunion hätten ja die Polen nun schon genug Zeit gehabt, mit den Ukrainern und den Weißrussen zu verhandeln, ob sie nicht etwas von der Westukraine und Westweißrußland haben können. :-)

                Aber das ist schon wieder ein Abschweifen vom ursprünglichen Thema. Und alles andere ist in der Politik normal. Freundschaftspreise gibt man Freunden, und der jetzt verlangte Preis wurde damals mit Frau Timoschenko ausgehandelt. Und wenn die Ukraine nicht einmal die 100 $ Rabatt, also 385 $ Endpreis akzeptieren will, dann ist denen nicht zu helfen. Wahrscheinlich verläßt sich Kiew darauf, daß Gazprom ja Westeuropa beliefern muß, und dann wird schon Gas zum Abzapfen vorhanden sein in der Pipeline....

                • @Der_Peter:

                  Ein aktueller russischer Gaspreis ergibt sich aus dem neuen Vertrag mit China. Den könnte man nehmen (oder sind das Geheimverhandlungen wie bei TTIP)?