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Rundfunkgebühren in der SchweizSchalten die Schweizer ab?

Die Schweiz stimmt bald über die „Billag-Gebühr“ ab. Erstmals könnte ein europäisches Land seinen öffentlichen Rundfunk abschaffen.

Alphornblasen gehört zum Schweizer Brauchtum – und das erlebt einen Aufschwung Foto: reuters

Chur/Zürich taz | Es ist Montag, der 5. März 2018. „Grüazi miteinandr“, grüßt der Nachrichtensprecher im Radio. „Die Mehrheit der Schweizer hat gestern beschlossen, die Gebühr für Funk und Fernsehen abzuschaffen. Zur Stunde berät der Bundesrat, wie es für die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft, kurz SRG, nun weitergeht.“

In Bern tritt der Bundesrat zusammen. Die Aufregung ist groß. Für das, was jetzt ansteht – die Abwicklung des öffentlichen Rundfunks –, gibt es keine Vorlage. Es ist noch nie in Europa passiert.

In der SRG-Zentrale in Bern herrscht Chaos. Während sich die 6.000 Mitarbeiter fragen, wie lange ihr Arbeitgeber ihnen noch Gehälter zahlen kann, beraten die vier Generaldirektoren in einer Telefonkonferenz, wie sie den Konkurs vermeiden könnten. Die Kolleginnen und Kollegen in den anderen europäischen öffentlich-rechtlichen Sendern sind schockiert.

Die AfD-Bundestagsfraktion in Berlin dagegen twittert freudig: „Gute Nachrichten aus der Schweiz: Die Rundfunkgebühr fällt weg. Jetzt muss Deutschland nachziehen. #staatsfunk #GEZabschaffen“. Auch in Frankreich, Dänemark, Tschechien, Polen, Österreich und Holland frohlocken die Rechtspopulisten.

Wie es so weit kommen konnte

All das ist nur ein Szenario. Aber eines, das Realität werden könnte, wenn die Schweizer am 4. März für NoBillag stimmen. Die Initiative will, dass der Staat keine Rundfunkgebühren mehr erheben und keine eigenen Radio- und Fernsehstationen betreiben darf.

Auch in Deutschland ist die Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen in den vergangenen Jahren lauter geworden: Als der Ukrainekrieg eskalierte, schimpften manche Linke, ARD und ZDF berichteten zu russlandkritisch und Nato-freundlich. Im Sommer 2015 schrien Rechte, ARD und ZDF seien zu flüchtlingsfreundlich und blendeten Probleme aus.

Mit der AfD sitzt nun eine Partei im Bundestag, die den Öffentlich-Rechtlichen vorwirft, sie würden „Fake News“ verbreiten. Und die es zu ihren politischen Zielen zählt, die Rundfunkgebühr abzuschaffen.

Am Beispiel der Schweiz lässt sich verstehen, wie es so weit kommen kann, sich ein Diskurs so zuspitzen kann, dass der öffentliche Rundfunk in seiner Existenz bedroht ist.

„Ich sehe nicht ein, warum ich für etwas zahlen soll, was ich nicht nutze“, sagt Florian Maier. Vier Wochen vor der Abstimmung sitzt er in einem Café im Züricher Hauptbahnhof. Er ist 29 Jahre alt, hat in Peking BWL studiert. In seinem Kapuzenpulli und den ausgebeulten Jeans sieht er aber nicht aus wie der klassische Betriebswirt.

Maier hat den Text geschrieben, über den die Schweizer abstimmen. Er schaue kein Fernsehen, höre kein Radio, sagt er. Er lese Zeitung, Neue Zürcher und Frankfurter Allgemeine.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Maier ist Jungfreisinniger, also Mitglied der jungen Liberalen. Das hört man auch, wenn er spricht: Er redet viel vom freien Markt, von der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen, von Überregulierung in den Medien und im Gesundheitswesen. Klassisch liberale Themen.

Dennoch: Der Mutterpartei FDP sind die Jungfreisinnigen mittlerweile zu radikal. Selbst die FDP hat ihre Mitglieder aufgerufen, gegen die Initiative zu stimmen. Die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei (SVP) unterstützt als einzige Partei die Initiative.

Radio- und Fernsehmarkt vollständig liberalisieren

Maier spricht langsam, kurze, präzise Sätze. Er erzählt, wie alles anfing. Mit zwei Parteifreunden kam er von einer Vorstandssitzung, für ein Bier wollten sie in eine Kneipe. Müsste man nicht, fragte einer, die Biersteuer abschaffen? Maier und seine Mitstreiter waren zu der Zeit noch Studenten, das Geld oft knapp. Maier finanzierte sein Studium mit „Glück an der Börse“, wie er es nennt. „Griechische Staatsanleihen“, sagt er dazu heute und grinst. „Danke, Deutschland.“

Aber die Biersteuer, das ist nicht viel Geld. Gut 25 Franken zahlen Schweizer Brauer auf 100 Liter Bier. Deswegen waren sich Maiers Parteifreunde einig: Das wäre kein großer Wurf. „Was uns wirklich mehr Geld bringen würde, wäre, die Billag-Gebühr abzuschaffen“. Billag, das ist das Unternehmen, das in der Schweiz die Rundfunkgebühren einzieht. Und so entstand an diesem Novemberabend 2013 die Idee zu NoBillag.

Die Studenten gründeten eine Facebook-Gruppe, innerhalb kürzester Zeit wurde diese zur meistgelikten politischen Gruppe der Schweiz. Die ersten Umfragen im vergangenen Herbst bescheinigten dem Projekt Erfolg. Eine Mehrheit gab an, für eine Abschaffung zu stimmen. Mittlerweile hat sich das umgekehrt: Laut der aktuellsten Erhebung wollen nur noch 39 Prozent mit Ja stimmen. Aber mit Umfragen ist das ja so eine Sache.

Maier und seine Freunde wollen den Radio- und Fernsehmarkt vollständig liberalisieren. Die Senderechte sollen künftig versteigert werden. Jeder, der das Geld hat, soll sich so seine eigene Radio- oder Fernsehstation aufbauen können. Firmen wie Google und Facebook könnten investieren, Medienunternehmen aus dem In- und Ausland, Multimillionäre, Populisten. Es wäre das Ende des öffentlichen Rundfunks in der Schweiz.

Fernsehen in den vier Amtssprachen

Nein, Maier widerspricht. Er glaubt nicht, dass der Schweizer Rundfunk am Ende wäre. „Auch die SRG könnte sich auf die Senderechte bewerben. Das würde sie zum Privatsender machen. Und die Schweizer würden eine Menge Geld sparen.“

Eines weiß man aus Ländern, die keinen öffentlichen Rundfunk haben: Fernsehzuschauer zahlen nur für drei Sparten Geld: Unterhaltung, Sport und Porno

Tatsächlich ist der Schweizer Rundfunk der teuerste der Welt. 451 Franken zahlt jeder Haushalt im Jahr, gut 400 Euro. In Deutschland sind es 210 Euro im Jahr. 17 Radio- und 7 Fernsehprogramme betreibt die SRG, für gerade mal 8 Millionen Einwohner. Das ist viel, liegt aber auch daran, dass sie in allen vier Schweizer Amtssprachen sendet: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.

Kann dieses aufwendige Programm anders finanziert werden? „Die SRG muss sich ein neues Geschäftsmodell über­legen. Abonnements verkaufen, Pay-TV werden oder sich stärker über Werbung finanzieren“, sagt Maier.

„Das wird nicht funktionieren“, sagt Laura Zimmermann. Sie ist Maiers Gegenspielerin, dabei kommen beide aus derselben Denkschule. Auch Zimmermann ist eine junge Liberale, 26 Jahre alt, Juristin, promoviert an der Uni Zürich. Sie ist Präsidentin der Operation Libero, einer liberalen politischen Bewegung.

Zimmermann ist das Gesicht der aktuellen Kampagne gegen die Abschaffung der Billag. Innerhalb kürzester Zeit ist sie zum Medienprofi geworden, sitzt auf Podien und in Fernsehstudios. NoBillag sei ein „Anschlag auf die Demokratie“, sagt sie immer wieder. Die Operation Libero befinde sich „im Krieg“ mit der NoBillag-Initiative.

Journalistische Brache

An einem Dienstagabend vier Wochen vor der Abstimmung steht Zimmermann in einem Großraumbüro in einem Kulturzentrum in Zürich. Der Stammtisch der Operation Libero findet hier statt. Zimmermann begrüßt ihre Mitstreiter mit Pathos: „Als Verfassungspatrioten ist es unsere Pflicht, für den öffentlichen Rundfunk zu kämpfen. Ein gesundes Mediensystem gehört zur Grundversorgung einer Demokratie.“

Viele neue Gesichter sind gekommen, sie wollen ihren Rundfunk retten. Zimmermann liefert ihnen dafür Argumente. Leidenschaftlich wirbt sie für die Medienfreiheit im Land, führt jeden Gedanken bis ins Detail aus. Sie tänzelt immer wieder von einem Fuß auf den anderen, ihre Hände hält sie zur Merkel-Raute geformt.

„Information und Journalismus funktionieren nicht im freien Wettbewerb“, sagt sie. Es ist ihr wichtigstes Argument, das sie mehrfach wiederholt. Der Schweizer Medienmarkt sei zu klein und nicht attraktiv für Werbetreibende: ein Land mit vier Sprachen, das zu 80 Prozent aus Tälern und Bergen besteht.

Schon jetzt fließt ein großer Teil des Werbebudgets der Schweizer Firmen an Google und Facebook. Für klassische Medien bleibt immer weniger – und nicht genug, um sich allein dadurch zu finanzieren, glaubt Zimmermann. „Wenn wir die Gebühren streichen, stirbt die SRG. Was dann kommt, wäre eine journalistische Brache.“

Das deckt sich mit der Vermutung vieler Medienökonomen. Die Wissenschaftler, die sich öffentlich zu NoBillag geäußert haben, gehen davon aus, dass die SRG abgewickelt werden müsste, wenn die Abschaffung der Gebühr beschlossen würde. Belastbare Studien gibt es nicht, dafür aber ein Land, das als einziges weltweit seinen öffentlichen Rundfunk bereits abgeschafft hat: Neuseeland.

Jodler, Schwinger und Alphornbläser

Mit dem Broadcasting Act 1989 verlor die dortige Fernsehanstalt TVNZ ihren öffentlichen Programmauftrag und die staatliche Förderung. Der Beschluss wurde später teilweise zurückgenommen, heute bezieht die Anstalt zum Teil wieder öffentliche Gelder – aus einer Rundfunkstiftung, die Recherchen finanziert, die von öffentlichem Interesse sind. Denn eines weiß man aus Ländern, die keinen öffentlichen Rundfunk haben: Fernsehzuschauer zahlen nur für drei Sparten Geld – Unterhaltung, Sport und Porno.

Auffällig ist, dass in der Schweiz auf beiden Seiten, im Ja- und im Nein-Lager, junge Leute so heftig kämpfen. Jene, von denen es heißt, sie informierten sich nur noch bei Facebook und schauten Netflix. Hört man beiden Seiten eine Weile zu, erkennt man eine Gemeinsamkeit: Es geht ihnen um mehr als das Fernsehprogramm. Es geht um die Frage, was die Schweiz ausmacht – und was die Schweizer bereit sind für das zu zahlen, worauf sie stolz sind: Freiheit, direkte Demokratie, Sprachenvielfalt, Zusammenhalt.

Pop- und Filmstars sagen: Ohne SRG keine Kultur. Mountainbiker und Snowboarder warnen: Ohne die SRG nur noch Tennisspiele mit Roger Federer im Fernsehen. Jodler, Fahnenschwinger, Alphornbläser fürchten, dass das schweizerische Brauchtum verschwindet. Der Behindertenverband glaubt, dass niemand mehr ein Programm in Gebärdensprache oder mit Bildbeschreibungen finanziert. Selbst die Feuerwehr hat eine Videokampagne gestartet, die sagt: Wir löschen doch auch jedes Feuer und nicht nur das von Leuten, die unsere Kunden sind.

Jodler, Schwinger und Alphornbläser? Es ist aus deutscher Perspektive nicht immer einfach, der Debatte zu folgen. Von allen Seiten ziehen die Schweizer an ihrem Rundfunk. In Deutschland wurde zuletzt nur über die Flüchtlingspolitik so ausdauernd gestritten.

Kollektives Schimpfen

Schaut man genauer hin, zeigen sich Parallelen bei den Mediendebatten. Die Sender seien zu teuer, klagen viele Schweizer. Tatsächlich verdient ein 45-Jähriger SRG-Mitarbeiter durchschnittlich 107.454 Franken im Jahr, knapp doppelt so viel wie der Durchschnittslohn. Es gebe nicht genug Diskussionsformate, sagen andere, das Programm sei zu flach. Die Sender brächten nur „linken Einheitsbrei“, beschwert sich die SVP.

All das sind Kritikpunkte, die auch ARD und ZDF kennen. Sie müssen sparen und wehren sich gegen die Kritik, unausgewogen oder tendenziös zu berichten. Aber „Tagesschau“ und die „Heute“-Nachrichten sind immer noch mit Abstand die Informationssendungen mit den höchsten Einschaltquoten.

Und worüber würden sich Menschen informieren, unterhalten und aufregen, wenn es nicht „Anne Will“ und den „Tatort“ gäbe? Gerade auch das kollektive Schimpfen über die Unzulänglichkeiten des Programms stellt eine Form von Gemeinschaft her, die in der zersplitterten Medienöffentlichkeit immer seltener wird.

Um zu verstehen, was einer Gesellschaft verloren geht, wenn sie ihren öffentlichen Rundfunk verliert, muss man aus Zürich über die Berge in eine andere Welt fahren. Eine Welt mit einer Sprache, die nur 60.000 Menschen sprechen. Und mit Traditionen, die Außenstehende kaum verstehen.

Chur ist die Hauptstadt Graubündens, des einzigen dreisprachigen Kantons des Landes. Die SRG betreibt hier Radiotelevisiun Svizra Rumantsch, kurz RTR, den rätoromanischen Radio- und Fernsehsender. Daneben gibt es noch Radio und TV Südostschweiz, eine private Sendergruppe, die auch über Gebührengelder finanziert wird. Das ist ein Unterschied zu Deutschland: In der Schweiz bekommen auch Privatsender Geld aus dem Billag-Topf. Wenn NoBillag durchkommt, müssten wohl auch sie schließen.

Das, was in Deutschland Pegida war

„Es gäbe dann in Graubünden kein Radio und Fernsehen mehr“, sagt Ladina Heimgartner. Sie ist die Direktorin von RTR und seit Neuestem Vize-Generaldirektorin der gesamten SRG. Heimgartner sitzt in ihrem Büro in der Innenstadt von Chur. An schönen Tagen blickt man von hier durch große Fenster auf ein Postkartenpanorama der Alpen. Heute ist der Himmel grau, aber gerahmte Fotos an den Wänden zeigen die Gletscher rund um Chur.

Heimgartner sitzt zurückgelehnt in ihrem Lederstuhl. Die kurzen blonden Haare liegen akkurat am Kopf an. 37 Jahre ist sie alt, die erste Frau an der Spitze des Senders. Zu ihrem Aufgaben rund um RTR kommt sie aber derzeit wenig. Fast ununterbrochen ist sie im Einsatz gegen ­NoBillag. Den Schweizer Printmedien gilt sie als die „Hoffnung der SRG“, als „Waffe gegen NoBillag“.

Vieles macht sie dabei besser, als die SRG-Spitze im Jahr 2015. Damals gab es schon eine Abstimmung über die Rundfunkabgabe. Es ging um die Frage, wie die Gebühr erhoben werden sollte – pro Empfangsgerät oder pro Haushalt. Die Billag-Gegner machten aus der technischen Frage eine über die SRG im Allgemeinen. Ihren Auftrag, ihre Programm, ihre Daseinsberechtigung.

Spricht man mit SRG-Mitarbeitern über 2015, sagen die: „Wir haben es versäumt, auf diese Debatte adäquat zu reagieren.“ Wahrscheinlich war das der große Fehler, der Moment, in dem die Gegner Rückenwind bekamen. Die Reaktionen damals führten dazu, dass selbst SRG-Befürworter sagen: „Viele Mitarbeiter der SRG sind arrogant. Sie ruhen sich auf ihrem Gebührenpolster aus, nehmen ihr Publikum nicht ernst.“

Vermutlich war diese Abstimmung für die Schweiz das, was in Deutschland Pegida war. Die fremdenfeindlichen Protestler liefen, „Lügenpresse“ rufend, durch die Straßen. Das Misstrauen gegenüber Journalisten wuchs, Berichterstatter wurden auf Demos angegriffen, Mikros und Kameras wurden ihnen weggeschlagen. Eine so aggressive Stimmung gab es in der Schweiz nicht, und auch nicht ein so kondensiertes Hochkochen von Misstrauen.

„Größe wirkt tendenziell unsympathisch“

Aber die Abstimmung über die Haushaltsgebühr 2015 brachte das knappste Ergebnis, das bei einer Volksabstimmung in der Schweiz je zustande kam: 50,1 Prozent der Schweizer votierten dafür, die Gebühr pro Haushalt zu erheben. Mit der Einführung der Haushaltsgebühr versprach die Medienministerin, den Beitrag zu senken. Ab 2019 zahlt jeder Privathaushalt nur noch 365 Franken im Jahr. Einen Franken pro Tag.

Ladina Heimgartner sagt, die Politik hätte nach der Abstimmung an Reformen gearbeitet. Und sie selbst habe aus der Abstimmung gelernt, auf ihre Gegner zuzugehen, Verständnis zu zeigen, Selbstkritik zu üben. Der Vorwurf, den Heimgartner immer wieder hört, lautet: Die SRG sei zu groß, zu aufgeblasen. Beispiel Olympia. 200 Leute schickte die SRG zu den Winterspielen nach Pyeongchang, von insgesamt 6.000 Festangestellten – etwa jeder 30. feste Mitarbeiter. ARD und ZDF schickten zusammen 350 Mitarbeiter, bei zusammengenommen mehr als 26.000 festen Mitarbeitern. Das ist etwa jeder 75.

„Ja, wir sind ein – für Schweizer Verhältnisse – großes Unternehmen“, sagt Heimgartner. „Größe wirkt in der Schweiz tendenziell unsympathisch. Aber wir müssen groß sein, damit wir in vier Sprachen senden können. Von der ARD mag ein Reporter im Zielraum der olympischen Langlaufrennen stehen, von uns stehen dort vier.“ Sicher würde es auch kleiner gehen, aber nicht, ohne dass ein Teil des Publikums etwas verlöre.

Zum Beispiel das Volkstümliche. 50 Prozent der Musik, die RTR spielt, stammt aus der Schweiz, 30 Prozent aus Graubünden. RTR überträgt die großen Volksfeste der Jodler. Und die der Schwinger, einer Schweizer Sonderform des Ringens. Halbnackte Männer packen sich gegenseitig am Gürtel und versuchen den anderen auf die Schultern zu werfen.

Schweizer Brauchtum erlebt Aufschwung

Die SRG ist eine der größten Finanziers dieser Volkskultur. Gerade hat sie einen neuen Vertrag mit dem Schwingverband geschlossen: In den kommenden fünf Jahren überträgt das Schweizer Fernsehen sieben Schwingfeste im Jahr. Es sind die Höhepunkte der Saison.

„Wenn wir das große Eidgenössische Schwingfest übertragen“, sagt Heimgartner, „dann sitzen alle vor dem Fernseher und schauen zu, wer Eidgenössischer Schwingkönig wird. In solchen Momenten sind wir eine Schweiz.“

Das Schweizer Brauchtum erlebt wieder einen Aufschwung. Firmen laden ihre Geschäftspartner zu Schwingfesten ein, auch in den großen Städten gibt es Schwing- und Jodelvereine. Das liege auch an den Fernsehübertragungen, glauben die Schwing- und Jodelpräsidenten.

Nun kann man sich fragen, wie volkstümlich ein Brauchtum noch ist, das darauf angewiesen ist, vom öffentlichen Fernsehen querfinanziert zu werden. Aber darum gehe es nicht, sagt Heimgartner. Der öffentliche Rundfunk müsse auch für den natio­nalen Zusammenhalt sorgen, Sprachgemeinschaften zusammenbringen, kulturelle Vielfalt abbilden. „Das ist in der viersprachigen Schweiz noch ein bisschen wichtiger als in anderen Ländern.“

Ganz ohne Medien wäre Chur nicht, wenn die SRG wegfiele. Es gäbe noch das Bündner Tagblatt, die Lokalzeitung mit einer Auflage von rund 8.000 Stück. Aber das Tagblatt ist in der Krise. Vor einem Jahr wurde es mit der zweiten Churer Lokalzeitung zusammengelegt, weil beide zunehmend Leser und Werbe­einnahmen verloren.

Redaktion in ehemaligem Bordell

So geht es vielen Zeitungen und Verlagen in Europa, doch die kleine Schweiz mit ihren vier Kleinstmärkten ist besonders betroffen. Gab es im Jahr 1990 noch 273 Zeitungen in der Schweiz, waren es 2014 nur noch 181. Mitten hinein in den Niedergang vieler Blätter tritt nun mit Wucht ein Onlinemagazin, das noch ein zartes Pflänzchen ist, aber trotzdem schon für einiges Aufsehen sorgte: Republik.

Vielleicht ist die Debatte in der Schweiz doch schon näher, als wir denken

Im April 2017 startete der Journalist Constantin Seibt dieses „Projekt R“. Innerhalb von sechs Wochen sammelten er und ein Mitstreiter 3,4 Millionen Franken ein – eine Summe, die kein Medien-Start-up zuvor in so kurzer Zeit sammeln konnte. Mittlerweile 19.000 Abonnenten haben sich bereit erklärt, 240 Franken jährlich zu bezahlen. Seit Januar ist Republik online, bringt bis zu drei Texte am Tag, die meisten sind lang und hintergründig.

In einem ehemaligen Bordell unweit des Züricher Hauptbahnhofs arbeitet die Redaktion. Auf einer Schultafel werden mit Kreide die Texte für die kommenden Wochen geplant. Die Sektkorken, die zum Start des Magazins knallten, stehen noch auf einem Wandvorsprung.

Für Republik hat Daniel Binswanger seinen sicheren Job beim Magazin, der Wochenendbeilage des Tages-Anzeigers, gekündigt. Der Geldsammel-Erfolg des Projekts hat ihn überrascht, aber er kann ihn sich erklären: „Die Schweizer haben genug von Zeitungen, die immer dünner werden, die fusioniert werden, die nur noch Infotainment betreiben. Sie haben genug von der Eintönigkeit der Presselandschaft, die sich unter anderem in der neuen reaktionären Linie der Neuen Zürcher Zeitung zeigt.“

Ohne SRG drohe ein schweizerisches Fox News

Binswanger, die dunklen halblangen Haare wirr durcheinander, spricht ausschweifend. Er kommt von einem Thema zum nächsten, wirft Stichworte ab, ist aber gleich schon wieder bei einem anderen Gedanken. Er spricht viel von Demokratie, von Diskurs, von rechter Propaganda. Binswanger ist eine linke Stimme in der oft von rechts getriebenen Schweizer Öffentlichkeit. „In dieser Zeit den öffentlichen Rundfunk abzuschaffen wäre ein Wahnsinn“, sagt er.

Die Autorin

Anne Fromm, 31, ist Medienredakteurin der taz. Sie schätzt vor allem die Radioprogramme der Öffentlich-Rechtlichen.

Aber zeigt nicht gerade Republik, dass es möglich ist, Medien über einen freiwilligen Beitrag zu finanzieren? „Die Pointe ist: Wenn die SRG abgeschafft würde, dann wären wir finanziert“, sagt Binswanger. „Aber gerade weil die Schweizer Presselandschaft so viel schlechter geworden ist, weil viele Redak­tio­nen Kompetenz und Kontinuität in der politischen Berichterstattung eingebüßt haben, braucht es die SRG mehr denn je. Niemand erfüllt die gesellschaftliche Funktion der vierten Macht so wesentlich wie sie.“

Binswanger hat einen viel kommentierten Text geschrieben über den Aufstieg des konservativen US-Fernsehsenders Fox News, gegründet als Gegenstimme zu den „linken Mainstreammedien“. Der Sender ist heute die Nummer eins der amerikanischen Nachrichten-Kabelsender. Fox ist in seiner Geschichte immer weiter nach rechts gerückt, verbreitet nachweislich Lügen und Propaganda der Republikaner. Binswangers These: Wenn die SRG wegfällt, dann wäre das Entstehen eines schweizerischen Fox News unausweichlich.

Lügen, hetzen, schmähen

Das Personal dafür wäre da. Zuallererst Christoph Blocher, Unternehmer und SVP-Patriarch. Durch den Kauf eines Chemiekonzerns wurde Blocher in den 1960er Jahren zu einem der reichsten Menschen der Schweiz. Als Präsident der SVP, Nationalrats- und Bundesratsmitglied trug er in den vergangenen 40 Jahren wesentlich zum Erfolg und Rechtsruck der Partei bei. Blocher habe, sagt Binswanger, die Medienpolitik zu seiner Priorität gemacht, um seine „Propagandamacht“ auszubauen.

2010 begann Blocher gemeinsam mit seiner Tochter die Basler Zeitung zu beraten. Mittlerweile gehört ihm ein Drittel des Verlags. Vergangenen Sommer kaufte die Basler Zeitung 25 Gratiszeitungen in der Schweiz. Mit seinen Medien erreicht Blocher nun mehr als 1 Million Leser am Tag.

Und er ist nicht der einzige Rechtspopulist, der sich medial ausbreitet. 2006 kaufte der Schweizer Nationalrat und SVP-Politiker Roger Köppel die ehemals linksliberale Weltwoche und baute sie zu einem rechten Kampfblatt um. 2014 versuchten Rechte, den nationalkonservativen Blocher-Kumpel Markus Somm zum neuen Chef der liberalen Neuen Zürcher Zeitung zu machen. Redaktion und Verwaltungsrat verhinderten das, doch die rechte Medienoffensive geht weiter: Zuletzt wollten SVP-nahe Unternehmer die Blick-Gruppe kaufen, deren Gratis-Boulevardzeitung Blick am Abend das zweitmeistgelesene Blatt der Schweiz ist.

Blocher und jeder, der Senderechte kaufen würde, könnte bei einem Erfolg von NoBillag senden, was und wie er wollte: lügen, hetzen, schmähen. Denn auch das möchte NoBillag: Der Schweizer Verfassungsartikel, der Radio und Fernsehen verpflichtet, ausgewogen und sachgerecht zu berichten und die „Vielfalt der Ansichten“ abzubilden, soll gestrichen werden. Das sei ein „Gummiparagraf“, sagt Kampagneninitiator Florian Maier. Der Paragraf entwerfe einen Idealzustand, den auch die heutige SRG nicht erfülle. Die neuen Privatsender, die nach NoBillag entstünden, sollten frei sein in der Art und Weise, wie sie senden.

AfD will „Newsroom“ im Bundestag

Daniel Binswanger von Republik sieht genau darin den Hebel, der ein Hetzmedium wie Fox News möglich machen könnte. Und dann? „Spaltet sich die Öffentlichkeit“, sagt Binswanger. In den USA könne man beobachten, wie Fox News dazu geführt habe, dass in der amerikanischen Öffentlichkeit heute beinahe alles behauptet und alles bestritten werden könne. „Ohne Fox News wäre Donald Trump wahrscheinlich nie US-Präsident geworden.“

In Deutschland sind die Bedingungen anders. Der entscheidende Unterschied zur Schweiz ist: Deutschland ist keine direkte Demokratie. Eine Volksabstimmung über die Rundfunkgebühr wird es hier so schnell nicht geben. Zumal sie 16 Mal stattfinden müsste, weil Rundfunk Ländersache ist.

Demnächst handeln die Ministerpräsidenten aus, wie hoch die Rundfunkgebühr ab 2021 sein wird. Kaum ein Politiker traut sich zu sagen: Viel billiger wird’s nicht. CSU-Chef Horst Seehofer forderte vor eineinhalb Jahren, ARD und ZDF zusammenzulegen. Und der Medienminister Sachsen-Anhalts, Rainer Robra von der CDU, sprach sich kürzlich dafür aus, das „Erste“ in seiner jetzigen Form abzuschaffen und zu einem Regionalsender umzubauen.

Die AfD will im April ein PR-Büro mit Fernsehstudio, das sie selbst „Newsroom“ nennt, im Bundestag eröffnen. 20 Mitarbeiter sollen von dort AfD-Positionen verbreiten.

Vielleicht ist die Debatte in der Schweiz doch schon näher, als wir denken.

Mitarbeit: Peter Weissenburger

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60 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Warum wird der öffentlich rechtliche Rundfunk immer mit Pressefreiheit gleichgesetzt? Pressefreiheit ja. Zwangsfinanziertes Schwachsinns-TV (in Deutschland Mainzelmännchen, Tatort etc. pp.) mit überbezahlten Intendanten. Nein danke. Das ist Müll und kann weg.

  • (...)"RTR überträgt die großen Volksfeste der Jodler. Und die der Schwinger, einer Schweizer Sonderform des Ringens. Halbnackte Männer packen sich gegenseitig am Gürtel und versuchen den anderen auf die Schultern zu werfen."(...)

     

    Schwingen, Schweiz, züchtig:

    https://weltbild.scene7.com/asset/vgw/schwingen-072453629.jpg

     

    Ölringen, Türkei, schlüpfrig:

    https://previews.123rf.com/images/dijitalkalem/dijitalkalem1012/dijitalkalem101200034/8448597-Ankara-T-rkei-Juli-18-02-2009-Konkurrenten-von-K-rkp-nar-l-Ringer-Lizenzfreie-Bilder.jpg

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Drei Punkte:

     

    1) Es ist bemerkenswert wie Menschen stets etwas, das sie von klein auf kennen, vehement verteidigen und dessen Existens quasi als Naturgesetz begreifen

     

    2) Intellektuelle schauen kein Fernsehen. Die halten das schlicht nicht aus. Ich bin keiner, weiß das aber aus sicherer Quelle

     

    3) Diejenigen, die für den Erhalt des ÖRR argumentieren, schildern die Vorzüge desselben immer in den seriösesten Tönen und versuchen uns dessen essentiellen Beitrag zum Erhalt unserer demokratischen Gesellschaft einzureden.

    Ausgeblendet wird dabei immer der reale Zustand der Sendeanstalten und deren Output und verweigert werden harte Diskussionen um Inhalt und Qualität.

    Verwiesen wird immer darauf, dass Herrn und Frau Kleinschmidt ohne ÖRR nurmehr ein Zerrbild der Wirklichkeit zur Verfügung hätten oder dass sie gleich ganz wie Höhlenmenschen im Dunkeln leben würden.

    Was für ein Unsinn.

     

    Das Menschenbild dessen, der ÖRR als unabdingbares Konsumentenrecht betrachtet, scheint mir ein armes.

    Zum Mensch-werden und Mensch-sein brauchts anderes.

     

    Über die historische Entwicklung und die besondere Rolle der Sendeanstalten, installiert und genehmigt von den siegreichen Mächten nach Totalitarismus und Krieg, wird an anderer Stelle zu reden sein.

    Der Rundfunk hatte damals tatsächlich eine enorm wichtige Sonderfunktion im Sinne der Demokratisierung und 'Umerziehung'.

    Und war gleichzeitig das aufs Selbsverständliche missbrauchtes Desinformations-Instrument im Kalten Krieg.

     

    Wir sind heute in einer anderen Situation. Dennoch muss über diese Rolle immer wieder neu und angestrengt nachgedacht werden.

     

    Unabhängige Information, mitsamt installierten funktionellen Kontrollinstanzen, die Qualität sichern sollen?

    Gerne ja.

     

    Kunst? Geschichte? Zeitgenössische Dokumentation?

    Ja. Irgendwie aushandeln, wieviel davon.

    Eingeschränkte statt aufgeblähte Budgets.

    Qualitätssicherung.

     

    Entertainment, Spiele, Shows, Kochen, Garten, Berieselung mit ablenkender Musik, nein!

    Nicht mehr von ÖRR!

    • @61321 (Profil gelöscht):

      "Der Rundfunk hatte damals tatsächlich eine enorm wichtige Sonderfunktion im Sinne der Demokratisierung und 'Umerziehung'."

       

      Gerade diese Generation, das sind die Schlimmsten. Da kommst du zur Türe rein, egal zu welcher Tageszeit, immer läuft die Glotze. Keine Unterhaltung, nichts, ist möglich, ohne dass die Glotze nebenher läuft und die Flimmersucht befriedigt. Ganz schlimm finde ich auch die Wirkung des Fernsehens auf Kinder . Es ist ein kleiner Hypnosekasten.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Meine Rede!

      Aber dazu braucht es bundesweit zwei, drei, vielleicht vier Sender:

      1) Einen für aktuelle Nachrichten, vielleicht unterlegt mit tiefer gehenden Hintergrundinformationen. Am Abend Polit-Talkshows.

      2) Einen für Reportagen und Dokus.

      3) Einen, der alle wichtigen politischen Dinge (Bundestag...) live überträgt.

      4) Vielleicht noch einen fürs Lokale, pro Bundesland oder Region. Vielleicht passt das aber auch noch in #2 rein.

       

      Informationsgehalt gerettet, Budget minimiert!

  • Als Schweizer möchte ich gerne noch Folgendes präzisieren:

     

    1. (und zuallererst): Beim Schwingen sind die Männer NICHT halbnackt - der Punkt "Fake News bei privat finanzierten Medien hat die taz schon mal erfüllt (kleiner Scherz ;-)

     

    2. Im Schweizer ÖRR wird auch jede Menge Schrott gesendet. Aber für mich zählt das Argument, dass der Sender die Landesregionen einander näher bringt und vertrauenswürdige Newsmeldungen ausstrahlt mehr. Also stimme ich gegen die Abschaffung.

     

    3. In der Schweiz wird der "Lügenpresse"-Vorwurf m.E. weniger erhoben. Das hat damit zu tun, dass das politische System hierzulande pragmatischere Lösungen fördert, die vielen "GroKos" auf Bundes- und Kantonsebene müssen sich immer wieder zusammenraufen. Das spiegelt sich auch in den Medien. In der Schweiz wird Politik und Journalismus mit weniger Schaum vor dem Mund betrieben. Das ist zwar positiv, machts aber viel langweiliger ;-)

    • 8G
      82732 (Profil gelöscht)
      @Blacky:

      zu 3.

      ... und die ganz heissen kontroversen Themen werden zur Abstimmung 'vors Volk gebracht'.

      Da haben die Parteien und Politiker dann nachher weniger zu streiten....

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Gäbe es im Öffentlichen nur Schinderassa Bum, Musikantenstadl und Bundesliga, so hätte ich kein Problem mit dessen Abschaffung. Schaue ich auf die Nachrichtensendungen, Recherchemagazine, Info- und Dokusendungen etc in all den Kanälen, dann wird mir beim Gedanken an eine Abschafffung flau. Man schaue sich nur mal die Programme der Privaten an. Eine einzige Katastrophe, Fernsehen von und für Kevin und Chantal. Käme es in D zu einer Abwicklung der Öffentlichen, würde ich meine Satschüssel zum Altmetallhändler tragen.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Kein TV weder Öffentliche noch Private sind die Lebensrealität der U30 Generation. Netflix YouTube und Prime sind die Alleinunterhalter

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Und da kommen wir der Sache schon näher. Lassen Sie den ganzen Schrott weg und der ÖRR wird für einiges weniger als die Hälfte zu haben sein, und die Akzeptanz des ÖRR wird steigen. Man könnte sogar wieder über eine Steuerfinanzierung nachdenken. ÖRR abschaffen? Nein, doch er sollte wieder die Qualität eines ÖRR haben und nicht mit dem Mist im Format der Privaten überfrachtet sein. Auch die Sonderfinanzierung der Pensionen beim ÖRR sind ein Stachel im Fleisch; Ganz ähnlich derer für Beamte im Ruhestand.

  • Ich bin nicht für eine Abschaffung des öffentlichen Rundfunks. Ich besitze aber keinen Fernseher und will auch keinen besitzen. Radio höre ich allerhöchstens in der Arbeit. Also sehe ich nicht ein, jeden Monat € 17,50 zahlen zu müssen.

     

    Es ließe sich realisieren, Anschlüsse wie meinen vom Netz zu nehmen, oder zu verplomben. Es gibt Verschlüsselungsmöglichkeiten mit Smart Cards, wie es Private machen. Jedes Fernsehgerät hat heute einen entsprechenden Einschub. Also ließe sich gewährleisten, dass Leute die nicht zahlen, eben nicht schauen können.

     

    Das fände ich okay. Für Strom und Wasser Zahl ich, was ich verbrauchte, für Fernsehen muss ich zahlen, obwohl ich es nicht nutze. Das kann soweit gehen, dass einem Haft angedroht wird und es gab ja schon Leute, die deswegen in Haft kamen. Das ist eine bodenlose Unverschämtheit. Rechtlich abgesichert , klar. Meinem Gefühl nach aber nicht rechtens.

    • @Grmpf:

      Ich brauche eigentlich auch keine Bundeswehr. Soll sich doch die Flintenursel ihren Verein selbst finanzieren.

       

      Herr Grmpf, Ihre Militär-begeisterten AfD-Vorturner Gauland und "Hamm'se jedient?"-Kommisskôppe wie Pazderski & Junge aus Berlin und Rh.-Pfalz zahlen sicher auch gern mal extra für'n Leo und ein G36, dass um-die-Ecke schießt.

       

      Ich denke auch Sie zahlen gerne ein. Ich jedenfalls nicht mehr.

      • @esgehtauchanders:

        Aktuell brauche ich auch keine Bundeswehr. Das kann sich unter Umständen aber ändern, was ich nicht hoffen will. Deutschland ist zudem in der Nato. Zumindest vom Zweck her, "angeblich ein Verteidigungsbündnis" ist es klar, dass ein Land, will es in diesem Club mitmischen und geschützt werden, selbst eine Armee einbringen muss. Ich machte übrigens Zivildienst, noch 13 Monate, und würde das auch heute wieder tun.

         

        Aber: Es können Situationen entstehen, wo es eine Armee braucht. Beim Fernsehen ist das nicht so. Fernsehen ist vollkommen überflüssig, nutzlos, sinnfrei und völlige Zeitverschwendung.

         

        Trotzdem würde ich den ÖRR nicht abschaffen wollen. Die absolute Mehrheit der Leute steht auf ihre Flimmerkisten. Ist ja in Ordnung. Aber ich brauche es nicht und dann sehe ich nicht ein, dafür Geld zahlen zu müssen. Die GEZ sollte doch erst mal nachweisen, dass ich deren Angebot irgendwie nutze.

         

        Beim Verkehr, Straßen, Autobahnen usw. , wie es andere als Beispiel bringen, ist es dasselbe: das ist von öffentlichem Interesse. Auch für mich als Fahrradfahrer oder Fußgänger. Dass Wege gebaut und vor allem gepflegt werden, schließlich muss ich zu.B in die Arbeit kommen. Ohne Fernsehgerät hingegen, kann jeder Mensch leben. Das ist ein völlig überflüssiges Teil. Nur weil Sie gestern nicht mitbekamen, was Maybrit Illner vom Stapel ließ, überleben Sie trotzdem. Wer sowas zuhause rumstehen hat, okay, soll er dafür zahlen, seine Entscheidung. Es ist aber ungerecht, von Menschen Geld einzuziehen, die das Angebot gar nicht nutzen. Strom ist von öffentlichem Interesse. Aber wenn ich gar keinen verbrauche, muss ich dafür auch keinen Cent zahlen.

    • @Grmpf:

      Genau!!! Ich bin auch nicht für die Abschaffung der staatlichen Schulen. Aber ich habe keine Kinder. Also sehe ich nicht ein, die Ausbildung der Blagen fremder Leute, die zu blöd zum Verhüten waren, mit meinen Steuern mitzufinanzieren.

      • @Zwieblinger:

        Schulen sind eine absolute Notwendigkeit für die Öffentlichkeit. Ein Fernseher aber nicht. Einen Fernseher braucht niemand. Fernsehen ist Luxus. Außerdem wird für öffentliche Schulen kein Extrageld neben den Staatseinnahmen erhoben, wie beim Fernsehen, bzw. GEZ.

         

        Es ist nicht richtig, jemanden für etwas zahlen zu lassen, was er nicht nutzt.

         

        So viele Leute wie mich gibt's eh nicht.

        Die absolute Mehrheit hat mindestens eine Glotze zuhause.

         

        Also, es wird doch wohl möglich sein, eine Regelung zu finden, dass Leute wie ich nicht für etwas zahlen, was sie nicht brauchen und nicht nutzen.

         

        Von den 210 Euro im Jahr lassen sich viele Lebensmittel kaufen, ich kann meinem Sohn was schenken, oder ein Hotelwochenende usw.

         

        Wenn sozial schwache Leute ausgenommen sind, was ja richtig ist, dann müssen auch Leute die das Angebot nicht nutzen, ausgenommen werden.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Zwieblinger:

        Oder die Schwimmbäder, Theater und Opernhäuser!

         

        Oder gar die Autobahn! Die brauche ich nicht, muss aber trotzdem für ihren Erhalt zahlen. Alles bodenlose Unverschämtheiten! :D

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Das was Sie aufzählen, wird aber alles davon bezahlt, was der Staat per Steuern einnimmt. Das ist also kein Vergleich. GEZ-Gebühr wird extra erhoben. Also handelt es sich quasi um eine Art Zusatzsteuer. Dann müsste die Politik aber so ehrlich sein, es so zu benennen. Mitunter ist das ja noch gar nicht so lange so, das einfach jeder Haushalt zahlen muss, das wurde erst vor paar Jahren eingeführt. Früher musste nachgewiesen sein, dass ein Fernseher in der Wohnung benutzt wird.

           

          Und ja, es ist eine bodenlose Unverschämtheit und noch dazu eine bodenlose Abzocke.

           

          Und wenn schon, dann soll es vom Staatshaushalt, ohne Steuererhöhung versteht sich, bezahlt werden, wie Ausgaben für Straßen, wenn Sie meinen, ein blöder Fernseher gehöre zum öffentlichen Interesse.

      • @Zwieblinger:

        ...und dafür zahle ich gern jeden Preis, der genannt wird...denn die Schulen sind teurer geworden. Neuerdings hat man dort Unterrichtfächer wie Esoterik/Astrologie, in den Sporthallen hängen Videoleinwände für Sport- public viewing, betrieben nebst Einladung von Fußballlegenden auf Honorarbasis, in der Aula finden während der normalen Unterrichtszeit interessante Podiumsdiskussionen mit wahrlich hochdotierten Experten aus der Filmbranche über Jugendkriminalität statt, Geographie und Biologie werden in den jeweils behandelten Regionen/Habitaten in Feldforschung durchgeführt und l.b.n.l ist der Schulkiosk wegen der Auslagen von Liebes- und Krimi-Romanen, wegen Frühstücksfernsehen und Quizecke etc. um das 8-fache erweitert worden. Stockkonservativen Unterricht soll es aber gelegentlich weiterhin geben.

        • @lions:

          Naja, ich weiß nicht wovon Sie reden. Aber vor ein paar Jahren spendete ich einer Schule 2 alte PCs (so um die 8 Jahre alt)... Und, ob des Schrittes, den die in der Schule rumstehen hatten -20 Jahre alte PCs, war die Schule regelrecht aus dem Häuschen.

           

          Dass es vernünftige Schulen gibt, ist absolut ein öffentliches Interesse. Es ist auch wichtig für Fortschritt in einer Gesellschaft. Beim Fernsehen ist das aber nicht so. Fernsehen ist total überflüssig.

          • @Grmpf:

            War für Zwieblinger gedacht, der die Schulen als Vergleich hernahm. Jo mai, wenn die Schulen nur ähnlich ausgestattet wären wie der ÖRR! Mein Obiges ist eine Fiktion und die Realität ist wohl mehr nach Ihren Schilderungen.

  • Felix Helevtia, du hast es besser, mit deiner direkten Demokratie. Vergleichbares ist bei uns nicht denkbar.

    • @hup:

      Felix Helvetia? Mit einem Blocher in der Rolle eines Hugenberg?

  • Es braucht keine 16 Volksabstimmungen über die Rundfunkgebühr.

    Weigert sich nur ein Bundesland den ausgehandelten Rundfunkbeitragsstaatsvertrag zu übernehmen fällt damit in diesem Bundesland die Grundlage zum Erheben des Beitrags weg.

     

    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland steht übrigen nicht erst seit der Ukraine Krise in der Kritik.

    Schon die reisserische Berichterstattung über sogenannten Killerspiele hat ab 2002 für einiges an unmut bei der Generation ausgelöst die mit Videospielen groß geworden ist.

    Der NDR hat damals z.B. für einen Beitrag das Spiel GTA San Andreas mit der Hot Coffe Mod verändert mit der die in der Verkaufsversion des Spiels gestrichenen Sexszenen zwischen dem Protagonisten und seiner Freundin wieder aktiviert werden.

    Die Videosequenzen wurden dann mit "Rape Me" von Nirvana vertont (ein Lied das im Soundtrack des Spiels nicht vorhanden ist) und behauptet bei diesem Spiel geht es darum möglichst viele Frauen zu vergewaltigten.

    Programmbeschwerden von erbosten Zuschauern wurde vom Intendanten damit abgebügelt das es sich um eine übliche Art der Berichterstattung handelt die nicht den Grundsätzen des NDRs widerspricht...

    • @Alreech:

      Das war wahrlich der Tiefpunkt der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung seit '45! Ich erinnere mich noch gut an die hunderttausende Teilnehmer an den Protestmärschen in Hamburg, Kiel, Hannover und Schwerin.

      Das ist jetzt 16 Jahre her und es wurden immer noch keine Konsequenzen gezogen! Skandal!

      • @Zwieblinger:

        Doch, es wurden Konsequenzen gezogen. Die Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien ist in der Gamerszene so gut wie nicht mehr vorhanden.

         

        Aber hey, was solls,... solange die Beitragszahler brav zahlen kann es ARD & ZDF egal sein ob ihnen jemand glaubt oder nicht.

  • Wenn man sich die Strukturen des ÖRR anschaut, dann ist es nicht von der Hand zu weisen, dass er sich de facto in der Hand der Parteien befindet und Entscheiderposten ausschließlich vergeben werden an besonders willfährige VertreterInnen eines ÖRR Parteienklüngels. Dementsprechend ist auch die Qualität der Nachrichten. Kaum auszuhalten die oft an Propaganda erinnernden Beiträge. Und kaum erträglich, dafür zur Kasse gezwungen zu werden. Hinzu kommt, dass unglaublich viele Schundsendungen über private Produktionsfirmen völlig überteuert eingekauft werden. Das ÖRR ist quasi eine Gelddruckmascheine für all jene, die fest im System verankert sind. Da ist die Korruption nicht weit.

     

    Der ÖRR sollte nicht abgeschafft werden, solange es die Möglichkeit gibt, ihn grundlegend strukturell zu reformieren. Ansonsten muss er weg, weil er für die Normalbevölkerung hinsichtlich der Kosten keinen großen Nutzen bringt.

    • @Rolf B.:

      Ich bin Normalbevölkerung und für mich bringt er einen großen Nutzen. Ohne ÖRR hätte ich den Fernseher schon entsorgt.

      • @rero:

        „Ohne ÖRR hätte ich den Fernseher schon entsorgt.“

         

        Das nicht, aber die Privaten nutze ich nur für Sport (American Football) und Spielfilme/Serien. Gibt es überhaupt eine ernstzunehmende journalistische Sendung bei einem der Privatsender? Wenigstens eine? Mir fällt da nichts ein.

         

        Dass die öffentlich-rechtlichen Sender besser und dabei vielleicht auch billiger werden könnten, bestreite ich aber nicht.

        • @Zwieblinger:

          Ich gönne Ihnen ja ihre Fernsehabende mit Chips und Bier. Und wow, auch noch gebildet, zieht man sich seine Talkshows rein, die im Prinzip längst eine "Wir feiern und gegenseitig"- Veranstaltung sind. Aber Sie können nicht verlangen, dass andere ihren Unsinn mitfinanzieren müssen.

          • @Grmpf:

            „Sie können nicht verlangen, dass andere ihren Unsinn mitfinanzieren müssen.“

             

            Das Programm der frei empfangbaren Privaten zahlen die Kunden der Firmen, die dort Werbung schalten. Ganz freiwillig.

             

            Die gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Grundversorgung halte ich aber prinzipiell für gut, richtig und wichtig. Dass da ein Haufen Schrott gesendet wird, ist unbestritten (von Talkshows jeder Art kommen mir unweigerlich der Château Lafite und die Wachteleier hoch).

             

            => Für eine Debatte darüber, was der ÖR leisten kann, soll und darf, bin ich jederzeit zu haben. Ihn einfach abzuschaffen, bedeutet aber, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Was übrigbleiben würde, wird im Artikel ja benannt: Sport, (Massen-)Unterhaltung und Pornos.

             

            Abschaffen ist natürlich viel einfacher und passt auch besser in unsere Zeit – genauso wie „Grenzen dichtmachen“ und die Abschaffung des Rechtsstaats zugunsten des „gesunden Volksempfindens“.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @rero:

        So geht es mir auch.

  • Die Schweizer haben es gut, denn dort dürfen die Bürgerinnen und Bürger wenigstens darüber entscheiden.

     

    Ich halte auch heute noch eine gewisse öffentlich-rechtliche Grundversorgung für sinnvoll und notwendig.

     

    Aber es ist völlig absurd, dass mit immer mehr privaten Rundfunkangeboten und den vielen frei zugänglichen Informationsquellen im Internet die öffentlich-rechtlichen ihr Angebot weiter ausgebaut haben, statt es zu reduzieren.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @arunto:

      Die heute einfache Verbreitung von Informationen über das WWW ist gerade ein Grund, der für einen starken ÖRR spricht. Oder verfügen Sie allzeit über die Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt des Informationsmegastroms im Internet zu recherchieren und zu überprüfen? Das heisst ja nicht, dass auch ARD und ZDF Falschmeldungen und gezielten Fehlinformationen aufsitzen können, aber die Wahrscheinlichkeit dafür halte ich für am geringsten. Vor allem die gründlich recherchierten Reportagen und Berichte jenseits der 15Minuten Tagesschau erscheinen mir sehr wertvoll. Finden Sie etwas auch nur halbwegs vergleichbares bei den Privaten? Da geht's nur drum, welcher C-Promi wann wo wie mit wem gepimpert hat oder um Pseudoreality TV, wo Laiendarsteller Freakshows in sozialen Randzonen bevölkern. Dass die AfD für die Abschaffung der Öffentlichen ist, wundert da wenig.

  • 9G
    95823 (Profil gelöscht)

    Wenn ich mir ansehe was für ein langweiliger und uninteressanter Mist auf den öffentlich-rechtlichen Sendern läuft, dann wird es allerhöchste Zeit das es so eine Abstimmung auch in Deutschland gibt.

    Leider wird es nie dazu kommen, nicht solange man das Wahlvieh mit dieser Zusatz-Steuer melken kann.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @95823 (Profil gelöscht):

      Wenn ich mir anschaue was für ein Scheiß in den Privaten läuft, frage ich mich, warum man dieses Verdummungsfernsehen nicht verbietet... Aber Staat profitiert halt von einem verblödeten Volk...

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @95823 (Profil gelöscht):

      ARTE und ZDF Dokumentation sind mit Abstand die Besten die es auf dem Fernsehmarkt gibt (auch wenn die Qualität nachgelassen hat) das ist noch Bildungsfernsehen.

    • @95823 (Profil gelöscht):

      Da Sie ja einen Internetzugang haben, würde ich Ihnen empfehlen, sich einmal die Mediatheken der Sender anzuschauen. Dort lassen sich die Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen unabhängig vom Programmplan anschauen/-hören.

       

      Sie werden, so vermute ich, erstaunt sein, dort einige Sachen zu finden, die Sie alles andere als langweilig und uninteressant finden.

       

      Dennoch wird das von den vielen angebotenen Inhalten nur ein kleiner Teil sein, aber fragen Sie sich dann, ob es das nicht vielleicht bereits Wert ist.

       

      Und an dem Punkt bedenken Sie einmal folgendes: Jene Auswahl, die Sie soeben unter den Inhalten getroffen haben, werden andere Leute vermutlich anders treffen. Auch die finden vermutlich nur eine Handvoll, aber eine andere, als Sie.

       

      Dann sollte Ihnen hoffentlich so langsam klar werden, was das ganze soll...

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Existencielle:

        ...da liegen Sie aber komplett falsch. In den Mediatheken wird längst nicht alles angeboten, haben Sie vielleicht auch schon bemerkt.

        Ausserdem, wieso soll ich für etwas bezahlen, dass ich absolut nicht haben möchte?!

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Müssen sie auch ohne ÖRR. Bei den Privaten wird das Geld aber über undurchsichtigere Wege transportiert. Z.B. zahlen Sie es über die Produkte, die Sie kaufen, und die Werbung für diese Produkte.

          • 8G
            81331 (Profil gelöscht)
            @R R:

            ...ich schau' kein Fernsehen und ich höre kein Radio. Habe auch kein sog. FreeTV. Habe keinen Kabelanschluss, keine Sat-Schüssel. Und dennoch soll ich Ihrer Meinung nach für die ÖR zahlen?

        • @81331 (Profil gelöscht):

          1. Die Behauptung, wegen der ich "komplett falsch" liegen soll, habe ich gar nicht gemacht.

           

          2. Mein Aufruf, sich mal die Mediatheken anzuschauen, zielte doch genau darauf ab, die Annahme, dass Sie das "absolut nicht haben möchten", mal zu überprüfen und möglicherweise zu widerlegen.

           

          Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand, der Nachrichten bei der taz verfolgt (und ich hoffe mal stark, nicht ausschließlich bei der taz), und sogar so viel Interesse daran hat, sie nicht nur passiv zu konsumieren sondern hier auch Kommentare zu schreiben, dort wirklich nichts findet.

           

          Erstaunlich finde ich z.B. wie immer häufiger Leute behaupten, die Öffentlich-Rechtlichen würden nie kritisch über X berichten (wobei man über X verschiedenste Begriffe einsetzen kann), es sich dann aber für mich so darstellt, dass sich gerade und fast ausschließlich bei den Öffentlich-Rechtlichen solch kritische Berichterstattung finden lässt.

          • 8G
            81331 (Profil gelöscht)
            @Existencielle:

            ...aber Sie verstehen schon den Unterschied zwischen ÖR und Private, bzw. sog. Bezahlsendern? Bei den beiden Letzteren kann ich, wenn mir das Programm nicht gefällt, einfach kündigen. Bei den ÖR ist dies, zumindest bisher, nicht möglich.

            Angenommen Sie haben ein Zeitschriften-Abo und stellen fest, das Zeugs, das Sie da lesen, interessiert Sie nicht mehr, würden Sie dann auch weiterhin brav für die Zeitschrift bezahlen, obwohl das Ding gleich im Müll landet? Wahrscheinlich nicht.

  • ...und wenn die AfD ab 2021 dann strrrrrrramm am Rrrrrrruder sitzt und Deutschland zu Däutschland oder gleich Doitschland umbaut, wird es natürlich keinen linksgrünversifften Rotfunk mehr geben, sondern nur noch Breitbart TV und Kopp News, dazu einen History-Kanal, auf dem als Endlos-Stream tausendjährige Wochenschauen laufen... und natürlich das deutsche oder besser däutsche Programm von Russia Today! Würg, reiher, kotz!!!

  • Ohne ÖR geht es nicht. Aber müssen diese neben Informationen auch Unterhaltung oder Sport senden?

    • @insLot:

      Warum? Es gibt auch keine ÖR-Tageszeitungen, und da geht die Welt ja auch nicht unter.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @hup:

        Die Tageszeitungen sind doch ein sehr gutes Beispiel, warum es einen ÖR braucht. Die Zeitungsbranche ist seit Jahren in der Krise. Redaktionen werden zusammen gelegt, Rechercheabteilungen geschlossen. Häufig werden Agenturmeldungen gedruckt usw.

  • Warum plädiert in den Medien keiner für ein reines Bezahlfernsehen, bei dem der mündige Zuschauer selbst entscheiden kann was er sehen will. Das scheint mir doch sehr verdächtig. Den Fernsehsendern (vor allem dem Free-TV) würden wohl Milliarden an Werbegeldern entgehen. Oder glaubt einer, dass der Bürger für ein Programm mit Werbeunterbrechung noch bezahlen würde? Ich nicht. Deshalb bringen die Medien auch so oft die AfD mit ins Spiel. Um das berechtigte Interesse des Bürgers auf seine freie Entscheidungsfreiheit zu diskreditieren. Politik, Medien und Wirtschaft in einer unheiligen Allianz. Demokratie ade?

  • Man ist doch nicht automatisch rechtsextrem, wenn man keine Lust hat, für Germany's next Topmodel zu bezahlen. Es gibt ja auch kein staatliches Internetprogramm und keine staatlichen Bestsellerverlage.

     

    Das Staatsfernsehen ist schlichtweg ein Relikt, das im Internetzeitalter wie ein Dinosaurier wirkt. Auch ohne ARD würde es noch seriöse Medien im Land geben.

     

    Und die Gebühr ist mittlerweile wirklich zu hoch, warum stellt man nicht auf Steuerfinanzierung um wenn man das öffentlich-rechtliche Fernsehen wirklich will.

     

    Und Radio? Hört noch irgend jemand unter 80 NDR?

    • @kditd:

      Germany's next Topmodel läuft auf ProSieben - das ist ein Privatsender der nie einen Cent des Rundfunkbeitrags sieht.

      Da liegt schon das erste Problem: viele Leute wissen schon gar nicht, was damit finanziert wird.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Cochino:

        Verstehe, man muss erst kreuz und quer den Sch... im ÖR anschauen und -hören, damit man überhaupt mitreden darf.

         

        Valables Argument

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Nein, aber wenn man etwas zu einer Diskussion beitragen möchte, sollte man sich zumindest grob (gerne mehr als das) mit dem Thema beschäftigt haben...

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @Existencielle:

            Ich war so ab dem Alter von etwa drei Jahren Jahrzehnte lang Fernsehglotzer.

             

            Die Mondlandungen, Ali und Joe, so fing es an.

            Dann Professor Heinz Haber, Flipper und Skippy das Bushkänguru, das Geiseldrama von Gladbeck, die Muppets, die Grünen im BT, ...... usw., usf.

             

            Dem Fernsehen verdanke ich meine Liebe zum Kino, das ist nicht vergessen.

             

            Die Dritten, die haben's damals rausgerissen - großes Kino zu Hause, mit Filmen, die nirgendwo auf einer Leinwand gezeigt wurden, nicht mal im örtlichen Jugendfilmclub.

             

            Und immer wieder mal anspruchsvolle Fernsehspiele als kleine Perlen.

             

            Tja, mit zunehmender geistiger Reife konnte allerdings nicht verborgen bleiben, was das für ungeheure Geldverbrennanstalten, für Arbeitsbeschaffungsmaschinerien, für hohle Neil Postman'sche Parallelwelten sind.

             

            Irgendwann wurde ein Knopp mal nicht mehr nur als hinnehmbares Ärgernis, sondern als Beleidigung des denkenden, um Information bemühten Menschen aufgefasst.

             

            Irgendwann kam auch ans Licht, was eine BBC oder eine France Culture hervorzubringen imstande waren und teilweise noch sind.

             

            Internet dann, die Befreiung von hoffnungslosem Murks und geistiger Selbstbeschränkung!

             

            Wenn ich ganz besonders gut gelaunt bin, mache ich einen kleinen Streifzug durch die Mediatheken.

            Ein Rosinchen hier, ein höchst beachtenswerter Beitrag da.

             

            Aber quantitativ sehr vernachlässigbar gegenüber der Masse an Schund.

             

            Was bleibt ist m.E. ein schweres Problem der Rechtfertigung.

            • @61321 (Profil gelöscht):

              Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Zudem ist es eine Ohrfeige für meinen Geist, wenn der ÖR seine Rechtfertigung darin sucht, mich von der Medienflut des Internet und Presse beschützen zu müssen und dafür alles für mich aufbereiten muss. Ich habe meine eigenen Filter, doch bezahlen muss ich eben für diesen ÖR-Filter, der dazu überwiegend Sportquatsch, Wissensshow, Krimis in Dauerschleife, unterbelichtete Polittalkshows und das tausendste mal Serengeti oder Korallentauchen für einen Berg Geld sendet. Am Ende war nur noch Volker Pispers und als der verschwunden war, habe ich meinen schrottreifen TV nach der Entsorgung nicht mehr ersetzt. Bezahlen tu ich heute noch, und ja, wer sich ereifert: Ich habe einen Internetanschluss und es gibt i-wo wohl auch Mediatheken.

    • @kditd:

      Naja Reality TV gibts außer den Landfrauen jetzt auf der Öffentlich-Rechtlichen nicht so viel.

       

      Unabhängige Medien per Steuer zu finanzieren, ist einfach ein Widerspruch. Mit Medien Politik machen die Förderfonds schon genug.

      • @rgae:

        Ich z.B. hab gar keine Lust mehr, mich privat mit Menschen auseinanderzusetzen oder zu treffen, die ständig über den Quatsch im Fernsehen sprechen. Ob es nun gut ist oder schlecht? Ob Private oder GEZ. Interessiert mich alles nicht. Aber wie hier viele Leute in Stellung gehen, das ist schon lustig. "Aber, aber die Öffentlichen...aber, aber, viel besser..." usw. usf. Ich zumindest will keine Leute mehr kennen, die Fernsehen schauen. Es ist einfach abstoßend.

      • @rgae:

        Der ÖRR ist so unabhängig, wie Behörden dabei helfen, die Gebühr einzutreiben. Es ist wurst, ob steuerfinanziert oder mit diesem Schutzpatron.

        • @lions:

          Das mag Ihnen persönlich Wurst sein. Strukturell ist es ein bedeutender Unterschied.

          • @V. Ohneland:

            Die Struktur wird sich auflösen, wenn der Schutzpatron selbst zu stark an den Pranger käme. Dann versagt er den Schirm.

            Ein Rundfunkrat, wäre er per Gesetz so unabhängig, dürfte es wohl auch unter Steuerfinanzierung sein.

            Es ist nicht mir wurst, dass das so ist, sondern faktisch, ob nun der Zahler oder der Eintreiber scheut.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk abgeschafft wird, schaffe ich auch das RAdio ab, weil dann gibt es nur noch massenverdummendes Mainstream-Musik Schrott...

    • @4845 (Profil gelöscht):

      Kennen Sie das Budget für ÖR- Radio?