Rüstungsexporteur über Drohnen: „Das Wissen bleibt bei uns“
Drohnen helfen, übereilte Militärschläge zu verhindern, sagt Shmuel Falik von Israel Aerospace. Der Markt wächst, weil die Kunden das Produkt besser verstehen.
taz: Herr Falik, Israel ist der weltweit größte Drohnenexporteur. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Shmuel Falik: Grund der steigenden Nachfrage ist, dass das Produkt bekannter wird. Am Anfang war es nicht so leicht. Jeder weiß, warum man ein Gewehr oder einen Panzer braucht, aber die Drohne ist ein modernes Konzept. Doch wenn die Kunden verstehen, welche Möglichkeiten es hier gibt, steigt die Nachfrage.
Was haben Sie denn so im Angebot?
Unser kleinstes unbemanntes Luftfahrzeug wiegt gerade mal 500 Gramm und fliegt knapp 20 Kilometer weit. Dann gibt es taktische Drohnen und schließlich die 5 Tonnen schweren Heron TP, die 24 Stunden in der Luft bleiben können. Sie sind mit Kameras, optischen Sensoren, manche mit Radaren bestückt, die Informationen in Echtzeit liefern; Drohnen gewährleisten ununterbrochene Überwachung.
Wer sind Ihre Kunden?
Wir liefern in 48, demnächst 49 Staaten, in die USA, Belgien, aber auch die Türkei oder Thailand; wenn man alles zusammenrechnet, kommen wir auf über eine Million Flugstunden. Wir sind mit unserem Exportumfang die Größten auf der ganzen Welt.
ist Direktor für Geschäftsentwicklung, Abteilung Drohne beim Rüstungsunternehmen Israel Aerospace Industries Ltd. Die Firma setzt jährlich mehrere hundert Millionen Dollar mit unbemannten Flugzeugen um. Ihre Aufklärungsdrohne Heron TP wird seit Jahren unter anderem von der Bundeswehr in Afghanistan eingesetzt.
Gibt es Drohnen, die mit Raketen bestückt werden könnten?
Das weiß ich nicht.
Nicht alle der 48 Staaten, in die Sie exportieren, sind Israels Freunde. Wer garantiert, dass sich nicht eines Tages eine Ihrer Drohnen auf den Weg in Richtung Tel Aviv macht oder Terroristen in die Hände fällt?
Die Entscheidung, was wohin verkauft wird, trifft eine Regierungskommission. Außerdem verpflichtet sich der Käufer mit dem Handel zu Sicherheitsvorkehrungen und zur Geheimhaltung empfindlicher Informationen. Ein Restrisiko bleibt jedoch immer. Fest steht: Wer im Besitz einer Drohne ist, weiß längst nicht alles.
Wäre es technisch nicht möglich, die Drohne nachzubauen, wenn man sie einmal in den Händen hält?
Nein, denn das Know-how, das Gehirn, bleibt bei uns. Die Drohne selbst ist wie eine Blackbox, aber die Software, die künstliche Intelligenz, die den Piloten ersetzt, die rücken wir nicht raus. Das sind Millionen von Programmierzeilen, die immer komplizierter werden und schon so weit entwickelt sind, dass sie sich selbst verbessern.
Was sagen Sie Kritikern, die behaupten, dass die Drohne die Hemmschwelle der Politiker und Militärs vor völkerrechtswidrigen Einsätzen senkt, etwa bei präventiven Exekutionen von gesuchten Terroristen?
Genau das Gegenteil ist der Fall. Die unmittelbare Entscheidung liegt nämlich nicht mehr in der Hand des Piloten, sondern hier sitzt ein komplettes Team in der Zentrale, inklusive des Kommandanten, der gründlich abwägt, bevor er eine Entscheidung trifft.
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