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Rodungen für Autobahn 49Herrenwald fällt, Danni bleibt

Die Proteste gegen den Bau der A 49 in Hessen gehen weiter. Die Polizei räumt ein Waldstück, am Wochenende gibt es Demos für den Dannenröder Forst.

Ein Umweltschützer im Herrenwald bei Stadtallendorf am Freitag, 2. Oktober Foto: Kai Pfaffenbach/reuters

Berlin taz | Unter Protesten sind am Freitag die Rodungsarbeiten für den umstrittenen Ausbau der Autobahn 49 in Hessen fortgesetzt worden. Der Polizei gelang es dabei, den Herrenwald bei Stadtallendorf, ein sechs Hektar großes Waldgebiet nördlich des Dannenröder Forsts, zu räumen.

Der Herrenwald steht wie der nahegelegene Dannenröder Forst dem Ausbau der A49 zwischen Gießen und Kassel im Weg. Er liegt etwas weiter nördlich und ist ein Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet. Dannenröder Forst und Herrenwald sind zudem Trinkwasserschutzgebiete, die auch die Bevölkerung des Rhein-Main-Gebiets versorgen. Der eigentliche Bau der Autobahn soll im September 2021 beginnen. Als Vorbereitung dazu sollen noch bis Februar kommenden Jahres rund 27 Hektar Wald gerodet werden.

Am Donnerstag hatten mit dem Beginn der Rodungsperiode die Fällungen begonnen. Seit dem 1. Oktober ist die Vegetationsphase vorbei. Kurz nach Sonnenaufgang meldeten die Aktivist*innen auf Twitter die Ankunft erster Polizeifahrzeuge am Waldrand. Einige von ihnen haben sich wie 2018 im Hambacher Forst in rheinischen Braunkohlegebiet in den Baumen eingenistet, um den Wald zu retten.

Am Freitag wurde der letzte von insgesamt 19 AktivistInnen laut der Lokalzeitung Kreisanzeiger und der Hessenschau gegen Mittag vom Baum geholt. Dann setzte eine Baufirma die Fällungen fort. Der Einsatz sei friedlich verlaufen, meldete die Polizei. Es habe nur passiven Widerstand gegeben. Insgesamt seien am Freitag 16 AktivistInnen in Gewahrsam gewesen.

Protestierende versuchen, Polizeikette zu durchbrechen

Die Polizei riegelte den Herrenwald danach großräumig ab, damit nicht erneut AktivistInnen eindringen konnten. Dann versammelten sich rund hundert Protestierende vor dem Gelände. Zeitweise versuchten sie, eine Polizeikette zu durchbrechen.

Am Freitagmorgen hatten AktivistInnen in Berlin mit Transparenten an der Hessischen Landesvertretung gegen die Baumrodungen demonstriert. Die Proteste verliefen friedlich, wie die Polizei mitteilte.

Für diesen Samstag hat eine Gruppe „Verkehrswende-Aktivist*innen“ erneut zu einer Fahrraddemo direkt auf der Autobahn 49 aufgerufen. Auftakt ist um 9 Uhr mit einer Kundgebung am Kasseler Hauptbahnhof. Anschließend fährt der Fahrraddemozug über die Landstraße nach Gudensberg und dort über die Autobahnauffahrt auf die A 49.

Demos am Wochenende

Ziel sei es, gegen den Ausbau der A 49, für einen Rückbau und die Umwidmung des bereits gebauten Abschnitts und den Erhalt des Dannenröder Forstes zu demonstrieren. Auf der insgesamt 89 Kilometer langen Demo-Strecke sind mehrere Kundgebungen geplant. Um 18.30 Uhr beginnt eine Abschlusskundgebung am Dannenröder Forst.

Für den Sonntag haben Fridays for Future zusammen mit dem Aktionsbündnis Keine A49, dem BUND, Campact, den Naturfreunden Deutschland und weiteren Vereinigungen unter dem Motto „Danni bleibt“ zur einer Demonstration aufgerufen

Es würden mehrere tausend Teilnehmer erwartet, teilten die Veranstalter mit. Gemeinsam forderten sie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die hessische Landesregierung auf, den Weiterbau Autobahn zu stoppen und den Dannenröder Wald zu retten. „Wir brauchen eine grundlegende Verkehrswende“, hieß es. Beginn ist um 12 Uhr.

„Kommt mit & vergesst eure Masken nicht“, twitterte Fridays-Aktivistin Luisa Neubauer. Sie könne „nicht glauben, dass wir im Jahr 2020 ernsthaft Ökosysteme gegen Rodungsaufträge einer Schwarz-'Grünen' Regierung verteidigen müssen“.

Angesichts der Proteste sind an diesem Wochenende keine Rodungen geplant.

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22 Kommentare

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  • Wenn man gegen Gesetze und Gerichtsurteile nicht demonstrieren durfte, was wäre das für eine Demokratie. Die Entscheidung für die A49 wie sie jetzt gebaut werden wird, entspricht bei weitem nicht dem was man den Bürgern in Nord- und Mittelhessen versprochen hatte. Die A49 sollte von Gießen über Marburg nach Kassel führen. Nach der aktuellen Planung führt die A49 etwa 20 km an Marburg vorbei und erreicht nichtmal Gießen. Obwohl eine vierspurige Autobahn bis 18 km vor Stadtallendorf und 2 km hinter Marburg endet. Würde man die A49 über Marburg vollenden, müsste weder der Herrenwald noch der Dannrödderwald (Forst) geopfert werden. Auf der Strecke von Stadtallendorf bis Marburg müssten kaum Waldstücke gefällt und nur wenige Brückenbauwerke errichtet werden. Das sind keine 20 km bis zum vorhandenen vierspurigen Ausbau der B2.

    • @Präziosa:

      Autobahnen werden grundsätzlich so geplant, dass an Ende der Autobahn neue Engpässe entstehen, mit denen dann der nächste Autobahnbau begründet werden kann.

  • "Diese Argumentation scheint mir weniger die eines denkenden Bürgers, im Sinne eines Citoyen, als vielmehr die eines Untertanen zu sein."

    Die Position, die Sie da einnehmen is wohl eher kongruent mit der eines Omabescheissers, der sich einen Dreck darum schert, was Bürger, Parlamente und Gerichte beschlossen haben und das noch zu einer edlen Haltung hoch stilisiert.

    • @Rudolf Fissner:

      *was weiße alte Männer beschlossen haben, die sich einen Dreck um die Folgen ihres Lebensstils für alle anderen scheren

      Gern geschehen!

      • @Lurkus:

        Und auf welcher Seite siedeln Sie die so exklusiv an? Und die andere Seite versteckt sich dann wohl mittels Blackfacing.

        • @Rudolf Fissner:

          Auf Ihrer Seite

  • "Wir brauchen eine grundlegende Verkehrswende" & "Sie [Neubauer] könne „nicht glauben, dass wir im Jahr 2020 ernsthaft Ökosysteme gegen Rodungsaufträge einer Schwarz-'Grünen' Regierung verteidigen müssen“.

    Zu was die Energiewende führte kann man ja sehen: zu weiterem Artensterben: "Von den 30 häufigsten Agrarlandschafts-Arten können seit ca. 2007 nur noch vier ihren Bestand halten" taz.de/Rodungen-im...bb_message_4020719 / www.grosstrappe.or...-2012-Desaster.pdf

    Man muss wissen, was diese geforderte Verkehrswende sein soll, wann sie kommt und ob sie kommt, bevor man in eine Richtung rennt.

    Sonst geht das nach hinten los wie bei der Energiewende, wo nur ein gewaltiger Schub beim Artensterben bei raus kam.

    • @Rudolf Fissner:

      "bei der Energiewende, wo nur ein gewaltiger Schub beim Artensterben bei raus kam."

      Bitte unterlassen sie ihre faktenwidrigen, grotesk aufgeblähten Unterstellungen.

      Ich habe bereits andernorts dargelegt, dass Sie erst mal den Unterschied zwischen "Artensterben" und "Populationsrückgängen bei einigen Landwirbeltieren, die mit weniger destruktiver Agrarpolitik mehr als nur wieder wettgemacht werden können" lernen sollten, ehe Sie sich anmaßen sollten, bei wissenschaftlich umfassend erforschten Themen, die weit jenseits ihrer fachlichen Qualifikatiion liegen, mitzureden. Si tacuisses!

      Nehmen wir Wildbienen, denn das ist eine große (hunderte Arten in Deutschland) und umfassend untersuchte (mehrere Jahrzehnte Monitoring nahezu bundesweit) erforschte Gruppe, bei der es tatsächlich zu einem "Artensterben" (2/3 der Arten gefährdet, 1/3 regional oder sogar bundesweit ausgestorben) kommt.

      Die "Energiewende" ist da zu 0% verantwortlich.



      Der Einsatz von Neonicotinoiden vielleicht so zu 85%.



      Der Rest liegt an der Vernichtung von Beständen der Futterpflanzen spezialisierter Arten durch Flurbereinigung.

      Was Sie machen ist Rosinenpickerei, aber das ist ja zur Zeit Trend. Fragen Sie mal Herrn Ballweg, vielleicht ist bei "Querdenken" noch eine Bühne frei! Denn dort gehört so etwas hin.

      • @Ajuga:

        "Bitte unterlassen sie ihre faktenwidrigen, grotesk aufgeblähten Unterstellungen."

        Ganz großes LoL

        Sie wissen also tatsächlich nicht, dass 18% der Agrarflächen seit der Energiewende 2007 mit sogenannten Energiepflanzen bestellt werden. Das das insbesondere Mais ist.



        Sie scheinen nicht einen Fuß in die offene Landschaft zu setzen, haben den Artikel nicht gelesen, nicht gesehen wie der Biogasmais enorm zugenommen hat (mancherorts wächt über 50% Mais), wissen nicht was in dem Zusammenhang Basta ist.

        Und nein, Bienen saugen an der Energiepflanze Mais null Nektar, den der hat keinen. weder mit noch ohne Neocons. Man kann nur den Kopf schütteln darüber, dass jemand denkt Mais sei eine Bienepflanze. Neonicotinoide sind an anderer Stelle eine Ursache für das Insektensterben.

        Und Ja im Mais brüten nahezu null Vögel. Ein Maisfeld ist keine Wiese!

        Was ich machte war ein wissenschaftlichen Artikel zu präsentieren der den Zusammenhang zwischen Der Zunahme von Energiepflanzen und Artenrückgang aufzuzeigen.

        Was Sie machen ist wissenschaftliche Arbeiten stumpf zu ignorieren. Zeigen Sie den wissenschaftlichen auf, der ihre These stützt, dass die Energiewende und der Anbau von Energiepflanzen unschuldig ist am Artensterben.

        Monokulturen sind immer schädlich für die Biodiversität. Auch wenn sie als "Energiewende" gelabelt werden.

  • Es wurden ja auch schon Schneisen für Windräder in Wälder geschlagen.



    Wo ist da der ökologische Mehrwert?

    Ich möchte daher eine neue Kampagne

    "Kein Wald für Windräder!"

    ins Leben rufen, um gegen derartige ökologische Sünden mobil zu machen.

    Wer wäre bereit, da mitzumachen und dies zu unterstützen?

    • @Denkender_Buerger:

      Die AfD. Schicken Sie einfach eine Anfrage an den Kreis- oder Landesverband, Sie werde mit Ressourcen nur so zugeschmissen werden.

      Das ist nämlich nichts Neues; besonders im oberrheinischen Raum spielten solche Gruppen bei der Konsolidierung der AfD zu dem, was sie heute ist, die Schlüsselrolle.

      Ich konnte es gut beobachten, da ein Verwandter aus Hassloch dort involviert war, und den Familienfest-Mailverteiler so penetrant und persistent mit den Newslettern zumüllte. Zum Zeitpunkt seines Ablebens stand er bei fast der gesamten Verwandtschaft im Spamfilter. Nicht bei mir; ich hatte anfangs versucht, mit ihm zu diskutieren, aber sein Weltbild war hermetisch abgeschottet, und so ergötzte ich mich nur an Insiderinformationen über die Wandlung einer "windkraftskeptischen Bürgerbewegung" in eine dem Neofaschismus durchaus wohlgesonnene Kaderpartei. Insbesondere, da dem Ganzen von außen betrachtet nicht viel anzumerken war: Wie sagen die Mormonen? "Milk before meat".

      Auf Familienfeiern wurde der Mann auch recht schnell nicht mehr eingeladen. Machte ihm aber nichts aus, denn er hatte ja jetzt neue "Kameraden".

      • @Ajuga:

        Ich verstehe bloß nicht, was Ihre Familiengeschichten und Ihre politischen Indoktrinationen damit zu tun haben, das es ökologisch völliger Nonsens ist, Wälder für Windräder abzuholzen. Aber Sie dürfen mir das gern erklären.

  • Das die Sache schon mal vom Bundesverwaltungsgericht zugunsten des Autonbahnbaus entschieden wurde, scheint die Demonstranten und Waldbesetzer nicht zu interessieren.

    de.wikipedia.org/w...enr%C3%B6der_Forst

    Da kann man mal sehen, wie es um deren Rechtstreue bestellt ist!



    Frei nach dem Motto:



    "Mein Wille geschehe, egal was Recht, Gesetz und gerichte dazu sagen."

    Das hat nichts mit Umweltschutz und Umweltliebe zu tun, das ist purer Egoismus - und zwar in Reinform!

    Ich hoffe, das ruft sich jeder ins Bewußtsein, der vor hat, an den Demonstrationen teilzunehmen oder die Sache sonst in irgendeiner Form zu unterstützen!

    Eine gütige Fügung des Schicksals möge Deutschland, die Menschheit, die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit davor bewahren, daß diese Leute jemals was zu sagen bekommen !!!

    • @Denkender_Buerger:

      Diese Argumentation scheint mir weniger die eines denkenden Bürgers, im Sinne eines Citoyen, als vielmehr die eines Untertanen zu sein. Selbstverständlich ist es legitim auch gegen geltende Gesetze zu demonstrieren und ggf. auch zivilen Ungehorsam zu üben. Auch das auf Bosonaros Betreiben derzeitige Abbrennen des brasilianischen Regenwaldes oder Trumps Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen sind ja demokratisch und rechtlich einwandfrei zustande gekommen.

    • @Denkender_Buerger:

      du hast ja selber den Wikipedia-artikel gepostet, darin wirst du ja sicher auch gelesen haben, wie schützenswert ein derartiger Laubwaldbestand ist und das der Bau der a49 eher unwirtschaftlich ist und nicht wirklich dem Grundwasserschutz entspricht. Dieser Bau hätte niemals genehmigt werden dürfen, wenn wir etwas auf das Klima, die Nachhaltigkeit und die Zukunft geben.



      die Menschen/Aktivisten kämpfen für die Umwelt und damit auch für unsere Zukunft.



      dein Egotripp-Argument gilt wohl eher für die Leute, die diesen Bau unterstützen und befürworten. denn eine unwirtschaftliche, nicht notwendige und eher schädliche Baumaßnahme durchzusetzen, spricht von egoistischen Beweggründen, da hier sicherlich wieder einige Lobbyisten da einfach wieder Geld für sich machen.

      300 Jahre alten Laubwald roden ist gegen jeglichen Nachhaltigkeitsgedanken und damit gegen unsere menschliche Zukunft. @denkender_buerger: denk als Bürger mal darüber nach, was du der jungen Generation, die (friedlich) aktiv für die Zukunft demonstriert, für eine Welt hinterlassen möchtest. und ob du mit deinen Worten wirklich etwas positives erreichen möchtest.

    • @Denkender_Buerger:

      all zu weit scheinen Sie nicht zu denken ...

    • @Denkender_Buerger:

      Eigentlich hat Greta Thunberg es schon ganz gut in bürgerliche Sprache übersetzt: "it's pure math". Wenn alle Verträge und Gesetze, die aktuell "gelten", so umgesetzt werden, sind wir in der Heißzeit. Die einzige Chance auf eine habitable Erde ist Ungehorsam. Gesetzestreue im großen Maßstab kostet viele, wenn nicht alle Menschenleben, von Gerechtigkeit ganz zu schweigen.

  • Grün wählen ist passé.



    wir brauchen eine wirkliche Öko- und Klimaretterpartei

    • @Zeit und Raum:

      Was wäre für Sie die entscheidende Kennzeichen, die solch eine Partei ausmacht?

      Für mich sind es bspw. Umsetzungen von selbst gestellten Forderungen, wenn man in Regierungsverantwortung ist.



      Und da sieht man doch häufig, dass auch nur mit Wasser gekocht wird.



      Selbst in Regierungsverantwortung (Bremen, Berlin, Thüringen usw.) passiert nichts verfallen RRG-Landes-Regierungen dem Wahlkampf-Schnack obwohl sie seit Jahren zu liefern haben, nicht mehr zu fordern. Bspw. beim ÖPNV in den RRG-Stadt-Bundesländern.

    • @Zeit und Raum:

      Grün wählen ist passé.

      ... das war mir schon seit 1998 klar. Seitdem haben sie von mir keine Stimme mehr bekommen. Aus vielen guten Gründen.

    • @Zeit und Raum:

      Und diese "wirkliche Öko- und Klimaretterpartei" wird auch nur max. 25% der Stimmen erreichen und muss dann Kompromisse eingehen - oder auf ewig in der Opposition sitzen.

    • @Zeit und Raum:

      Auch die müsste sich an demokratische Entscheidungen und an Rechtsprechung halten.