piwik no script img

Risikobericht des WeltwirtschaftsforumsDavos im Zeichen der Pandemie

Das Weltwirtschaftsforum hat seinen Risikobericht vorgelegt. Infektionskrankheiten steigen in der Rangliste, auch die Klimakrise bleibt relevant.

Treffen unter Pandemiebedingungen: die Geschäftsführung des Weltwirtschaftsforums am Montag Foto: Laurent Gillieron/keystone/dpa

Auf der Liste der größten Risiken, die das Weltwirtschaftsforum (WEF) von Davos alljährlich herausgibt, waren Pandemien schon lange verzeichnet – allerdings auf unteren Rängen. Doch im Bericht über die globalen Risiken 2021 sind „Infektionskrankheiten“ nun erstmals an die oberste Stelle vorgerückt. „Wir wissen, wie schwierig es ist, mit solchen langfristigen Risiken umzugehen“, sagte Saadia Zahidi, Direktorin des WEF, am Dienstag, „sie zu ignorieren macht sie aber nicht weniger wahrscheinlich.“

Der Risikobericht des WEF dient jedes Jahr als Stimmungsbarometer der Wirtschafts- und Politikelite. Die Organisation befragt dafür Hunderte Vorstände globaler Unternehmen, die internationale Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Traditionell erscheint der Bericht in der Woche vor der Eröffnung des Kongresses im Schweizer Bergort Davos. Der findet dieses Jahr aber zunächst nur per Internet statt, für Mitte Mai ist als Ersatz ein Präsenzevent in Singapur geplant.

Die für den Bericht Befragten sorgt nicht nur, dass die Coronapandemie „Millionen Leben kostet“, sondern sie verschärfe auch die ökonomischen Ungleichheiten und erschwere die Bekämpfung der globalen Armut. Auf der Liste der Risiken mit den größten Schäden steht Covid-19 deshalb an erster Stelle.

In einer zweiten Bewertung, die sich auf die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens der Risiken im Jahr 2021 konzentriert, rangiert Corona dagegen auf Platz vier. Offenbar meinten die Umfrage-Teilnehmenden mehrheitlich, dass der schlimmste Teil der Pandemie bald überstanden sei und die Welt im Laufe des Jahres mehr und mehr in die normale Spur zurückfinde.

Ähnliche Ergebnisse von der Allianz

Das hohe Risiko von Infektionskrankheiten deckt sich mit einer Einschätzung der Allianz-Versicherung, die ebenfalls am Dienstag veröffentlicht wurde. Im neuen Risikobarometer des Unternehmens sind Pandemien im Vergleich zum Vorjahr vom 17. auf den 2. Platz vorgerückt. Das ermittelte der zur Allianz gehörende Industrieversicherer AGCS in seiner jährlichen Umfrage unter rund 2.800 Ex­per­t:in­nen.

Der Weltrisikobericht des WEF spiegelt einerseits die reale Lage, andererseits die Intensität der öffentlichen Debatten über bestimmte Probleme. 2020 standen erstmals ökologische Themen auf den fünf Spitzenplätzen der wahrscheinlichsten Risiken. Am gefährlichsten stuften die Befragten damals das Risiko „extremer Wetterereignisse“ ein, dann folgte ein mögliches „Scheitern von Klima-Politik“. Das war unter anderem ein Reflex auf die klimapolitischen Debatten und die entsprechende Protestbewegung Fridays for Future.

Dieses Jahr hat das Klima-Thema ebenfalls hohe Priorität. Auf der Liste der größten Schäden 2021 steht das „Versagen von Klimapolitik“ an zweiter Stelle. Unter den wahrscheinlichsten Risiken rangieren Extremwetter, schlechte Klimapolitik und menschengemachte Umweltschäden auf den ersten drei Plätzen – dann folgen Corona und andere Infektionskrankheiten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare