Rinderseuche in Frankreich: Bauern protestieren gegen Schlachtungen von Kühen
Frankreichs Regierung geht radikal gegen eine Rinderkrankheit vor. Landwirte reagieren mit Blockaden gegen Notschlachtungen und Impfungen der Tiere.
Seit Montag blockieren Rinderzüchter im französischen Südwesten (Occitanie) mehrere Autobahnen. Sie protestieren damit gegen das von der Regierung in Paris beschlossene Vorgehen im Kampf gegen eine Rinderseuche, der Knötchenkrankheit, auch unter dem Namen Lumpy-Skin bekannt.
Seit dem Sommer dieses Jahres wurden in mehreren Landwirtschaftsbetrieben Erkrankungen von Kühen diagnostiziert. Zuerst in Savoyen an der italienischen und schweizerischen Grenze und danach in der an Spanien angrenzenden Region entlang der Pyrenäen. Auslöser ist ein Erreger aus der Familie der Pockenviren. Die für Menschen nicht übertragbare und auch beim Milch- und Fleischkonsum nicht gefährliche Rinderseuche ist in Afrika weit verbreitet und hat sich in den letzten 10 Jahren auch in Südeuropa ausgebreitet.
Das Vorgehen der französischen Behörden ist radikal: Um eine weitere Ausbreitung möglichst zu verhindern, wird auch bei einem einzigen Fall der gesamte Viehbestand des betroffenen Betriebs notgeschlachtet.
Und dies ist der Grund, weshalb nun die im Verband Coordination rurale organisierten Rinderzüchter mit Traktoren vor den Präfekturen demonstrieren und Barrikaden auf den Autobahnen im südwestlichen Frankreich errichten. Sie betrachten diese von den Veterinärexperten empfohlene Prozedur als übertrieben und zu brutal.
Impfungen und Exportverbote
Ergänzend zu den umstrittenen Notschlachtungen ordnen die Behörden jeweils auch ein Verbot der Viehtransporte in den von der Seuche betroffenen Regionen an. Zudem beginnt ein umfassendes Programm zur Impfung eines Teils des gesamten Viehbestands. 800.000 bis eine Million Rinder sollen in den kommenden Wochen geimpft werden.
Das hat ökonomische Folgen, weil die geimpften Kühe, Kälber und Rinder aufgrund der geltenden Regeln nicht exportiert werden dürfen. Auch dagegen protestieren die an ihren gelben Mützen erkennbaren Landwirte der politisch der extremen Rechten nahestehenden Coordination rurale.
Bei ihren Aktionen und bei namentlich auch von der linken Confédération paysanne organisierten Kundgebungen in anderen Landesteilen wird auch gefordert, dass Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron die Unterzeichnung der letzten Version des Freihandelsabkommens Mercosur trotz der letzten Zugeständnisse der EU ablehnt, wie er dies den Landwirten versprochen hatte.
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