Richtfest für den Amazon-Tower: Von oben sieht man ihn nicht
Berlins höchstes Hochhaus ist im Rohbau fertig. Ende nächsten Jahres sollen bis zu 4.000 Amazon-Mitarbeiter einziehen.
Wobei, eines muss man dem Gebäude, dessen Richtfest am Mittwoch gefeiert wurde, lassen: Es ist imposant. Die Architekten der Bjake Ingels Group haben ein Haus entworfen, dessen Fassade nicht eintönig ist, mit treppenförmigen Außenterrassen ab der 12. Etage und mit unverstelltem, balkenlosem Platz im Inneren. Die bis zu 4.000 Amazon-Mitarbeiter:innen, die hier nach der Fertigstellung Ende 2023 arbeiten sollen, werden es bestimmt genießen. Für alle anderen bleiben eine öffentlich zugängliche Lobby und die Dachterasse.
Einziehen werden jene gutbezahlten Mitarbeiter:innen, die in den Bereichen Entwicklung und Forschung tätig sind, zuständig für Logistik, die Website und Services wie Alexa – also nicht jene geschundenen Arbeiter:innen in den Warenlagern, die derzeit an mehreren Standorten den Arbeitskampf wagen. 3.600 Menschen beschäftigt der Konzern in Berlin, verteilt auf 13 Standorte. Sie alle wolle man nun in ein Haus holen, sagt Amazon-Standortleiter Jonathan Weiss auf dem Richtfest.
Empfohlener externer Inhalt
Auf einer Journalistenführung zuvor durch das 280 Millionen Euro teure Gebäude war den Vertretern des Architekturbüros und des Projektentwicklers der Stolz anzumerken. In 20 Monaten Bauzeit wurde der Rohbau fertiggestellt; eine logistische Herausforderung angesichts des nicht vorhandenen Platzes ringsherum und einer Just-in-time-Lieferung aller Bauteile. 4.700 Fassadenelemente sollen bis 2023 angebracht, das Haus mit modernster Heiz- und Kühltechnik ausgestattet sein. Herausnehmbare Teile in den Decken ermöglichen auch noch später Etagendurchbrüche.
Beim Festakt – auf dem Parkhausdach von dem angrenzenden Einkaufszentrum – sind auch viele Bauarbeiter dabei, die sich zumindest über ihre Arbeitsbedingungen nicht beschwerten. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) freute sich über die „ganz besondere Landmarke für Berlin“. Es entspreche seinem Credo, „höher und dichter“ zu bauen. Geisel will nun gegen den Willen der Koalitionspartner dem Karstadt-Konzern Signa den Bau zweier 120-Meter-Türme am Ku’damm ermöglichen. Vom Amazon-Tower wird man sehen können, ob die Bauten tatsächlich kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance