Revolutionsfeier in Frankreich: Gelbwesten, Pfiffe und Tränengas
Bei der Feier zum Sturm auf die Bastille in Frankreich demonstrierten einige Dutzend Gelbwesten. Ein paar wurden willkürlich festgenommen.
Nach dem Ende der Feierlichkeiten, die an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 erinnern, setzte die Polizei Tränengas ein. Demonstranten mit und ohne gelbe Westen versuchten Barrikaden zu errichten. Insgesamt 175 Personen wurden festgenommen.
Bereits lange vor diesen Zwischenfällen, welche den offiziellen Anlass nur am Rande zu stören vermochten, hatten die Ordnungskräfte mehrere der bekanntesten Figuren der Protestbewegung festgenommen und zum Teil bis zum Tagesende in Polizeigewahrsam genommen, um sie so an einer Teilnahme oder gar der Organisation von Aktionen zu hindern.
Eric Drouet wurde auf den Champs-Elysées aus der Mitte der wartenden Zuschauer und Touristen geholt. Gegen diese präventive Festnahme protestierend schwenkte er ein Trikolore-Fähnchen. Das ist auf einem Video des Online-Magazins HuffingtonPost zu sehen. Er soll angeblich, wie schon bei früheren Gelegenheiten, wegen „Widerstands gegen die Staatsgewalt“ zur Verantwortung gezogen werden.
Ein Feuerwerk zum Abschluss
Jérôme Rodrigues, ein anderer Exponent der Gelbwesten, wurde ebenfalls am Vormittag wegen „Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration“ vorübergehend inhaftiert und mit einer Geldstrafe von 135 Euro belegt. Er spazierte angeblich allein auf der Straße im Moment seiner Festnahme, die sein Anwalt, Arié Alimi, als illegal verurteilt: „Es handelt sich da offensichtlich um Festnahmen von politischen Oppositionellen wegen ihrer politischen Opposition.“
Innenminister Christophe Castaner meinte zu den Zwischenfällen am Rande der Treppenparade des Nationalfeiertags: „Die Leute, die das Defilee stören wollten, sollten sich schämen! An diesem Tag der Feier muss die Nation respektiert werden.“ Wie es mit dem Respekt der aus der Zeit von 1789 datierenden Devise dieser Republik „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ im heutigen Frankreich steht, scheint ihn weniger zu sorgen. Die Tradition bleibt gewahrt: Zum Abschluss des Abends wurde beim Eiffelturm wie jedes Jahr ein prächtiges Feuerwerk gezündet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin