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Registrierungspflicht im BundestagStartschuss für das Lobbyregister

Seit Januar müssen sich Lobbyisten im Bundestag zu erkennen geben. Ihr Einfluss auf Gesetze soll so transparenter werden.

Wer profitiert von welchem Gesetz? Einige Lobbygruppen haben enormen Einfluss Foto: Spicker/AdoraPress

Berlin taz | Am Montagvormittag fand sich noch kein Eintrag im neuen Lobbyregister des Deutschen Bundestags. Seit diesem Jahr sollen sich in der öffentlich einsehbaren Liste all jene Interessenvertreter eintragen, die sich in die Gesetzgebung einmischen. Für die Registrierung wird eine Frist von zwei Monaten bis Anfang März eingeräumt. Damit wird erstmals öffentlich, wer Regierungsbeamte oder Parlamentarier in seinem Sinne beeinflussen will.

Für die Organisation Lobbycontrol ist das Gesetz ein großer Fortschritt. Damit werde es deutlich mehr Transparenz über den Einfluss auf den Gesetzgeber geben. Trotzdem stehen die ersten Nachbesserungen schon auf dem Arbeitsplan der Ampelkoalition. Sie will die Regeln noch einmal verschärfen.

Wie viele Lobbyisten sich in Berlin tummeln, ist bisher nicht bekannt. Rund um das Reichstagsgebäude finden sich viele Büros von Anwaltskanzleien, Verbänden, Vereinen oder Fachgemeinschaften. Hier residieren die Leute, die sich um Kontakte zu Bundestag und Bundesregierung bemühen.

Große Unternehmen haben in der Regel eigene Verbindungsbüros, für die Branchen sind Verbände aktiv. Aber zur Lobbywelt gehören auch Umweltschutzorganisationen, Sozialverbände und Gewerkschaften. Derzeit sind über 2.200 Personen oder Organisationen beim Bundestag akkreditiert. Experten rechnen mit weitaus mehr Pflichteinträgen in das neue Register. Was bisher im Verborgenen blieb, soll nun für alle sichtbar werden.

Die Lobbyisten müssen sich mit einer Reihe von Informationen beim Bundestag registrieren. Sie müssen Auskunft zu ihrer Person geben, ihre Tätigkeiten und Interessengebiete offenlegen, Auftraggeber und finanzielle wie personelle Ausstattung nennen. So lässt sich zumindest erkennen, wer mit welchem Aufwand Einfluss geltend machen will. Verstöße gegen die Registrierungspflicht sollen mit bis zu 50.000 Euro Bußgeld bestraft werden. Es gibt aber auch Ausnahmen für Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Kirchen oder Kommunalverbände.

Kontake müssen offengelegt werden

Zudem müssen sich die Lobbyisten an einen Kodex halten. Dieser beinhaltet zum Beispiel Regeln für die Kontaktaufnahme mit Politikern. Sie müssen sich zudem zu Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit verpflichten. Verboten sind Vergütungen der Lobbyisten, die an den Erfolg ihrer Einflussnahme gebunden sind. Verstöße gegen den Kodex werden öffentlich im Register genannt.

Die Lobbyisten sind nicht nur im Parlament aktiv. Da die meisten Gesetzentwürfe in den Ministerien verfasst werden, sind deren Beamte eine wichtige Zielgruppe für sie. Auch hier wird es transparenter zugehen. Denn Kontakte zu Beschäftigten in den einzelnen Regierungsressorts müssen ab der Ebene der Unterabteilungsleiter offengelegt werden.

Organisationen wie Lobbycontrol oder Transparency International geht das Register trotz aller Fortschritte noch nicht weit genug. Die Koalition hat auch schon weitere Verschärfungen angekündigt. Ihr Vertrag sieht die Einführung eines „legislativen Fußabdrucks“ vor. Im Beiwerk zu neuen Gesetzen muss dann angegeben werden, wer darauf Einfluss genommen hat. Auch will die Ampel die Meldepflicht für Kontakte in die Ministerien ausweiten und schon ab der Ebene von Fachreferenten Meldungen vor­schreiben.

Lange Zeit hat sich der Bundestag mit mehr Transparenz schwer getan. Dabei gab es immer wieder Vorwürfe, dass einzelne Lobbygruppen enormen Einfluss ausüben, etwa die Autoindustrie, die zu Treffen ins Kanzleramt geladen wurde, oder der Nahrungsmittelkonzern Nestlé bei einem Treffen mit der früheren Landwirtschaftsministerin Julia ­Klöckner.

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14 Kommentare

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  • Sehr gut!

    Dann kann man endlich erkennen wer sich nicht um seine oder die Interessen seiner Mitmenschen kümmert!

  • "Es gibt aber auch Ausnahmen für Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Kirchen oder Kommunalverbände."

    Warum? Gerade die Kirchen haben einen sehr unschönen Einfluß auf die Politik, z.B. in Bezug auf Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe uvam. Das sollte doch bitte auch transparent gemacht werden!

    • @Io Jap:

      Ich denke auch, dass der Versuch der Einflussnahme von Bürgern auf die Politik jenseits der vierjährigen Wahlen nur noch der Außerparlamentarischen Opposition vorbehalten sein sollte.



      Auf keinen Fall sollten große gesellschaftliche Gruppen dies dürfen.

      RoFl

      • @Rudolf Fissner:

        Haben Sie den Artikel nicht gelesen? Es geht nicht darum, daß Einflußnahem verboten werden soll, sondern sie soll transparent erfolgen. Ist das so schwer zu verstehen? Und warum soll es davon für Kirchen — ausgerechnet! — eine Ausnahme geben?

    • RS
      Ria Sauter
      @Io Jap:

      Ja, Gott wird immer einbezogen, auch beim schwören " zum Wohle des Volkes".



      Ist sehr praktisch. Der himmlische Geist mischt sich gar nicht ein. Haben die Schwörer/innen etwas nicht göttliches getan, hilft der Pope mit Beichte und Vergebung.



      Das zeigt uns:



      Wir leben immer noch im Mittelalter!



      Ein Spruch, der heutigen Zeit angepasst, für die unteren Schäfchen:



      Sagt die Politik zur Kirche:



      " Halt du sie dumm. Ich halt sie arm!"

      • @Ria Sauter:

        Haben Sie den gar nichts auf dass Sie schwören können? Etwas, das ihnen sehr wichtig ist? Und warum müssen Sie andere Menschen deswegen veräppeln?

        • @Rudolf Fissner:

          Und wenn's ein imaginärer, schlechtgelaunter Übermensch ist...

          Es ist eben sehr unfair, daß man zwar auf "Gott" schwören darf, nicht aber auf Satan, Supermann oder den großen Kürbis.

  • Ich finde, dass Ministerien personell mit guten, unabhängigen Fachkräften ausgestattet werden müssten (was ja häufig der Fall ist), so dass eine Einflussnahme unter dem Gesichtspunkt partieller Interessen ausgeschlossen ist.



    Doch ich befürchte, dass dies genau nicht erwünscht ist und die Gesetzgebung einschließlich Verordnungen etc. oft im Interesse derjenigen erfolgt, die kein Interesse an demokratische Entscheidungen haben. So etwas nennt man Korruption. Ich erinnere an das Landwirtschaftsministerium oder an das Verkehrsministerium. Und auch das Gesundheitsministerium hat mit der Privatisierung der Krankenhäuser einiges dazu beigetragen, die Interessen der Bevölkerung zu vernachlässigen.

    Das geplante Lobbyregister wird dem Normalfall Korruption nun ein Register an die Seite stellen, das zum Ausdruck bringt, was schon lange bekannt ist.



    Entdemokratisierung kann nicht dadurch beseitigt werden, indem darüber Buch geführt wird.

  • Kein Wunder dass das Jahrzehnte gebraucht hat ...



    Ich denke da nur an Kohls Ehrenwort, Schäubles Erinnerungslücken und topaktuell Scholz' CumEx-Verstrickungen.

    Aber ich bin sicher, dass man auch trotz der Transparenzpflicht "kreative Lösungen" finden wird ....

  • RS
    Ria Sauter

    Dieser Satz:



    "Ihr Einfluss auf die Gesetzgebung soll transparenter werden"



    zeigt den Zustand der Demokratie in D an.



    Es stinkt gewaltig in diesem Staat!



    Wenn es jetzt ein Lobbyregister gibt ist das nur etwas demokratischer, wenn sich an der Einflussnahme nichts ändert.



    Man kann dann lesen, wer dies tut und dann?

  • Das ist sehr zu begrüßen! Hoffentlicht werden wir auch zu Nebeneinkünften zukünftig mehr Transparenz erreichen. Angesichts der aktuellen Situation ist ein öffentlich Interesse gegeben ob Abgeordnete Wertpapiere gewisser Pharmaunternehmen im Depot haben.

  • "Lange Zeit hat sich der Bundestag mit mehr Transparenz schwer getan. "

    Das ist... zurückhaltend ausgedrückt. Nach Klöpsen wie Nüßlein, Sauter, Löbel, Pfeiffer & Co. hätte ich weitaus gehässigere Ausdrücke dafür.

  • Die Offenlegung von Lobbyarbeit finde ich richtig gut, ganz im Sinne von Transparency International, da hat Deutschland auch noch einiges vor sich.

    Der Einbezug von Betroffenen und Experten ist im demokratischen Prozess richtigerweise auch vorgesehen, "Lobby" ist ungleich "unrechtmäßiger Einfluss". Eine schöne Grafik zum Prozess findet sich hier: www.bmi.bund.de/DE...erfahren-node.html (Unter Download "Weg der Gesetzgebung).