Regisseurin über Dokumentarfilme: „Mein Thema sind Tabus“
Eine Doku über trans Frauen aus Lateinamerika in Hamburg: Filmemacherin Toti Baches über zehn Jahre „Schmuck der Straße“.
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taz: Frau Baches, Sie kamen vor rund zehn Jahren auf das Thema von „Schmuck der Straße“, weil Ihre Protagonist*innen Ihre Nachbar*innen waren. Leben sie immer noch da in der Schmuckstraße auf St. Pauli?
Toti Baches: Ja, zum Teil. Das Haus ist noch da, eine von ihnen hat inzwischen die Bar übernommen.
Als Transsexuelle und Sexworker*innen waren sie damals absolute Außenseiter*innen. Ist das jetzt anderes?
Ja, das hat sich total verändert. Jetzt spielen sie eine ganz andere Rolle in der Gesellschaft. In der Wahrnehmung der anderen gibt es nun zum Glück viel mehr Toleranz und Akzeptanz.
Wie erging es Ihnen, nachdem der Film in die Kinos kam?
Er war ein Erfolg. Er lief international auf vielen Festivals. Sechs Monate lang war er im Programm des Hamburger Abaton-Kinos und er wird immer mal wieder irgendwo gezeigt.
Denken Sie, er ist gut gealtert?
Ja, weil wir damals den Blick auf das gelegt haben, was den Protagonistinnen selbst wichtig war. Zum Beispiel ihr Konzept von Schönheit. Zu zwei von ihnen habe ich immer noch Kontakt und sie denken auch heute noch so darüber.
Hat der Film auch Ihrer eigenen Karriere einen Schub gegeben?
Natürlich. Bei der Filmförderung wussten sie danach, wer ich bin und was ich gemacht habe. So haben wir auch andere Filme gefördert bekommen.
Und wie war es für Ihre persönliche Entwicklung als Filmemacherin?
Das war ja mein erster Film, und am Anfang wusste ich gar nicht, wie so was geht. Danach war ich ein bisschen schlauer und der Erfolg hat mir viel Energie dafür gegeben weiterzumachen.
„Schmuck der Straße“ läuft am 28.1. um 19 Uhr, im Rahmen der Ausstellung „St. Pauli Museum zu Gast“ im Museum Schwedenspeicher in Stade. Wie „Red Cunt“ ist er zudem auf der Onlineplattform Vimeo erhältlich
Woran arbeiten Sie gerade?
Ich habe gerade den ersten Film meiner Trilogie über Tabus fertiggestellt. Er heißt „Red Cunt“ und es geht darin um Menstruation. Die Premiere war im November. Jetzt arbeite ich gerade an „Hot Cunt“ über Masturbation, und in „Silver Cunt“ wird es dann um die Menopause gehen.
Inhaltlich, aber auch stilistisch erinnert das an „Schmuck der Straße“: Die Filme sind dokumentarisch, Sie porträtieren eine Handvoll von Protagonist*innen. Hatten Sie mit Ihrem ersten Film also schon Ihren eigenen Stil gefunden?
Ja absolut. Das ist eine Ausdrucksform, die gut zu mir passt: Die Menschen in ihrem alltäglichen Tun zu beobachten und das dann der Welt zu zeigen. Das sind ja Menschen, die in ihrer Bubble sehr isoliert sind. Zum Thema Menstruation und Masturbation sind das Frauen, die sich beruflich mit dem Thema auseinandersetzten und dabei extrem erfolgreich sind. Aber keiner kennt sie. Das sind sehr spannende Leute.
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