Regionalflughäfen in der Krise: Umstrittene Flughilfe
Alle Regionalflughäfen zu stützen, ist nicht nur ökologisch wenig sinnvoll, sondern auch ökonomisch. Viele waren auch vor Corona schon unrentabel.
E s ist für den Staat zuweilen nötig, da einzugreifen, wo der Markt keine guten Ergebnisse für die Allgemeinheit liefert. Doch hohe Subventionen für Regionalflughäfen gehören heute nicht mehr in diesen Bereich. Denn der Aspekt der Klimaschädigung durch den Flugverkehr ist in der Waagschale der Argumente gegen die öffentliche Hilfe hinzugekommen.
Doch auch ohne den Klima-Aspekt wirkten viele dieser Flughafenprojekte schon längst absurd. Laut einer neuen Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) sind die 14 Regionalflughäfen in Deutschland unrentabel. Meist sind es ehemalige Militärbasen, denen mit viel Steuergeld ein zweites Leben eingehaucht wurde.
Jahrzehntelang haben sie keinen Gewinn gemacht. Versuche der Privatisierung und die Suche nach Investoren wurden zur Farce. Sie haben zugleich nur die Billigwirtschaft gestützt, indem sie Dumping-Fliegern wie Ryanair eine Plattform gegeben haben. Vollends skurril wird es, wenn die Regionalflughäfen mitten in der Pampa liegen. Statt eines stressfreien Abflugs in Heimatnähe erleben die Kunden eine mühsame Anreise.
Urlauber wollen vor allem günstig in die Zielländer kommen; von welchem Airport ihr Flieger letztlich abhebt, dürfte dafür gleichgültig sein. Der Staat sollte die kostbaren Gaben der Steuerzahler eher in vernünftige Bahnanschlüsse für alle Regionen Deutschlands investieren. Davon haben alle etwas – und nicht nur zur Ferienzeit.
Die kleinen Flughäfen in Wirtschaftszentren mit relativ viel Betrieb sind dabei differenziert zu betrachten. Dresden, Bremen, Friedrichshafen oder Memmingen funktionieren eigentlich recht gut und werden dankbar angenommen. In der Zeit des Fluggästemangels wegen Pandemie ist öffentliche Hilfe hier sinnvoll. Doch auch sie sollten nach der Krise beweisen, dass sie sich mit neuen Konzepten auch ohne Stütze am Markt behaupten können.
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