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Regionalflughäfen in der KriseUmstrittene Flughilfe

Kommentar von Finn Mayer-Kuckuk

Alle Regionalflughäfen zu stützen, ist nicht nur ökologisch wenig sinnvoll, sondern auch ökonomisch. Viele waren auch vor Corona schon unrentabel.

Kommt da noch wer? Eine Fahrgasttreppe in Frankfurt/Hahn wartet auf Fluggäste Foto: Thomas Frey/dpa

E s ist für den Staat zuweilen nötig, da einzugreifen, wo der Markt keine guten Ergebnisse für die Allgemeinheit liefert. Doch hohe Subventionen für Regionalflughäfen gehören heute nicht mehr in diesen Bereich. Denn der Aspekt der Klimaschädigung durch den Flugverkehr ist in der Waagschale der Argumente gegen die öffentliche Hilfe hinzugekommen.

Doch auch ohne den Klima-Aspekt wirkten viele dieser Flughafenprojekte schon längst absurd. Laut einer neuen Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) sind die 14 Regionalflughäfen in Deutschland unrentabel. Meist sind es ehemalige Militärbasen, denen mit viel Steuergeld ein zweites Leben eingehaucht wurde.

Jahrzehntelang haben sie keinen Gewinn gemacht. Versuche der Privatisierung und die Suche nach Investoren wurden zur Farce. Sie haben zugleich nur die Billigwirtschaft gestützt, indem sie Dumping-Fliegern wie Ryanair eine Plattform gegeben haben. Vollends skurril wird es, wenn die Regionalflughäfen mitten in der Pampa liegen. Statt eines stressfreien Abflugs in Heimatnähe erleben die Kunden eine mühsame Anreise.

Urlauber wollen vor allem günstig in die Zielländer kommen; von welchem Airport ihr Flieger letztlich abhebt, dürfte dafür gleichgültig sein. Der Staat sollte die kostbaren Gaben der Steuerzahler eher in vernünftige Bahnanschlüsse für alle Regionen Deutschlands investieren. Davon haben alle etwas – und nicht nur zur Ferienzeit.

Die kleinen Flughäfen in Wirtschaftszentren mit relativ viel Betrieb sind dabei differenziert zu betrachten. Dresden, Bremen, Friedrichshafen oder Memmingen funktionieren eigentlich recht gut und werden dankbar angenommen. In der Zeit des Fluggästemangels wegen Pandemie ist öffentliche Hilfe hier sinnvoll. Doch auch sie sollten nach der Krise beweisen, dass sie sich mit neuen Konzepten auch ohne Stütze am Markt behaupten können.

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8 Kommentare

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  • Ich bin gespannt: werden die in Rheinland-Pfalz mitregierenden Grünen die Konsequenzen ziehen und sich bemühen, zum öffentliches Geld Verschlingen in chronisch pleite-Hahn-Flughafen ein Ende zu setzen ?



    Weitere Vorteile dieser Flughäfen : herum liegende eingeborene Eifeler und Hunsrücker kann man bequemer undals die Frankfurter Fluglärm aussetzen und mit Kerozin duschen, wenn bei ungeplanter Landung Flugzeuge die Kraftstofftanken entleeren. Was meistens ungemeldet bleibt.

    • @Eulenspiegel:

      "mit Kerozin duschen, wenn bei ungeplanter Landung Flugzeuge die Kraftstofftanken entleeren"



      Naja. Über Treibstoffablasssysteme verfügen nur die großen Langstreckenflieger, und selbst bei denen ist das auch nur eine Zusatzausstattung, die bei weitem nicht alle besitzen. Der Grund für das System ist, dass das max. zul. Startgewicht von Langstreckenflugzeugen deutlich über dem max. zul. Landegewicht liegt. Bei Notfällen kurz nach dem Start, die eine sofortige Landung erfordern, kann dann durch Spritablassen das Gewicht auf die max. zul. Landemasse gedrückt werden. Geht das nicht, muss man entweder so lange in der Luft bleiben, bis das überschüssige Jet A-1 verbrannt ist oder man legt eine Übergewichtslandung hin, was vor dem nächsten Flug eine gründliche Strukturinspektion inklusive dem Tausch vieler tragenden Strukturen (z.B. Fahrwerk) erforderlich macht, ggf. kann man danach den Flieger direkt wegwerfen, weil die Festigkeit gegen ultimate load nicht mehr gewährleistet werden kann.



      Was bei der Landung bei feuchter Luft manchmal als vom Flügel abgehender Streifen zu sehen ist, ist die Kondensation des Wassers durch Unterdruck im Wirbel, der durch die Unstetigkeit der Auftriebsverteilung zwischen Tragfläche mit (Querruder) und ohne Auftriebshilfe ("Landeklappe") erzeugt wird. So eine Art Mini-Wirbelschleppe.

  • Viele Provinzfürsten fürchten sich nun mal, dass ihr Provinzflughafen zum Verkehrslandeplatz herabgestuft würde, wenn nicht einmal am Tag ein Mittelstreckenflieger vorbeikommt. Zurecht. Diese Verkehrsmenge rechtfertigt nicht den notwendigen Aufwand (Sicherheitsvorschriften etc.), der betrieben werden muss, damit das Flughäflein Flughafen sein darf. Zumal die Großflughäfen bequem per Fernbahn erreichbar sind. Auch als Luftfahrer bin ich der Ansicht, dass wegen einem Flieger am Tag nicht die komplette Bodeninfrastruktur (2-3km Piste mit dazugehörigen Rollwegen, Parkplätzen und was als Rattenschwanz daran hängt) erhalten werden muss, das frisst einen Haufen Platz. Den Flieger kriegt man auch anderswo unter. Ein Verkehrslandeplatz kann von der General Aviation bei deutlich geringerem Aufwand und Flächenbedarf genauso genutzt werden. Es fehlt nur die symbolische internationale Verbindung.

    • @Luftfahrer:

      "Viele Provinzfürsten fürchten sich nun mal, dass ihr Provinzflughafen zum Verkehrslandeplatz herabgestuft würde, ..."



      Ja, da hat man das alte Segelfluggelände, dann die Sportflugwiese, mühsam über Verkehrslandplatz zum Flughafen hochgemotzt & dann so was.



      Das wäre ja so als wenn man den DOM, das Münster wieder Kirche, den Oberbürgermeister wieder Bürgermeister, nennen würde.:-)



      Das geht gar nicht.



      Wenn wir nicht im Flugplan (wenn auch nur 2-3 mal am Tag) auftauchen gibt es uns nicht mehr.



      .



      UND, dann müsste man/Frau sich ja für das "rausgeworfene Geld" verantworten, zugeben das man/Frau auch Fehler macht.



      .



      Absolutes NO-GO! Dagegen kämpfen DIE so lange, bis eine "Notlandung mit Crash" nötig ist!



      Gr Sikasuu