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Regierungskrise in BrasilienStopp? Abgelehnt

Es wird eng für Präsidentin Dilma Rousseff. Das Oberste Gericht in Brasilien lässt ein Amtsenthebungsverfahren gegen sie zu.

Bundesstaatsanwalt José Eduardo Cardozo überlegte nur kurz. Dann rief er beim Gericht an Foto: ap

Rio de Janeiro epd | Kurz vor der entscheidenden Parlamentssitzung lehnte der Gerichtshof in der Nacht zum Freitag mehrere Anträge auf einen Stopp des Verfahrens ab. Die Entscheidung fiel mit acht zu zwei Richterstimmen. Rousseff steht wegen Korruptionsvorwürfen und der Wirtschaftskrise unter Druck. Sie selbst spricht von einem Putschversuch der Opposition.

Bundesstaatsanwalt José Eduardo Cardozo hatte das Oberste Gericht angerufen, um das Verfahren gegen Rousseff wegen Formfehlern zu stoppen. Die Richter wiesen auch vier ähnliche weitere Anträge zurück. Im Lauf des Freitags sollte die Debatte über eine Amtsenthebung im Abgeordnetenhaus beginnen.

Für Sonntag ist die Abstimmung geplant. Medienberichten zufolge kann die Opposition damit rechnen, die notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Einleitung des Verfahrens zu erreichen. Das letzte Wort hat der Senat. Dort reicht eine einfache Mehrheit.

Rousseff, die seit 2011 eine Mitte-Links-Regierung führt, verlor zuletzt immer mehr Rückhalt. Mehrere Koalitionsparteien wandten sich in den vergangenen Tagen von der Staats- und Regierungschefin und ihrer Arbeiterpartei PT ab. Darunter ist die PMDB, die die größte Fraktion im Parlament und den Vizepräsidenten Michel Temer stellt. Rousseff werden Regelverletzungen beim Umgang mit Staatsgeldern und illegale Wahlkampffinanzierungen bei ihrer Wiederwahl im Oktober 2014 vorgeworfen.

Für eine Verwicklung der Präsidentin in den riesigen Korruptionsskandal um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras gibt es außer einer umstrittenen Kronzeugenaussage bisher keine Anhaltspunkte. Rousseff beteuert, dass sie sich keines Fehlverhaltens schuldig gemacht habe, das eine Absetzung rechtfertigen würde. Einen Rücktritt schließt sie kategorisch aus.

Sollte auch der Senat für die Einleitung des Amtsenthebungsverfahrens stimmen, müsste Rousseff ihr Amt für 180 Tage ruhen zu lassen. Ihr Stellvertreter Temer würde in dieser Zeit die Amtsgeschäfte als Interimspräsident führen. Unterdessen würde der Senat die Amtsenthebung unter Leitung des Obersten Gerichts juristisch erneut prüfen und danach wieder abstimmen. Mit einer Zweidrittel-Mehrheit könnte Rousseff dann endgültig aus dem Amt gedrängt werden.

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4 Kommentare

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  • obwohl auch der folgende Artikel die Sicht einer gescheiterten Regierung unterstützt immer noch erheblich informativer als die TAZ:

    http://www.theguardian.com/world/2016/apr/18/dilma-rousseff-congress-impeach-brazilian-president

  • Sehr geehrte Taz, obwohl ich SWie davon in Kenntnis gesetzt habe - Ihr vorherige Artikel , kommentiert- dass die Meldungen zun Impeachment manipuliert bis falsch sind, wiederholen Sie unkommentiert "Tickermeldungen" (epd) , die nicht anders als "tendenziös" zu bezeichnen sind. Das ist nicht nur einfach sondern journalistisch skandalös und unprofessionell. Man kann Un- und Halbwahrheiten nicht einfach wiederholen. Die Anklage gegen Dilma ist nicht! Korruption. Sie laut "crimen de responsibilidad" : Verbrechen der Verantwortlichkeit. Dabei geht es nicht um Korruptionsverantwortlichkeit, sondern um ein Finanzverfahren, für das eine Zustimmung des Parlaments erwartet wurde. Das Verfahren als solches steht in Zusammenhang mit einer Zwischenfinanzierung von Sozialprogrammen. Das ist ganze Verbrechen von Dilma. Einige Mitglieder der PT, denen Korruption vorgeworfen, sitzen zur Zeit schon rechtskräftig verurteilt im Gefängnis. Dagegen kann der Vizepräsident Temer, gegen den einKorruptionverfahren mit einer Gesamtstrafe von 148 Jahren Gefängnis anhängig sind, in dem Artikel als bessere Alternative dargestellt werden. Selbst die New York Times titelt: Korrupte Politiker versuchen nicht korrupte Präsidentin zu stürzen. Die Taz unfähig die New York Times zu zitieren - stattdessen diesen Artikel - unglaublich!

  • Ich bin enttäuscht von der Berichterstattung der taz über Brasilien. Gegen Dilma konnte kein einziger Vorwurf der Korruption gefunden werden, und das, obwohl ihre Gegner, einschließlich der korrupten Presse in Brasilien, krampfhaft danach suchen. Die Kommission des Amtenthebungsverfahren hingegen besteht aus Kriminellen. Gegen einen besteht ein Haftbefehl von Interpol, andere tauchen in den Panama Papers auf, und gegen mehrere gibt es Anzeigen der bras. Polizei. Ein Amtsenthebungsverfahren ist in Brasilien gar nicht legal in diesem Fall, da es keinen Vorwurf einer kriminellen Handlung der Präsidentin gibt. Daher kann man wohl von einem Staatsstreich sprechen.