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Regierung fördert Solarfabrik in den USAHermesbürgschaft für Abwanderung

Meyer Burger schließt die Solarfabrik in Freiberg und baut eine neue in den USA. Die Linkspartei kritisiert, dass die Bundesregierung das fördert.

Wandert in die USA ab: Solarmodulproduktion von Meyer Burger im sächsischen Freiberg Foto: dpa

Berlin taz | Die Linkspartei im Bundestag kritisiert, dass das von Robert Habeck (Grüne) geführte Bundeswirtschaftsministerium dem Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger eine Hermesbürgschaft für den Aufbau einer Solarfabrik in den USA zugesagt hat. Aus der Antwort auf eine Frage des Bundestagsabgeordneten Jörg Cezanne (Linke) geht hervor, dass die Bundesregierung diese Zusage gegeben hat.

Meyer Burger hatte Ende März 400 Beschäftigten im sächsischen Freiberg gekündigt. Die Solarfabrik dort wird geschlossen, der Hersteller hatte vergeblich auf Hilfe der deutschen Regierung gewartet. Gleichzeitig will das Unternehmen in den USA ein neues Werk aufbauen. „Die nun in die USA verlagerte Produktion in Deutschland zu halten, wäre unterstützenswert gewesen“, sagte Cezanne der taz. „Die Verlagerung in die USA auch noch mit einer Hermesbürgschaft abzusichern und dem Unternehmen damit die sicherlich teurere Privatversicherung zu ersparen, ist unverantwortlich.“

Mit Exportkreditgarantien sichern Unternehmen Investitionen im Ausland ab. Für gewöhnlich übernehmen diese Garantien private Versicherer. Üblicherweise springt der Staat mit den sogenannten Hermesbürgschaften nur ein, wenn es auf dem Markt kein Angebot gibt, etwa wegen zu hoher politischer Risiken oder weil ein Projekt extrem groß ist, etwa bei einem Staudammbau. Cezanne bezweifelt, dass es für Meyer Burger keine private Absicherung gibt. Die Regierung werfe dem Unternehmen an falscher Stelle Geld hinterher, kritisierte er.

Meyer Burger äußerte sich auf Anfrage der taz nicht zu der Bürgschaft. Die USA sind für Solarmodulhersteller ein attraktiver Standort, weil der Staat dort mit hohen Subventionen lockt. In der Antwort aus dem Bundeswirtschaftsministerium auf Cezannes Frage heißt es: „Die Bundesregierung hat mit Blick auf das Unternehmen Meyer Burger die Übernahme einer Exportkreditgarantie im Zusammenhang mit dem Aufbau einer Solarmodulproduktion in den USA grundsätzlich zugesagt.“

Damit verbunden sei eine Standortgarantie für den Forschungs- und Fertigungsstandort von Meyer Burger in Hohenstein-Ernstthal, schreibt Staatssekretär Udo Philipp. Für die Bundesregierung sei zentral, diesen Standort zu erhalten und Arbeitsplätze dort zu sichern. Zu Einzelheiten wie dem Volumen der Bürgschaft will sich das Bundeswirtschaftsministerium mit Hinweis auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse des Unternehmens nicht äußern.

Keine Hilfe für hiesige Hersteller

„Dass es eine Standortzusage im Gegenzug für einen Exportkredit für Produktionsverlagerung gibt, lässt vermuten, dass es ein Deal zwischen Meyer Burger und der Bundesregierung gegeben hat“, sagte Cezanne. „Das hinterlässt ein Geschmäckle, denn es geht nicht nur um Meyer Burger.“ Mittlerweile haben zwei weitere Unternehmen – Heckert Solar aus Chemnitz und Solarwatt aus Dresden – Entlassungen angekündigt. Deutschland verliere wichtiges Know-how in einer Schlüsselbranche für die Energiewende, sagte Cezanne. „Wir müssen jetzt Solar im großen Stil ausbauen und gleichzeitig die Produktion in Deutschland halten.“

SPD, Grüne und FDP hatten über Monate über Hilfen für hiesige Hersteller gestritten. Die Unternehmen leiden unter subventionierten Billigimporten aus China. Sie fordern Unterstützung, um gegen diese Wettbewerbsverzerrung bestehen zu können. SPD und Grüne waren in den Verhandlungen um das gerade verabschiedete Solarpaket I für Hilfen – auch um die Abhängigkeit von chinesischen Produkten nicht zu vergrößern. Die FDP ist dagegen und hat sich durchgesetzt.

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4 Kommentare

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  • Es ist der blanke Hohn!

    Normal - wa

  • " ... „Wir müssen jetzt Solar im großen Stil ausbauen und gleichzeitig die Produktion in Deutschland halten.“ ..."

    Das geht langsfristig nur dann gut, wenn die z.Bsp. die Lohnstückkosten auf USA Niveau abgesenkt werden. (ca -25%). Gelingt das nicht (es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es gelingen könnte), wird es ein ewiges schwarzes Subventionsloch.

  • Die chinesische Regierung agiert hier sehr vorausschaubar.



    Wie damals bei der Flutung der Weltmärkte mit Metallen der Seltenen Erde zu Dumpingpreisen, welche zur Schließung von zahlreichen Minen geführt hat und



    zu einer marktbeherrschenden Stellung mit 90 % Marktanteil.



    Warum schließt die EU nicht endlich die Grenze für subventionierte chinesische Produkte?



    Nach dem Niedergang der Solarbranche wird die Stahlindustrie folgen.



    Mal schauen, ob Xi Jinping später unsere Renten bezahlt.

    • @thomys:

      "Warum schließt die EU nicht endlich die Grenze für subventionierte chinesische Produkte?"



      1) Weil dann deutsche Unternehmen und Bürger auf wesentlich teurere Produkte und Rohstoffe ausweichen müssten, und sich so ziemlich alles von Smartphone über Fernseher, Waschmaschine und Autos gewaltig verteuern würde.



      2) Weil dann Photovoltaik zum Erliegen kommt.



      Denn die angeblichen +25% mehr in den USA beziehen sich nur auf die Produktionskosten MIT chinesischen Zellen. Ohne diese sind es 70-80% Mehrkosten.



      Dies ginge dann vorwiegend zu Lasten der niedrigen Einkommen, während die Besserverdiener mit 10% mehr leben könnten.