Regelbetrieb an Schulen: Eine schwierige Aufgabe
Die Sommerferien gehen zu Ende. Ob Präsenzunterricht oder Homeschooling – die Kritiker:innen sitzen schon in den Startlöchern.
Z ugegeben: Die Bildungsminister:innen haben keine Chance, es im neuen Schuljahr allen Seiten recht zu machen. Zumindest nicht, seitdem die Corona-Neuinfektionen in den vergangenen Tagen eine zweite Welle ernsthaft befürchten lassen. Setzen die Minister:innen auf Präsenzunterricht in voller Klassenstärke – damit diejenigen, die beim digitalen Lernen nicht mitgekommen sind, nicht weiter abgehängt werden –, gelten sie manchen Eltern schon als fahrlässig.
Versuchten sie umgekehrt, die Verbreitung des Virus über präventive Schulschließungen zu verhindern, vergrößern sie ungewollt die Wissenslücken und die soziale Ungerechtigkeit im Land. So weit, so unauflösbar. Den Ländern bleibt also nicht viel mehr übrig, als die Rahmenbedingungen für alle Szenarien – Regelunterricht, vereinzelte Schulschließungen, flächendeckender Lockdown – möglichst zu optimieren und dann je nach Lage vor Ort umzusetzen. Und genau das haben sie auch vor. Das muss man ihnen zugutehalten.
Die Frage ist natürlich, ob die Bildungsminister:innen in den Sommerferien an den richtigen Schrauben gedreht haben. So können die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern, die am Montag als erste bundesweit den Unterricht aufnehmen, zwar für die nächste Homeschoolingphase digitale Geräte verteilen. Auch können nun ganze Klassen von zu Hause aus über eine fancy Lernplattform kommunizieren. Nur hat die Landesregierung den Netzausbau auf dem Land verschlafen.
Das bedeutet, dass noch immer nicht alle am digitalen Unterricht teilnehmen können. Andersherum zeigen Länder wie Hamburg oder Bremen, indem sie sichere FFP2-Masken, Schutzvisiere und präventive Tests für ihre Lehrkräfte anbieten, dass sie die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen nicht aus den Augen verloren haben. Zum normalen Schulbetrieb zurückzukehren war nach so vielen anderen Erleichterungen im Lockdown überfällig.
Sollte es tatsächlich eine zweite Welle geben, dann sicher nicht, weil die Schulen wieder öffnen. Elf Millionen Schüler:innen haben ein Recht auf Bildung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden