Reform der Agrarsubventionen gefordert: Staatsknete für Umweltleistungen
Subventionen sollen Bauern nur noch für Öko- und Tierschutzleistungen bekommen, so Umweltschützer. Ein EU-Beitritt der Ukraine erhöhte den Druck.
So eine Reform werde noch dringender, wenn die EU die Ukraine aufnehme, sagte Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Sonst würde der Agrarhaushalt explodieren, da ein Beitritt der Ukraine die landwirtschaftliche Fläche der Staatengemeinschaft um ein Viertel vergrößerte.
Die Bauern beispielsweise in Deutschland liefern den Großteil der hier verbrauchten Nahrungsmittel. Sie belegen aber auch die Hälfte der Landfläche und sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten aussterben sowie Grundwasser verschmutzt wird.
14 Prozent der Treibhausgase kommen laut Umweltbundesamt aus der Branche, inklusive der Emissionen aus Agrarböden und landwirtschaftlichem Verkehr. 2021 bis 2027 wird die Europäische Union rund 385 Milliarden Euro für die Gemeinsame Agrarpolitik ausgeben, was etwa einem Drittel des EU-Haushaltes entspricht. Dennoch müssen immer mehr Höfe schließen.
Mehr Vielfalt auf dem Acker
Die Umweltverbände plädieren dafür, dass Subventionsempfänger erstens künftig „deutlich“ mehr Pflanzenarten, als bisher verlangt, anbauen müssen. Das soll eine hohe „Kulturartenvielfalt“ sicherstellen. Zweitens sollen sie auch Grünland – also die besonders artenreichen Wiesen und Weiden – erhalten, und drittens einen Mindestanteil von Flächen wie Blühstreifen bereitstellen, auf denen nichts produziert wird. Um den Treibhausgasausstoß aus trockengelegten Mooren und Feuchtgebieten zu reduzieren, sollen die Landwirte viertens solche Flächen nicht mehr entwässern dürfen.
Nur wer diese vier Bedingungen erfüllt, soll dann Geld für bestimmte Leistungen bekommen können – etwa, wenn er den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert. Oder eher kleine Felder hat, auf denen mehr Pflanzen- und Tierarten leben als auf größeren. Oder viele Hecken und Bäume auf den Flächen hat, weniger chemisch-synthetische Pestizide und Dünger benutzt, seine Tiere auf der Weide und nicht nur im Stall hält oder nach den Regeln des Biolandbaus arbeitet.
Die Prämien für diese Leistungen sollen nach dem Willen der Verbände so hoch sein, dass sie nicht nur den Aufwand ersetzen – sondern den Bauern auch Gewinne verschaffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei