Rede von US-Politikerin Sarah Palin: Erratisch zu neuen Tiefs
Die Republikanerin Sarah Palin ist bekannt für ihre seltsamen Reden – nun hat sie sich selbst übertroffen. Sogar Konservative sind irritiert.
Immer mal wieder ist Sarah Palin plötzlich da, taucht auf aus der Wildnis Alaskas. Erratische Interviews und Statements ist man von der konservativen Politikerin, die einst unter dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain Vize-Präsidentin werden sollte, dabei lang gewöhnt. Der Darling der rechten Tea Party hat sich mit steilen Thesen noch nie zurückgehalten.
Da sie jüngst wieder bekräftigte, eine Kandidatur um das Weiße Haus im nächsten Jahr in Betracht zu ziehen, rückte ein Auftritt von Palin in Iowa in den Fokus. Doch bei dieser Gelegenheit hat es Palin wohl endgültig überdreht, denn selbst Parteikollegen und konservative Meinungsmacher wenden sich von ihr ab – nach einer Rede, die bestenfalls als absurd beschrieben werden kann.
Iowa ist traditionell der erste Bundesstaat, in dem sich die potenziellen Präsidentschaftskandidaten beider US-Parteien einer parteiinternen Vorwahl stellen. Bevor das Anfang 2016 passiert, sprach Palin dort bei einem „Gipfel für konservative Führungskräfte“.
Führungstalent ließ Palin dabei aber vermissen, teils völlig zusammenhanglos schwadronierte sie über Obama, Energiepolitik, die Genese des Begriffs „Status quo“ oder den Heldenfilm „American Sniper“. Obama dabei als „ungezogenes Kind“ zu bezeichnen, „der einen nur reiten kann, wenn der Rücken gebogen ist – also streckt eure Rücken“, fällt in die Palin-typischen Zitate, die kaum mehr Achselzucken hervorrufen. Ihr zuzuhören, wie sie über ein Foto ihrer Tochter Bristol in knappem Lederoutfit spricht – sie aber eigentlich den Familienhund und sein Geschirr meint, ist selbst für Palin ein neues Tief.
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John Fund, Autor für die konservative National Review, nannte die Rede „bizarr“, Byron York vom ebenfalls rechten Washington Examiner schrieb, sie sei „kaum zusammenhängend“ gewesen und Scott Conroy, Co-Autor eines Buchs über Palin, twitterte: „Ich sage das nicht leichtfertig. Das ist die seltsamste Rede, die Sarah Palin je gehalten hat.“ Der Republikaner Kevin Hall aus Iowa versuchte es etwas eleganter: „Ich bin kein Fan dieser Rede.“
Ob Palin alkoholisiert war oder doch nur der Teleprompter ausgefallen war, wie spekuliert wird, bleibt ihr Geheimnis. Als die 33 quälenden Minuten ihrer Redezeit endlich vorbei waren, verließ Palin die Bühne zu Taylor Swifts Song „Shake It Off“.
Diesen Auftritt einfach abzuschütteln, dürfte ihr jedoch etwas schwerer fallen. Selbst der rechte Flügel innerhalb der Republikanischen Partei wird eine Kandidatur Palins in dieser Verfassung wohl nicht unterstützen. Gefreut hat die verunglückte Performance aber dann doch jemanden: die Demokraten. Die Partei veröffentlichte ein Zwei-Wort-Statement zu der Rede: „Thank you.“
Leser*innenkommentare
628 (Profil gelöscht)
Gast
Ich frage mich immer, wie es einigermaßen vernünftige US-Amerikaner in ihrem Land überhaupt noch aushalten. Zu wissen, dass ein beträchtlicher Teil der Mitbürger solchen Gestalten wie dieser Palin hinterherrennt und zujubelt, muss schwer erträglich sein.
HP Remmler
Sie scheint sich dem Geisteszustand von Reagan und Bush junior (jeweils bei Amtsantritt) anzunähern. Ist das wirklich ein gutes Zeichen für die Demokraten?
Demokratie-Troll
Zitat: Sarah Palin "zuzuhören, wie sie über ein Foto ihrer Tochter Bristol in knappem Lederoutfit spricht – sie aber eigentlich den Familienhund und sein Geschirr meint"
Also das würde mich jetzt näher interessieren. Hört sich spannend an! Ihre Kandidatur wäre vielleicht ein echter Event.
DasNiveau
There's No Business Like Show Business.
Darum mag ich amerikanischen Wahlkampf.
robby
Eine adäquate Nachfolgerin vom Dubble-Ju....
Joseph Tannhuber
Wichtig bei so einer Rede ist doch nur das »God bless America.« am Ende. Und schon jubeln die Massen.
Karl Kraus
@Joseph Tannhuber Weil sie an diesem Satz merken, dass die Rede endlich vorbei ist.
Micha Mille
Einfach nur bizarr. Lässt nichts gutes erwarten für die nächste Wahl.
ioannis
Wenn eine Vielzahl der Wähler nicht so bescheuert und unberechenbar wäre, wäre Palin schon 2008 das beste gewesen, was den Demokraten hätte passieren können.