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Recycling von PlastikZu viel Müll aus Joghurtbechern

Recycelte Rohstoffe sind wichtig für die Kreislaufwirtschaft, aber selten vorhanden. Ein Bundestagsbericht zeigt, was es für deren Förderung braucht.

Plastikverpackungen im Kühlregal eines Supermarktes Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Berlin taz | Kunststoffverpackungen aus Privathaushalten machen etwa 40 Prozent der Kunststoffabfälle in Deutschland aus – sie werden jedoch nur zu etwa 60 Prozent recycelt. Dies konstatiert ein Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) vom Donnerstag. Die Au­to­r*in­nen der für Bun­des­tags­po­li­ti­ke­r*in­nen relevanten Beratungsinstitution kommen zudem zum Schluss, dass nur ein kleiner Teil des für die deutsche Wirtschaft benötigten Kunststoffes aus Rezyklaten stammt, also Sekundärrohstoffen, die aus Recycling gewonnen wurden. Und das, obwohl Deutschland über eine „gut ausgestattete und leistungsfähige“ Abfallwirtschaft verfüge.

Die Bundesrepublik ist also bei weitem nicht auf Kurs bei der geplanten EU-Verpackungsverordnung. Diese besagt, dass ab 2030 Verpackungen grundsätzlich recycelbar sein sollen. Die Regelung dürfte in Bälde verabschiedet werden – sofern sie nicht von der FDP blockiert wird.

Neben der heterogenen Zusammensetzung der Abfälle liegt die geringe Recyclingquote laut dem Bericht vor allem am wachsenden Anteil von verschiedenen Materialien in einem Produkt, also etwa Papier, Kunststoff und Metall, wie das bei Joghurtbechern der Fall ist. Dazu komme der hohe Verunreinigungsgrad durch Produktreste oder auch Etiketten, Klebstoffe und Lackierungen, die ein hochwertiges Recycling von Kunststoffen aus Verpackungen erschweren würden.

Der Studie des TAB zufolge gehörten zu den typischen Hemmnissen ein nicht recyclinggerechtes Produktdesign, eine unzureichende Sammlung der Abfälle sowie insgesamt ungünstige ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen. Deshalb werden verschiedene Ansätze zur Verbesserung der derzeitigen Situation präsentiert.

Plastiksteuer gefordert

„Der Bericht des TAB zeigt, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist, es ist bestimmt eine Verdoppelung des derzeitigen Rezyklat-Anteils von 15 Prozent möglich“, sagt Professor Henning Wilts, Leiter des Forschungsbereichs Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Wilts fordert eine Mindestrezyklatquote, also eine Vorschrift, die Mindestmengen an Rezyklaten in Kunststoffen vorschreibt.

Dies wird auch im TAB-Bericht gefordert. Zudem brauche es schärfere Vorgaben für ein kreislauffähiges Produktdesign. Ebenfalls wird im Bericht chemisches Recycling als Möglichkeit angegeben. Dabei werden Kunststoffe in ihre chemischen Einzelteile zerlegt, die dann wiederum zur Herstellung von neuem Kunststoff verwendet werden können. Allerdings schreiben die Autor:innen, dass derzeit noch „höchst unsicher“ sei, ob chemisches Recycling „ökologisch sowie wirtschaftlich vorteilhafte Alternativen zur werkstofflichen Verwertung bieten – also dem herkömmlichen, mechanischen Recycling.

Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe gefällt schon die Wortwahl nicht: „Die Zerlegung von Abfall in seine ursprünglichen Bestandteile kann nicht Recycling genannt werden.“ Sie spricht sich auch für Rezyklat-Quoten aus, aber nur, wenn die Rezyklate aus werkstofflichem Recycling stammen. Metz betont, dass das größte Problem nicht beim Recycling liege. Die erste Priorität sollte der Reduktion von Plastikverpackungen und damit der Abfallreduktion gelten. Dann müssten Mehrwegverpackungen gefördert werden. Und erst an letzter Stelle stehe das möglichst effiziente Recycling. Konkret fordert Metz eine bundesweite Steuer auf Einwegverpackungen nach dem Vorbild von Tübingen.

Auch der TAB-Bericht kommt zum Schluss, dass es wichtig wäre „die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für werkstoffliches Recycling zu verbessern“, beispielsweise über Abgaben auf Kunststoffverpackungen, die überwiegend aus nicht recyceltem Kunststoff bestehen – sprich eine neue Plastiksteuer. Zudem seien Investitionen in die Sortiertechnik wichtig, die den Plastikabfall besser trennen kann. Außerdem müsse die Verpackungsindustrie die Menge an verschiedenen Bestandteilen des Kunststoffes reduzieren.

Deutsche produzieren im Schnitt pro Kopf und Jahr rund 226 Kilogramm Verpackungsmüll, Tendenz steigend. Oft besteht dieser aus Kunststoff. Die Produktion verursacht Treibhausemissionen und müsste daher dringend gedrosselt werden. Nun wird der Bericht des TAB in den relevanten Ausschüssen im Bundestag besprochen, die Erkenntnisse könnten in die Gesetzgebung zur Kreislaufwirtschaft fließen.

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6 Kommentare

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  • Ein großes Problem besteht darin, dass die Plastikhersteller eine gigantische Menge Geld damit verdienen. Und genau da müsste man ansetzen, sonst können wir recyceln wie wir wollen.

    www.boell.de/de/20...-der-plastik-lobby

  • Das ist doch politisch gewollt.

    Umweltminister Töpfer wollte seinerzeit vermutlich ein Zeichen setzen aber die Verpackungshersteller nicht vergrätzen.

    Und so kam es, dass die Verpackungshersteller praktsich den Gesetzestext in die Feder diktierten.

    Und so bekamen wir das Abzockesystem schlechthin.



    Genannt Grüner Punkt bzw Duales System.



    Milliarden verpulvert ohh... nein... nicht verpulvert. Die hat jetzt nur jemand anders. Auf den Kaiman-Inseln oder in Monaco.

  • Solange die Hersteller und Inverkehrbringer von dem Zeug sich so billig aus der Verantwortung kaufen können, wird sich da nichts ändern. Dazu sind die monetären Anreize viel zu gering . Auch für die Verbraucher. Wenn jeder Joghurtbecher einen Pfandpreis von einem Euro hätte, würde viel mehr Material wieder da landen, wo es vernünftig getrennt werden könnte: in den Logistikströmen der Händler und Hersteller.

  • Früher gabs Joghurt nur in mikroplastikfreier wiederverwendbarer Pfandglasverpackung. Oder war das noch zu DDR-Zeiten?

  • verpackungen per gesetz minimalistisch designt und dann einfach Sprit draus machen erstmal, hat einen besseren Brennwert als das Zeug an der Tankstelle, also doppelt Co2 gespart.

    Oder halt recykelt.

    Wer hat gesagt das Produktinformationen unbedingt auf der Packung sein müssen, diese könnten in GROSSEN Buchstaben am Regal sein und auf der Packung müssten die Hersteller sich schon was überlegen was da möglich ist und das Recykling nicht behindert.

    Einheitsdesign und Robustheit für Wiederverwertung wären eine Interessante Option, es muss ja kein "Einwegplastik" sein. Plastik hat halt den Vorteil des geringen Gewichts gegenüber Glas zum Beispiel. Ich frage mich ob es bei Plastikflaschen nur desshalb aktuell nicht möglich ist, weil es keinen Anreiz dafür gibt. Im Grunde können Kunststoffe ja enorm Robust sein.

  • Vielleicht, nur vielleicht, liegt es aber auch am Verbraucher:

    ich kenne niemanden (ausser mir selbst), der am Joghurtbecher den Deckel abmacht, oder die Pappe um den Becher separat entsorgt. Das führt dazu, dass der Becher im Endeffekt in der Verbrennung landet. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass immer weniger Leute ihren Müll ordnungsmegäß trennen. Hier muss viel besser aufgeklärt werden und auch die Tonnen müssen besser kontrolliert und eine nichteinhaltung konsequenter bestraft werden. Ist aufwändig, anders geht es aber nicht.