Rechtspopulismus in Sachsen-Anhalt: AfD will Geheimdienste überwachen
In Sachsen-Anhalt soll ein Rechtsaußen-AfDler in die Kontrollkommission einziehen. Die SPD will das nun „kritisch prüfen“.
Ursprünglich hatte die AfD ihren Fraktionschef André Poggenburg für die Kommission nominiert. Der gehört zum weit rechten Flügel der AfD, spricht gerne von der „Verantwortung für die Volksgemeinschaft“ und pflegt auch Kontakte ins neurechte Spektrum, etwa zu der Denkfabrik Institut für Staatspolitik in Schnellroda. Und nun soll Poggenburg den Geheimdienst kontrollieren?
Nach dem Protest der anderen Fraktionen zog Poggenburg seine Kandidatur zurück, angeblich aus organisatorischen Gründen. Stattdessen ist nun Volker Olenicak nominiert. Die Personalie aber ist ebenso heikel: Auch Olenicak gilt als offen für weit rechtes Gedankengut.
Man werde den Vorschlag „kritisch prüfen“, kündigte SPD-Innenexperte Rüdiger Erben an. Schon Poggenburgs Kandidatur sei eine „Zumutung“ gewesen. „Er liebäugelt immer wieder mit Rechtsextremisten aller Schattierungen und will die AfD endgültig nach rechts außen führen.“
Grüne fordern Anhörung
Auch die Grünen sind skeptisch. „Volker Olenicak hat sich auf Facebook wiederholt rassistisch und antisemitisch geäußert und war bei diesen Montagsdemos aus dem Reichsbürgerspektrum dabei“, sagt Innenpolitiker Sebastian Striegel, der selbst in die Kontrollkommission einziehen will.
Die Grünen fordern nun eine Anhörung Olenicaks: „Da hat er die Chance, den Eindruck zu widerlegen, dass er für diesen Posten nicht geeignet ist.“ Danach wolle man entscheiden, wie sie abstimmen.
Poggenburg dagegen verteidigt Olenicak. Die AfD habe als größte Oppositionsfraktion das Recht, in dem Ausschuss zu sitzen. Er wisse nichts von Beziehungen Olenicaks zu Gruppen wie den Reichsbürgern. Sollte dieser aber tatsächlich zu einer solchen Gruppierung gehören, „wäre er vielleicht nicht der Richtige für die Kontrollkommission“.
Auch andere Länder ringen mit der AfD in dieser Frage. In Sachsen wurden trotz Linken-Kritik zwei AfD-Männer in die Kontrollkommissionen für Polizei und Verfassungsschutz gewählt. In Thüringen ist die AfD nicht vertreten. In dem Gremium sitzen qua Gesetz nur die drei stärksten Fraktionen. Die Linkspartei trat einen Sitz allerdings an den Fünftplatzierten, die Grünen, ab.
In Brandenburg, wo die AfD ebenso seit 2014 im Landtag sitzt, dauert das Ringen bis heute. Viermal fiel der AfD-Kandidat Andreas Galau, ein früheres REP-Mitglied, bei Wahlen durch. Die Rechtspopulisten riefen das Verfassungsgericht an. Die Folge: Galau musste im April im Landtag zu seiner Kandidatur angehört werden – und scheiterte in der folgenden Wahl erneut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei