Rechtsextremer Täter in Berlin gefasst: Nazi-Rentner geständig
Nach drei Brandanschlägen auf NS-Gedenkorte und einen lesbischen Verein hat die Polizei einen Mann festgenommen. Er ist geständig.
BERLIN taz | Nach den drei Brandstiftungen am Samstag- und Montagmorgen an zwei NS-Gedenkorten und den Büroräumen eines Vereins lesbischer Frauen hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Erklärung am Mittwoch mitteilten, handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 63-jährigen Mann, der am Dienstagabend an seiner Wohnanschrift im Ortsteil Baumschulenweg in Treptow festgenommen wurde. Laut den Ermittlungsbehörden räumte er „die Taten umfänglich ein“.
Vollstreckt wurde damit ein Haftbefehl, der nach der letzten Tat am Montagmorgen an den Räumlichkeiten des Vereins „Rad und Tat: Offene Initiative Lesbischer Frauen“ an der Schillerpromenade in Neukölln ausgestellt wurde. Dabei hatte der Täter die Fensterscheiben zerstört und danach versucht, einen Brand zu legen. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, der taz sagte, handelte es sich bei der Tat um eine „versuchte schwere Brandstiftung“, bei der auch Menschen gefährdet wurden.
Zur Last gelegt werden dem Mann überdies eine Brandstiftung an der Bücherboxx am NS-Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald, bei dem auch ein antisemitisches Pamphlet hinterlassen wurde. Die mit Büchern bestückte Telefonzelle brannte bei dem Anschlag vollständig aus. Ein Brandanschlag ebenfalls am Samstagmorgen auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Tiergarten dagegen scheiterte. Angebracht wurden hier zwei Zettel mit einem als homosexuellenfeindlich geltenden Bibelzitat. In beiden Fällen handelt es sich laut Büchner um Sachbeschädigung bzw. einfache Brandstiftung.
Der Mann war der Polizei bereits bekannt wegen einer Serie von Sachbeschädigungen an Wahlplakten, Plakaten des Lesben- und Schwulenverbandes und einer Tafel eines Kindergartens Anfang des Jahres in Treptow, über die die taz zuvor berichtet hatte. Stets waren dabei Hassbotschaften mit Verschwörungs- und Vernichtungsphantasien hinterlassen worden, unterschrieben mit „Kassandros Berolinensis“. Wegen dieser Taten hatte die Staatsanwaltschaft am 8. Mai Anklage erhoben.
Dass der Mann auch bei den jüngsten Brandanschlägen Pamphlete mit diesem Namen hinterließ, brachte die Polizei schnell auf seine Spur. Nach Recherchen der taz hinterließ der Täter seine Hassbotschaften auch noch an einer Koranschule in der Neuköllner Flughafenstraße. Die beleidigenden Schriften wurden dort von einem Passanten bereits am vergangenen Freitag gefunden und inzwischen der Polizei übergeben.
Die Betreiber der Bücherboxx im Grunewald rufen für Sonntag 14 Uhr zu einer Mahnwache am Gleis 17 auf. Geplant sind Gespräche, Musik und Lesungen. Auch soll Geld gesammelt werden, um die Bücherboxx wieder herzustellen und einzurichten.
Leser*innenkommentare
Sonntagssegler
Wie dumm muss man sein, um Bekennerschreiben mit einem Pseudonym zu unterzeichnen, dessen Urheber die Polizei schon kennt?
Wenn diese Leute nicht so gefährlich wären, wäre es fast lustig.
Stoffel
Ich weiss schon was kommt. Polizeibekannter Täter mit psychischen Problen, war kürzlich in Haft und/oder in Psychiatrie.
Es ist ein Kreuz